Handwerk in Neukirchen-Vluyn „Spinnen ist etwas Ursprüngliches“

Jeden zweiten Dienstag treffen sich bei Marion Mohanty vier Frauen, um gemeinsam zu spinnen und sich auszutauschen. Marion Mohanty spinnt schon seit dem 1980er Jahren. Sie färbt auch die Wolle selbst ein.

 Marion Mohanty mit ihrer Spinngruppe Claudia Rosendahl, Doris Fischer und Thekla Kersken (v.l.).

Marion Mohanty mit ihrer Spinngruppe Claudia Rosendahl, Doris Fischer und Thekla Kersken (v.l.).

Foto: Norbert Prümen (nop)

Alle 14 Tage verwandelt sich die Küche von George und Marion Mohanty in eine Spinnstube. Vier Frauen, manchmal auch fünf, sitzen an ihren Spinnrädern, um Wolle oder Flachs durch ihre Hände gleiten zu lassen. „Was wir hier verarbeiten, ist garantiert plastikfrei und nachhaltig“, berichtet Doris Fischer, die gerade Flachsfasern zu feinem Leinengarn spinnt, von der Faszination des Spinnens. „Mich fasziniert besonders, dass man alle Arbeitsschritte von der Faser bis zum fertigen Kleidungsstück selber machen kann.“ Die Krefelderin, die im Umweltzentrum Krefeld arbeitet, ist neu zu der Spinngruppe in Rayen gestoßen. „Ich habe Marion Mohanty beim Flachsmarkt im Flachmuseum Wegberg-Beeck kennengelernt“, erzählt sie. „Beim Museumssonntag im Moerser Schloss haben wir zusammen das Spinnen vorgestellt. Ich spinne schon seit 40 Jahren. Weil es damals in unserer Gegend keinen Spinnkurs gab, haben meine Mutter und ich uns das Spinnen mithilfe eines Buches selbst beigebracht.

Marion Mohanty kam durch Liesel Zimmermann, die in den 1980er Jahren im Haus der Familie in Kamp-Lintfort Spinnkurse gab, zu Wollverarbeitung. „Ich habe 1984 angefangen“, erzählt die Rayenerin. „Bis 1990 habe ich verschiedene Kurse besucht, unter anderem bei Inge Seelig im Dorf Kukate im Landkreis Lüchow-Danneberg südlich von Hamburg. Beim Spinnen kommt man zur Ruhe. Es ist etwas Ursprüngliches und eine meditative Arbeit.“ Schon damals verarbeitete sie die Wolle weiter, die sie in Knäueln von den Spindeln abwickelte. Mit Holznadeln strickte sie Socken, Stulpen, Handschuhe, Pullover und Mützen, genauso wie heute. 1990 begann sie außerdem, Wolle zu färben. Dabei setzt sie inzwischen auf Pflanzenfarben aus der eigenen Biogärtnerei, zum Beispiel Holunder. „Rinde, Beere, Blatt und Blüte – jeder Teil ist Kraft und Güte, jeder segensvoll“, zitiert sie eine alte Weisheit. Aus Wolle, die sie mit Holunder grünlichgelb färbt, strickt sie zum Beispiel Segenshäubchen für Neugeborene. Mit Dahlien färbt sie orange, mit Holunder gelb, mit Wiesenkerbel gelbgrün, mit Birkenblättern gelb, mit Avocadoschalen rosa und mit grünen Walnussschalen braun. Einige Male im Jahr besucht sie Veranstaltungen, auf denen sie die Technik des Spinnens vorstellt. Zum Beispiel spinnt sie bei den Festen des Biolandhofs Lammertzhof in Kaarst, bei der Biogartenmesse Schloss Türnich bei Kerpen oder beim Biomarkt Vienhues in Viersen. 2014 gründete sie außerdem die Spinngruppe. „Krankheitsbedingt können nicht mehr alle dabei sein“, erzählt wie. „Zwei neue Frauen haben sich unserer Gruppe angeschlossen. Sie bereichern die Gruppe durch ihr Fachwissen.“

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