Neues Format in Neukirchen-Vluyn Stadtgespräch lotet Chancen und Risiken auf Niederberg aus

Neukirchen-Vluyn · Ein neues Format soll eine Plattform für Bürger schaffen.

 Auf dem ehemaligen Zechengelände ist eine Wohnsiedlung entstanden.

Auf dem ehemaligen Zechengelände ist eine Wohnsiedlung entstanden.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Proppenvoll wurde der Veranstaltungsraum in der Musikschule an der ehemaligen Diesterwegschule in Neukirchen-Vluyn bei der Auftaktveranstaltung des Stadtgespräches. Das neue Format konzentrierte sich in seiner Erstausgabe auf das Neubaugebiet Niederberg, fragte nach Risiken und Chancen beim Publikum.

Mehr Informationen in die Bürgerschaft bringen und Interesse für städtische Entwicklung wecken, das soll die Stoßrichtung der Stadtgespräche sein. Dass das ehemalige Zechengebiet Niederberg mit seiner Wohnbebauung und zukünftigen gewerblichen Nutzung für immer neuen Gesprächsstoff sorgt, versteht sich, zumal nun das weitere Baugebiet Neukircher Feld wie berichtet in die Planung geht. Für Wirtschaftsförderin Ulrike Reichelt, zugleich Referentin des Abends, ging es aber zunächst darum, die umfangreichen Planungsphasen nach der Zechenschließung zum Jahresende 2001 zu skizzieren.

2004 bis 2008 dauerten Rückbau und Flächensanierung. Als Erfolgsgeschichte erwies sich die Vermarktung der Baugrundstücke mit Schaffung der Wohnquartiere ab Sommer 2011. Rund 1000 Menschen haben auf Niederberg ihr Zuhause gefunden. Als schwierigste Planungsphase, so Reichelt, erwies sich die gegenüberliegende Fläche mit den beiden Fördertürmen und den unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden. Allein die Sanierung von einem Förderturm koste rund 1,5 Mio. Euro. Die sogenannte „urbane Atmosphäre“ mache den Reiz dieser Fläche aus, für die sich der Dorstener Investor Jürgen Tempelmann interessiert. Er hat vergleichbare Industrieflächen wie die Zeche Fürst Leopold über die Ruhrstadt Stiftung entwickelt. Die Niederberg-Fläche will er als „CreativRevier“ an den Start bringen.

Bürgermeister Harald Lenßen: „Basis ist der Vertrag mit der RAG. Mit solch einem Konzept verabschieden wir uns von einer reinen Schlafstadt.“ Das Angebot soll bestehende ergänzen, nicht konkurrieren, so Ulrike Reichelt. Die Chance der ehemalige Zechenstadt für das Zusammenwachsen bei der Ortsteile sei groß. Etwa 300 Arbeitsplätze könnten so auf der rund 80.000 Quadratmetern großen Süd-Ostfläche mit den verbleibenden Bauten entstehen.

Im Anschluss äußerten die Anwesenden ihre Meinung, aber auch Kritik. „Wir Niederberger haben keine Lobby“, so eine Stimme aus dem Publikum. Schon lange warte man auf eine fußläufige Nahversorgung, für die damals im ersten Bauabschnitt noch geworben wurde. „Das Thema wird kaputt gemacht. Wir fühlen uns verschaukelt“, so die Kritik. Ebenfalls aus dem Publikum kam die Anregung, beide Pförtnerhäuschen für Kulturevents zu nutzen, da sie dem augenscheinlichen Verfall preisgegeben seien. Erstaunt reagierten die Anwesenden auf die Information, dass die Dächer bereits zweimal neu eingedeckt und dann wieder zerstört wurden. Eine Beruhigung, so die Hoffnung der Stadtverwaltung, könne mit der zeitnahen Inbetriebnahme inklusive Straßenbeleuchtung der Niederbergstraße erfolgen. Nach dem Start des Stadtgesprächs als gemeinsame Veranstaltung von Volkshochschule und Stadt sollen in 2020 zwei weitere angeboten werden.

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