Neukirchen-Vluyn Japan, ein Land für die Zukunft

Neukirchen-Vluyn · Der Neukirchen-Vluyner Vincent Piplack studiert Moderne Ostasienwissenschaften. Ein Jahr verbrachte er in der japanischen Stadt Yamagata. Inzwischen kann er sich vorstellen, künftig in Japan zu leben.

 Vincent Piplack mit einer Freundin im „Igel-Restaurant“.

Vincent Piplack mit einer Freundin im „Igel-Restaurant“.

Foto: Pickplack

„Ich hatte am Anfang Bedenken, dass ich mich mit den Japanern nicht verstehen könnte“, sagt Vincent Piplack zurückblickend. Der 21 Jahre alte Neukirchen-Vluyner war im Rahmen seines Studiums ein Jahr im Land der aufgehenden Sonne. Schon als Jugendlicher hatte Vincent Piplack gerne japanische Manga-Filme gesehen. Das Interesse an dem Land wuchs, so dass er nach seinem Abitur am Julius-Stursberg-Gymnasium 2015 beschloss, Moderne Ostasienstudien an der Universität Duisburg-Essen zu studieren. In den ersten zwei Jahren lernte er unter anderem die japanische Sprache, um für seinen verpflichtenden Auslandsaufenthalt gut vorbereitet zu sein. Von September 2017 bis August 2018 verbrachte Piplack sein Auslandsjahr in der japanischen Stadt Yamagata.

Finanziert wurde das Auslandsjahr durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Auch die Uni beteiligte sich. „Sie hat die Studiengebühren übernommen, die in Japan sehr hoch sind“, sagt Piplack.

„Einen Kulturschock gab es nicht. Ich wusste schon sehr viel über die japanische Kultur“, erinnert sich Piplack an seine ersten Tage in Japan. Trotzdem gab es anfangs einige Schwierigkeiten. Zum einen stellten japanische Redewendungen den jungen Deutschen vor Probleme. „Wenn jemand sagt ,Lass uns mal treffen’, ist das nicht wörtlich gemeint, sondern eher eine Floskel.“ Zum anderen musste er sich an das japanische Essen gewöhnen. „Ich mag nicht so gerne Fisch, Sojabohnen und weitere Gerichte, die Japaner gerne essen.“ Am meisten vermisste Piplack den Döner. Seine Liebe zu dem Fleisch vom Drehspieß ging sogar so weit, dass er vor den Kommilitonen an der Uni in Yamagata ein Referat über die deutsch-türkische Spezialität gehalten hat.

Auch die Unterbringung in einem Wohnheim in Yamagata stellte Piplack vor Herausforderungen. „Wenn ich duschen wollte, musste ich das verschiebbare Waschbecken über die Toilette schieben“, beschreibt er die ungewohnt engen Platzverhältnisse in seinem Zimmer. Trotz des beschränkten Platzes fanden ein Schreibtisch, Bett und Schränke im Zimmer Platz. „Alle Sachen, die man zum Leben braucht, waren da.“

Innerhalb des Auslandsjahres stand auch der japanische Studienalltag auf dem Stundenplan. Die Uni bot für ausländische Studierende Kulturkurse auf Englisch und Japanisch-Kurse an. Wie in Deutschland auch, musste Vincent Piplack Hausarbeiten und Klausuren schreiben – teilweise sogar auf Japanisch. Außerdem gibt es im Gegensatz zur Universität in Duisburg eine Anwesenheitspflicht an der Yamagata-Universität. „Ansonsten war es recht ähnlich zu Europa. Der einzige Unterschied ist, dass die Japaner in den Seminaren weniger mündlich beitragen“, vergleicht Piplack deutsche und japanische Studierende.

In der Freizeit erkundete Vincent Piplack die vielen Restaurants und Läden in Yamagata. „Wenn man etwas mit seinen Freunden unternehmen wollte, musste man, anders als in Neukirchen-Vluyn, nicht aus der Stadt raus.“ So kam es auch dazu, dass er in Yamagata ein Igel- Café besuchte. „Ich kannte zwar Katzen-Cafés, aber unter einem Igel- Café konnte ich mir nichts vorstellen“. Dort konnten die Gäste 20 bis 30 Igel streicheln, in der Hand halten und mit Maden füttern. „Die piksen ein bisschen, tun aber nicht weh“, beschreibt Piplack das Gefühl, einen Igel in der Hand zu halten. Außerdem besuchte er auch Tokio und die Küstenstadt Kobe. Tokio empfand er als fast schon zu modern, in Kobe lernte die Familie eines befreundeten Kommilitonen kennen. „Die Menschen sind dort offener und direkter“, vergleicht Piplack die Mentalität der Einwohnern Kobes und Yamagatas.

Der Abschied nach einem Jahr Japan fiel Vincent Piplack sehr schwer. „Ich war traurig Japan zu verlassen, aber ich habe mich auf meine Freunde in Deutschland gefreut.“ Inzwischen hat er einen guten Freund aus Yamagata wieder getroffen: Der Japaner kam nach Duisburg, um ein halbes Jahr an der Universität zu studieren.

Vincent Piplack ist dankbar, solche tollen Erfahrungen gemacht zu haben. „Ich habe eine ganz andere Welt kennengelernt, die ich ohne das Studium nie kennengelernt hätte.“ Seine Liebe zu Japan geht so weit, dass er einer persönlichen Zukunft in Japan nicht abgeneigt ist. „Ich denke sogar darüber nach, später dort zu arbeiten und zu leben“.

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