Tafel in Neukirchen-Vluyn Hochbetrieb vor dem Jahreswechsel

Neukirchen-Vluyn · Die Neukirchen-Vluyner Tafel weiß um ihre Bedeutung an den besonderen Feiertagen, wie jetzt beim Jahreswechsel. Rund 800 Kunden nutzen die Ausgabe von Lebensmitteln. Corona hat vieles verändert.

 Die Neukirchen-Vluyner Tafel ist im ehemaligen städtischen Baubetriebshof untergebracht.

Die Neukirchen-Vluyner Tafel ist im ehemaligen städtischen Baubetriebshof untergebracht.

Foto: Norbert Prümen

„Bei uns herrscht Hochbetrieb“, sagt Manuela Lenz vom Vorstand der Neukirchen-Vluyner Tafel. „Zum Glück haben wir genügend Ehrenamtliche. Sie gehören zwar zur Risikogruppe, helfen aber in Corona-Zeiten bei der Ausgabe der Lebensmittel mit“, ergänzt Helmut Stoffels vom Vorstand.

Rund 25 Ehrenamtliche sind sonst im Team aktiv. Corona hat einiges verändert, auch die Ausgabe. Zwei Euro kostet eine Kiste voller Lebensmittel. Die Kundenkarte ist Voraussetzung für die Ausgabe, die entsprechend notiert wird. Brot, Obst, Gemüse, verpackte Wurstwaren, auch Blumen oder Konserven werden mit den Kisten ausgegeben. Hinzu kommen Backwaren, die für den Heimtransport sicher verpackt sind. „Wir achten darauf, dass unsere muslimischen Kunden kein Schweinefleisch bekommen“, sagt Manuela Lenz.

Gerade zu den Feiertagen zum Jahresende sind die Lebensmittelkisten mit zusätzlichen Artikeln gefüllt – dazu gehören Butter, Käse, Mehl, Nudeln, Schokolade oder Körperpflegeprodukte. Rund 1700 Kilo Lebensmittel sammelten die Jusos über die Edeka-Märkte Raber. Andere Unternehmen wie Kerrygold, die Sparkasse am Niederrhein oder der Fleischwarenhersteller Sauels haben ebenfalls die Tafel nicht vergessen. „Wir haben gute Ware von Unternehmen wie von Privathaushalten zur Verteilung bekommen. Für die Kinder gibt es sogar Spielzeug. Die Zahl unserer Kunden steigt. Wir erfahren von verschiedensten Schicksalen“, so Manuela Lenz.

Der ehemalige städtische Baubetriebshof, in den die Tafel eingezogen ist, bietet Jung wie Alt Unterstützung an. „Die Gruppe ist bunt gemischt. Die Kundschaft hat sich verändert“, stellt Manuela Lenz fest. Gegen Mittag bildet sich draußen auf Abstand eine kleine Schlange. Die Ausgabe erfolgt am corona-geschützten Tresen unter Beachtung aller Hygieneregeln. „Vor Corona konnten die Kunden unsere Räume betreten und sich die Waren aussuchen. Jetzt geben wir gepackte Kisten raus“, so Manuela Lenz.

Zuvor hat das Team ganze Arbeit geleistet. Ware wurde abgeholt, sortiert und gepackt. Die Kiste reicht für eine Woche. Heike Faasen gehört mit zum Team der Ehrenamtler. „Wir liefern an diejenigen aus, die aktuell nicht zu uns kommen können“, erzählt sie. „Wir erleben dankbare Kunden, die geduldig warten. Anderen wiederum fehlt es an Disziplin“, so ihre Beobachtungen. „Die Organisation ist wirklich gut“, lobt eine Kundin die Neukirchen-Vluyner Tafel. Corona, die Angst vor Ansteckung und der Lockdown machen die Situation nicht einfacher. „Alles ist anders. Früher haben wir zusammen gefeiert. Jetzt feiert jeder für sich“, erzählt sie weiter.

Unter den Kunden ist auch ein 76-jähriger Apotheker. „Ich bin schon einige Jahre Kunde. 800 Euro Rente reichen nicht. Die Tafel hilft mir über die Woche zu kommen. Gerade zum Jahresende ist das wichtig“, erzählt er. Die Lebensmittel verstaut er in den Taschen, die er mit Hilfe seines Rollators nach Hause transportiert. Obendrauf liegt ein Blumenstrauß. „Ich lebe alleine, koche alleine. Die Kiste ist eine richtige Wohltat und tröstet ein wenig über die Feiertage mit dem Jahreswechsel hinweg. Das Gefühl, jemand hat mich gedacht, ist bei der Ausgabe für mich das Schönste“, erzählt der Apotheker.

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