Unternehmen in Neukirchen-Vluyn Hudhud-Schneiderei schließt die Pforten

Neukirchen-Vluyn · Über fünf Jahre wurden über das Label „Hudhud“ Design- und Schneider-Arbeiten, hergestellt von syrischen Flüchtlingen, vertrieben. Warum das Unternehmen nun schließt und wie es mit dem Nähzimmer weitergeht.

Die Hudhud-Schneiderei schließt noch vor Weihnachten.

Die Hudhud-Schneiderei schließt noch vor Weihnachten.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Hudhud: Unter diesem Namen setzte sich seit 2016 eine Gruppe Aktiver für die Vielfalt, Schönheit und Nachhaltigkeit des Schneiderhandwerkes an der Hochstraße 10 im Dorf Neukirchen ein. Nun schließt die Upcycling-Manufaktur zum 22. Dezember endgültig ihre Türen. Betroffen davon sind sowohl die Änderungsschneiderei, die Produktion der Hudhud- Upcycling-Kollektion sowie die Auftragsschneiderei für andere Unternehmen, teilt das Unternehmen in einer Pressemiteilung mit. „Obwohl unsere Änderungschneiderei und die anderen Angebote bei Kunden zunehmend gut angekommen sind, reicht der Umsatz nicht für eine dauerhaft wirtschaftlich erfolgreiche Existenz“, erläutert Rainer Tyrakowski-Freese vom Vorstand der Tuwas Genossenschaft.

Die Hudhud GmbH wurde 2016 als Tochtergesellschaft der Tuwas-Genossenschaft gegründet, um zugewanderten Kriegsflüchtlingen aus Syrien, die in ihrer verlorenen Heimat bereits als professionelle Schneider gearbeitet hatten, den beruflichen Einstieg in Deutschland durch Praktika, Beratung, Qualifizierung und Beschäftigung zu unterstützen.

Hudhud wurde 2016 als Tochtergesellschaft der Tuwas Genossenschaft gegündet.

Hudhud wurde 2016 als Tochtergesellschaft der Tuwas Genossenschaft gegündet.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

„Dieses Ziel haben wir in den vergangenen Jahren mit der Unterstützung für rund 20 Betroffene gut erreicht“, sagt Tyrakowski-Freese. Im Flüchtlingsjahr 2015 kamen viele Syrer nach Moers und Neukirchen-Vluyn, die vor dem Krieg geflohen waren. Viele waren Schneider, konnten gut nähen. Gleichzeitig hatte die gemeinnützige Tuwas-Genossenschaft viele Textilien aus Wohnungsauflösungen und Spenden.

So entstand die Idee, eine offene Nähwerkstatt mit einem Nähzimmer zu gründen, um Arbeitserprobungen möglich zu machen und aus alten Textilien neue entstehen zu lassen. An einem ersten Nähkursus nahmen neun syrische Migranten teil. Die Teilnehmer gaben dem Projekt den Namen Hudhud. Das Wort Hudhud ist arabisch, es ist der Name für den Wiedehopf. Charakteristisch für diesen Vogel ist seine etwa fünf bis sechs Zentimeter lange aufrichtbare Federhaube, deren Enden in einem weiß-schwarzen Abschluss auslaufen und mit der er in der Balzzeit um Weibchen wirbt.

Stolz ist die Mannschaft von Hudhud darauf, dass sie 2015/2016 die Idee des professionellen textilen Upcyclings nach Neukirchen gebracht hat. „Auch unsere große Anstrengung im Frühjahr 2021, als wir in der damaligen Pandemie-Notlage in kürzester Zeit mehrere 1000 Alltagsmasken für soziale Einrichtungen und Neukirchen-Vluyner Mitbürgerinnen und -bürger genäht haben, bleibt sicher in Erinnerung. Dass unser allseits anerkannter und beliebter Mitarbeiter Jaudat Sido sich zurzeit beruflich neu orientieren möchte, hat uns den Schritt der Auflösung ein wenig erleichtert“, sagt Rainer Tyrakowski-Freese.

Das Nähzimmer bleibt als offene Werkstatt für Bürgerinnen und Bürger der Tuwas-Genossenschaft vor Ort an der Hochstraße 10 bestehen. Auch weiterhin werden dort Nähkurse für Anfänger und Fortgeschrittene sowie Do-it-yourself-Angebote durchgeführt. Dabei bleibt der Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz gerichtet, wozu auch das Recycling und Upcycling von Stoffen und Materialien gehört. Das Programm für das Jahr 2023 soll im Januar veröffentlicht werden. Die Tuwas-Genossenschaft wird die Örtlichkeit darüber hinaus auch als Trainingsschneiderei im Rahmen der Arbeitsförderung in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter weiter nutzen.

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