Neukirchen-Vluyner Schüler engagieren sich Starke Partnerschaft auch in der Krise

Neukirchen-Vluyn · 2016 initiierte Christian Berges gemeinsam mit einer AG am Julius-Stursberg-Gymnasium ein Schulprojekt im kleinen Dorf Kinihira nördlich von Kigali in Ruanda. Wegen Corona stagniert das Bauprojekt aktuell.

 Den Kindern in Kinihira soll eine schulische Bildung ermöglicht werden.

Den Kindern in Kinihira soll eine schulische Bildung ermöglicht werden.

Foto: Privat

Erfreulicherweise war das Schulprojekt in Kinihira bereits vor Ausbruch der Pandemie weit gediehen. Abseits der derzeitigen Schulschließungen wegen der Pandemie ermöglicht es Kindern bis zur dritten Klasse den regelmäßigen Schulbesuch. Unterstützt wurde das Projekt mit Spenden vom Niederrhein, allen voran durch eine Schul-AG am Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn, die dieses Projekt gemeinsam mit Christian Berges 2016 initiierte.

Für Kinder höherer Klassen stehen noch keine Räume zur Verfügung. „Der Bauanfang war gemacht. Durch die Corona-Pandemie stagnierten zunächst die Bauarbeiten, mittlerweile sind die Kosten für die Baumaterialien gestiegen, so dass nicht weiter gebaut werden kann“, stellt Berges die schwierige Situation dar. Aber die Ruanda-AG ist unverdrossen aktiv, freut sich Berges. „Die Schüler versuchen derzeit, weitere Spenden zu sammeln, um den Kindern 6000 Kilometer weiter südlich schulische Bildung und damit Zukunft zu ermöglichen.“

Seit 1985 sind der Kirchenkreis Moers und die presbyterianische Kirche in Ruanda, konkret der Kirchenkreis Kigali, partnerschaftlich miteinander verbunden. Christian Berges, Lehrer am Julius-Stursberg-Gymnasium und Vorsitzender des Ruanda-Ausschusses des Kirchenkreises Moers, steht auch jetzt während der Pandemie in ständigem Kontakt mit dem Kirchenkreis in Ruanda. Strikte Maßnahmen sollen die Verbreitung des Corona-Virus verhindern helfen. Dazu gehört eine strenge Maskenpflicht außerhalb der eigenen Wohnung, eine Ausgangssperre von derzeit 19 bis 5 Uhr morgens und regionale Lockdowns. Markthändler wechseln sich tageweise ab, um den Abstand zwischen den Ständen garantieren zu können, Schulen, Kindergärten und Universitäten sind bis Jahresende geschlossen.

„Viele Familien sind in ihrer Existenz bedroht, Unter- und Mangelernährung steigen an. Besonders betroffen sind die Armen in der Stadt, die Lebensmittel nicht selber anbauen können. Für die Landbevölkerung fallen jedoch gleichermaßen Einkünfte durch den Verkauf von Agrarprodukten weg, wenn sie diese vor allem für sich selbst nutzen müssen“, berichtet Berges. „Noch nie seit Ende des Genozids vor 26 Jahren habe ich so viele Anfragen von Menschen in Not bekommen, die ansonsten zumindest ihren Lebensunterhalt bestreiten können, nun aber schier nichts zu essen hatten für sich und ihre Kinder“, sagt Berges. Bereits seit März versucht der Kirchenkreis Kigali mit Lebensmitteln arme Familien zu unterstützen. Hilfe bekam er dabei auch von seinen Partnern am Niederrhein.

Von der Pandemie ist die Arbeit der Kirche vor Ort aber auch in anderer Hinsicht maßgeblich betroffen. Zum Beispiel fehlt für die Anschaffung der teuren vorgeschriebenen Handwaschstationen das Geld. Fehlen die Stationen, dürfen in den Kirchen keine Gottesdienste gefeiert werden. „Ohne Gottesdienste werden keine Kollekten eingenommen und die Finanzierung der Pfarrgehälter und Gemeindearbeit ist absolut gefährdet“ erklärt der Ausschussvorsitzende. Als katastrophal bezeichnen die Partner selbst die Situation in ihrem Kirchenkreis, geben aber nicht auf: Über Hausbesuche mit Maske und Abstand und über Gottesdienste per YouTube oder Radio versuchen die Gemeinden ihre Arbeit aufrechtzuerhalten so gut es möglich ist.

Gefährdet ist auch die Rückzahlung eines Kredits, die der ruandische Kirchenkreis aufgenommen hat, um eine im Bau befindliche Kirche fertigstellen zu können. Der Kirchenkreis Moers hat während der vergangenen Monate bei der Tilgung der Zinsen mitgewirkt, unter anderem mit Mitteln aus der Partnerschaftsarbeit und durch Spenden von Menschen am Niederrhein. „Hier soll nicht nur ein Gottesdienstraum entstehen, sondern ein Zentrum, das nachhaltig kirchliche und soziale Arbeit ermöglicht“, sagt Berges. „Denn die Kirche soll künftig auch vermietet werden für Hochzeitsfeiern oder für Veranstaltungen der nahegelegenen Université Libre de Kigali, sodass Einkünfte für die weitere Bebauung des Geländes mit einem Kindergarten, einem Lesesaal und Basketballfeld für Studenten und eventuell sogar einem kleinen Gästehaus generiert werden.“

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