Kultur in der Corona-Zeit Museumsbesuch als Videobotschaft aus Neukirchen-Vluyn

Neukirchen-Vluyn · Das Museum in Vluyn ist zu Corona-Zeiten geschlossen. Mit verschiedenen Filmbeiträgen zu musealen Themenschwerpunkten können sich Museumsfreunde neuerdings kurze Videos über die Homepage im Blog ansehen. Zwei Beiträge stehen bereits online.

 Vor Cororna führte Krista Horbrügger live durch das dunkle NS-Kapitel in Neukirchen-Vluyn – jetzt macht sie das per Video.

Vor Cororna führte Krista Horbrügger live durch das dunkle NS-Kapitel in Neukirchen-Vluyn – jetzt macht sie das per Video.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Mit den nächsten Lockerungen zu Corona-Zeiten hofft Museumsleiterin Jutta Lubwoski auf eine vorsichtige Öffnung des Museums in Neukirchen-Vluyn. „Wir müssen auf die aktuellen Entscheidungen warten, wie und in welcher Form es bei uns möglich ist“, sagt die Museumsleiterin. Denn gerade das ehrenamtliche Museumspersonal gehört zur Risikogruppe. Um nicht bei den Museumsbesuchern in Vergessenheit zu geraten, setzt das Team mit der Homepage, Menüpunkt Blog, auf den Einsatz moderner Medien. „Wir haben jetzt drei kurze Videobeiträge produziert, die zu verschiedenen Themen einladen“, erläutert Jutta Lubkowski das Projekt. Das Ganze sei sozusagen eine Führung ohne Besucher – aber genauso informativ und spannend.

So schlägt die profunde Kennerin der örtlichen Geschichte, Krista Horbrügger, das dunkle NS-Kapitel in Neukirchen-Vluyn auf. Sie erinnert an die Entstehungszeit und frühen Akteure wie Meta Bottke, die bereits ab 1925 nationalsozialistisches Gedankengut verbreitete, Versammlungen organisierte. Mit Erich Neumann gehörte sie zu den Wegbereitern vor Ort. Adolf Hitler erhielt in Neukirchen-Vluyn bereits im Sommer 1933 das Ehrenbürgerrecht. Die Historikerin führt durch die Zeit, beleuchtet die verschiedenen Entwicklungen der örtlichen Politik und das Leben unter dem Hakenkreuz. Bereits am Pfingstsonntag wurde dieser Beitrag online gestellt.

Mit Museumsführerin Liane Pöll-Atkinson ging es am vergangenen Sonntag auf Stippvisite ins Friseurgeschäft von Rudolf und Adele Kühn. Der originale Salon von der Feldstraße mit seinen Glasvitrinen und den kleinen Fläschchen ist ein Teilbereich des Museums. Die Abteilung zeigt Handwerkszeug des Figaros wie Ondulierschere bis zu Haarklämmerchen. Modern gab sich der Salon Kühn mit 4711-Produkten, Tosca und Kosmetika wie „Mouson“ und durfte sich mit offizieller Lizenz Parfümerie nennen.

Günther Fischer beschließt schließlich den virtuellen Museumsbesuch zur Stadtgeschichte am Sonntag, 14. Juni.

„Die Idee, unsere Abteilungen in Videobeiträgen vorzustellen, kommt gut an“, sagt Jutta Lubkowski. Material für Veranstaltungen und Ausstellungen liege zur Genüge vor. Auf ihre offizielle Eröffnung wartet die Medienstation, die mit umfangreichem Recherchematerial die Zeit ab 1933 dokumentiert. Durch den Auszug der Bücherei, die im kleinen Saal zwischenzeitlich untergebracht war, steht für größere Ausstellungen auch dieser Raum zur Verfügung.

„Wir sind voller Tatendrang und hoffen, dass es auch für uns bald wieder losgeht und wir ein Stück weit in die Normalität zurückkehren“, so Lubkowski. „Wir wollen mit Sonderausstellungen wieder Akzente setzen. Im Archiv haben wir noch tolle Sachen und sind für längere Zeit gerüstet.“ Erstmalig wurde beispielsweise das museumseigene Magazin „OMMA“ als Corona-online-Version veröffentlicht. „Viele haben sich jedoch die Printausgabe gewünscht, weil man dann etwas in der Hand hat“, so die Museumsleiterin. Ihr zur Seite steht Dominique Nadine Walraevens (30), die sich bereits in ihre Nachfolge einarbeitet.

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