Sie spielte in Neukirchen-Vluyn simultan gegen 19 Gegner Schachgroßmeisterin setzt alle matt

Neukirchen-Vluyn · Elisabeth Pähtz spielte im Neukirchen-Vluyner Rathaus zu Gunsten der Aktion „Bewegen hilft“ gegen 19 Gegner gleichzeitig.

 Elisabeth Pähtz am Zug gegen Ulrich Geilmann. Der versierte Schachspieler gab nach 28 Zügen auf.

Elisabeth Pähtz am Zug gegen Ulrich Geilmann. Der versierte Schachspieler gab nach 28 Zügen auf.

Foto: Schachverein Neukirchen-Vluyn

Elisabeth Pähtz stand nur drei oder vier Sekunden bei ihren Gegnern, bevor sie eine Figur zog. Dann schritt die Schachgroßmeisterin im kleinen Sitzungssaal des Ratshauses zum nächsten Brett. Nach einigen Sekunden bewegte sie wieder einen Bauern, einen Springer, einen Turm oder eine Dame. Nach knapp zwei Minuten hatte sie so an 19 Brettern ihre Schachfiguren gezogen, um wieder am ersten Brett den nächsten Zug zu setzen. Im Laufe des Nachmittages reduzierte die 34 Jahre Profispielerin die Rundenzeiten immer mehr, wenn Schachspieler in aussichtlosen Positionen aufgaben oder von ihr matt gesetzt wurden. In einer Rekordzeit von gut zweieinhalb Stunden gewann sie alle 19 Partien des Simultanturniers. „Elisabeth versohlt uns alle“, kommentierte Marie Mrugalski aus Geldern, mit sieben Jahren die jüngste Teilnehmerin, die Siegesserie.

Dabei hatte die Großmeisterin bei diesem Turnier von Brett zu Brett zwischen Weiß und Schwarz gewechselt. „Das ist schwieriger, weil sie sich jedes Mal neu einstellen muss“, sagte Ulrich Geilmann. Der Beigeordnete der Stadt, der auch Vizepräsident der Schach-Bundesliga ist, hatte das Simultanturnier zusammen mit den Schachverein Neukirchen-Vluyn von 1927 organisiert. Der Erlös fließt der Aktion „Bewegen hilft“ von Guido Lohmann zu. „Sie ist die stärkste deutsche Schachspielerin“, betonte Geilmann die Extraklasse der Großmeisterin, die 2005 Juniorenweltmeisterin war und von 1998 bis Sommer 2019 der deutschen Schachnationalmannschaft der Frauen angehörte.

Obwohl der einstige Teamchef der Essener Schachfreunde Katernberg ein erfahrener Turnierspieler ist, musste er bereits nach 28 Zügen aufgeben. Dabei hatte er sich auf die deutsche Blitzmeisterin der Jahre 2001, 2013 und 2016 eingestellt, die das Londoner System mit seinen Varianten bevorzugt. „Ich habe mich ein bisschen vorbereitet“, sagte er mit Blick auf den weißen Aufbau mit den Zügen Bauer d2 nach d4, Läufer c1 nach f4 und Springer g1 nach f3, mit denen dieses System beginnen kann.

Eine gute Chance, zumindest ein Remis zu holen, hatte Albert Wilhelm. Der Vorsitzende des Schachvereins saß als letzter am Brett. Stefan Kallen hielt die Partie ebenfalls lange offen. Doch dann machte der Mitarbeiter der Stadtverwaltung einen kleinen Fehler und vergab ein denkbares Unentschieden. Auch Ralf Siepen, der Spielleiter des Schachvereins, hatte mitgehalten. „Die Ergebnisse waren erwartbar“, sagte Heidi Saller aus Xanten, die selbst mitgespielt hat. „Für uns Schachspieler war es trotzdem eine besondere Erfahrung, einmal gegen eine Großmeisterin spielen zu können. Sie war sehr sympathisch und hat den Spielern erläutert, durch welche Fehler sie verloren haben und wie sie sich verbessern können.“

Elisabeth Pähtz trug sich auch ins Gästebuch der Stadt ein. Am Sonntag reiste sie zu einem Turnier nach Velbert-Neviges im Bergischen Land, am Montag flog sie über Moskau zu einem internationalen Turnier. Ulrich Geilmann denkt darüber nach, im nächsten Jahr zusammen mit „Bewegen hilft“ und dem Schachverein wieder ein Simultanturnier zu organisieren. „Eine Idee dazu habe ich schon“, sagte er augenzwinkernd.

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