Gegenwind für Modernisierung in Neukirchen-Vluyn Den Grafschafter Platz einfrieren ?

Neukirchen-Vluyn · Rund 150 Gäste kamen zur Bürgerversammlung Neukirchen in den Klingerhuf. Bei der Vorstellung der nächsten Projekte stieß die Stadtspitze auf unerwarteten Widerstand.

 Der Grafschafter Platz als Winterlandschaft: Manche Anwohner würden ihn am liebsten für immer einfrieren. Ihre Begründung: Wenn der Platz attraktiver wird, zieht er noch mehr Menschen an, die Lärm machen.

Der Grafschafter Platz als Winterlandschaft: Manche Anwohner würden ihn am liebsten für immer einfrieren. Ihre Begründung: Wenn der Platz attraktiver wird, zieht er noch mehr Menschen an, die Lärm machen.

Foto: Dirk Neubauer

Eines der kostspieligsten Stadtentwicklungsprojekte überhaupt war bei der Bürgerversammlung Neukirchen Ansatzpunkt für viel Kritik: Das „Integrierte Handlungskonzept Neukirchen“ (IHK) wird das Dorf am Ende für 7,2 Millionen Euro schöner gemacht haben. Davon stammen 5,3 Millionen Euro aus Fördermitteln des Landes und des Bundes. Im Herbst wurde die Hochstraße eingeweiht. Nun sollen Denkmalplatz und Grafschafter Platz verschönert werden. Doch diese Millioneninvestition stößt manchen Anwohnern sauer auf. Sie befürchten, dass noch mehr Menschen bleiben. Und noch mehr Lärm machen.

Bürgermeister Harald Lenßen schaute verblüfft auf den Einwender: „Ich möchte doch, dass noch mehr Menschen auf den Grafschafter Platz kommen, weil sie sich dort wohl fühlen.“ Da sind die Anlieger aber ganz anders unterwegs. Vor allem eine Eigentümergemeinschaft aus der Richard-Wagner-Straße lehnte den Modernisierungsweg der Stadt für die kommenden Jahre rundweg ab. Zunächst meldete sich „eine Großmutter“ zu Wort und schilderte aufgebracht, dass sie den Kinderspielplatz jeweils nach Scherben und Spritzen absuchen müsse, bevor sie sich dort mit ihrer Enkelin zum Spielen niederlasse.

     150 Gäste kamen zur Bürgerversammlung in den Klingerhuf.

150 Gäste kamen zur Bürgerversammlung in den Klingerhuf.

Foto: Dirk Neubauer

Ihr Nachbar beklagte sich anschließend bitter über die Abwesenheit und das Nichtstun der Polizei: „Wenn wir uns über den Lärm der auf dem Grafschafter Platz sitzenden und zechenden Menschen beschweren, kommen wir erst ganz zum Schluss der Einsatzliste dran.“ Sobald ein Streifenwagen zu sehen sei, verhielten sich die Platzbesucher ruhig. Dann könne die Polizei nichts gegen sie unternehmen. Der empörte Anwohner: „Ich war bereits bei der Polizei und beim Ordnungsamt. Bei der Polizei hieß es, es gäbe nachts nur einen Streifenwagen für Neukirchen-Vluyn – da könne man nichts machen.“ Der Sachbearbeiter im Ordnungsamt habe lediglich angekündigt, er werde mal den Streetworker vorschicken. Nach all diesen Erfahrungen möchten diese Anwohner den Grafschafter Platz am liebsten so lassen wie er derzeit ist. Allerdings bekamen sie Widerspruch aus den 150, im Klingerhuf versammelten Bürgern selbst: „Seien Sie doch froh, dass es junge Menschen in der Stadt gibt! Die müssen sich doch irgendwo treffen!“

Peter Burs vom Heimat- und Verkehrsverein Neukirchen ging die Stadtspitze wegen der auf der Hochstraße eingebauten Stolperstelle, der Wasserrinne an: „Ich habe bereits zehn Mitglieder, die dort zu Fuß oder mit ihren Rad gestürzt sind. Da muss dringend etwas geändert werden.“ Lenßen versprach, dass sich das technische Dezernat das anschauen werde. Kritik gab es obendrein an einer runden Bank am Missionshof – die passe so gar nicht zum Schankbetrieb dort.

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