Neukirchen-Vluyn Neukirchens bestrickende Helferinnen

Neukirchen-Vluyn · Die "Aktion Dorfmasche" unterstützt öffentlichkeitswirksam das Dorfmarketing Neukirchen und bringt Schülern das Handarbeiten bei.

 Drei Damen der "Dorfmasche" mit Strickzeug beim jüngsten Treffen. Von links: Hildegard Blick, Helga Storck, Brigitte Olbert. Männer sind noch nicht bei der Aktion dabei, aber was ist nicht, kann ja noch werden.

Drei Damen der "Dorfmasche" mit Strickzeug beim jüngsten Treffen. Von links: Hildegard Blick, Helga Storck, Brigitte Olbert. Männer sind noch nicht bei der Aktion dabei, aber was ist nicht, kann ja noch werden.

Foto: Klaus Dieker

Mehr als ein Jahr ist es her, da bot sich den Passanten im Dorf Neukirchen ein ungewöhnlicher Anblick. Eine Reihe von Damen hatte es sich auf der Straße gemütlich gemacht, Strickzeug und -wolle hervorgeholt und eifrig die Nadeln klappern lassen. Ein paar Wochen später war der Baum am Missionshof in Stammeslänge bunt eingestrickt. Es war das erste Mal, dass die "Aktion Dorfmasche" ins öffentliche Bewusstsein trat.

An diesem Nachmittag, kurz vor dem Weihnachtsfest, schauen die Damen zurück und stoßen mit einem Glas Sekt an. Dazu haben sie auch allen Grund, denn innerhalb eines Jahres ist die einst private Strickrunde ein Phänomen geworden, das sogar überregional für Furore gesorgt hat. Der wohl größte Erfolg war der Titel "Schönste Straße Deutschlands", den die Gruppe ins Dorf Neukirchen holen konnte. "Bei diesem Wettbewerb wurden Nachbarschaftsaktionen ausgezeichnet", sagt Martha Schlothmann.

Die Idee sei in einem Gespräch mit Ulrike Reichelt vom Dorfmarketing entstanden. "Dann habe ich Frau Storck angesprochen, weil ich wusste, dass sie einen privaten Strickkreis hatte." Und so fanden die ersten Mitglieder der heutigen Dorfmasche zusammen. Weil stets in der Öffentlichkeit gestrickt wurde, erregten die Damen Interesse und mehr und mehr Frauen kamen hinzu. "Wir haben zum Glück schönes Wetter gehabt", erinnert sich Martha Schlothmann. Und dankenswerterweise hätten Geschäftsleute es den strickenden Damen mit Essen und Trinken bequem gemacht.

Dass die Dorfmasche aktiv war, merkte auch der letzte Einwohner, als das unansehnliche Haus am südlichen Ende der Hochstraße plötzlich in allen Farben leuchtete. Das war unter anderem das Ergebnis von Besuchen der Mitglieder in Schulen. "Wir haben achte Klassen besucht, so mit fünf, sechs Personen", berichtet Ulrike Reichelt. Die Schüler — nicht nur Mädchen — lernten die traditionellen Handarbeitstechniken kennen und versuchten sich an eigenen Stücken. "Wir sehen uns aber nicht als Konkurrenz zum Textilunterricht in den Schulen, lediglich als Ergänzung", stellt Doris Wyschok klar.

Die Arbeiten der Schüler wurden schließlich zu einem großen bunten Gesamtkunstwerk an dem besagten Gebäude befestigt. Das Ortsbild war plötzlich wie verwandelt. "Und die Menschen haben wahrgenommen, dass es sich um einen Schandfleck handelt, das sieht man ja besonders jetzt, wo die Strickerei verschwunden ist", meint Reichelt. "Damit hat die Dorfmasche auch eine Debatte losgetreten." Für die Schüler sei es vor allem toll gewesen, die eigene Arbeit an dem Haus ausgehängt zu sehen. "Die Kinder waren richtig stolz. Ein Junge stand mal vor dem Haus und rief: ,Das da hab' ich gemacht." Brigitte Olbert ergänzt: "Es kamen sogar Besucher aus Essen und Rees, die das Haus fotografiert haben."

Auch in Wesel war der Strickclub bereits aktiv. Dort hüllten sie im Oktober einen lebensgroßen Kunststoff-Esel mit ihrer Wolle ein, der zum Blickfang in einem Modehaus an der Wallstraße wurde.

Jüngst haben die handarbeitenden Damen die "Glücksbox" im Missionshof eingestrickt. Allein dafür, schätzt Martha Schlothmann, seien rund 10 000 Meter Wolle verwendet worden. Für das kommende Jahr hat die Aktion Dorfmasche neue Pläne. Martha Schlothmann bekräftigt: "Wenn wir eine gute Sache unterstützen können, sind wir gern dabei."

(RP)
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