Unsere Woche Deutliches Stirnrunzeln

Neukirchen-Vluyn · Antonia Leffers steckt mitten in den Vorbereitungen für die zweite „Fridays for Future“-Demonstration in Neukirchen-Vluyn: Am letzten Schultag des alten Schuljahres, am 5. Juli, wollen sich die Schüler noch einmal in Erinnerung bringen.

Moers: Protest gegen Vereinnahme
Foto: Dirk Neubauer

Hallo ihr Erwachsenen, da läuft etwas gründlich schief – beim Klimaschutz. Am Vluyner Leineweberplatz soll es losgehen – um elf Uhr.

Während wieder eine Menge zu organisieren ist, sagte Antonia gestern zur RP, habe sie es noch nicht geschafft, auf eine Anfrage der SPD zu reagieren. Die hat nämlich für die Ratssitzung vom 10. Juli beantragt, den „Fridays“-Organisatoren ein Forum zu bieten. Das lehnt Antonia Leffers ab: „Wenn wir dem Rat der Stadt etwas zu sagen haben, werden wir dies selber organisieren.“

Denn das wollen die um Klima besorgten Schülerinnen und Schüler nicht: Sich von Parteien vor deren Karren spannen lassen. Dies gelte im Übrigen für alle Parteien. Beim Demonstrationszug im Juli werde man auch Klaus Wallenstein des Demozuges verweisen, wenn er wieder – wie beim ersten Mal – mit einem Plakat der Marxisten-Leninisten auftauchen sollte. Natürlich dürften Erwachsene sich dem Klimaprotest anschließen. Gar kein Problem. Aber bitte als Privatpersonen und nicht als Vertreter politischer Organisationen.

Das hat Ende Mai übrigens auch Bürgermeister Harald Lenßen erfahren müssen, der die Schüler nach ihrem langen Marsch über das Zechengelände Niederberg im Rathaus empfing. Gerade als er aufzählen wollte, was Neukirchen-Vluyn alles für das Klima tut, wurde ihm kurzer Hand das Wort abgeschnitten. „Das passiert nicht häufig, schon gar nicht im Rathaus“, sagt Lenßen. Aber er habe die Botschaft verstanden. Die Schülerinnen und Schüler wollen der Politik, der Wirtschaft, den Menschen Beine machen, weil es ihnen der Klimaschutz zu langsam und zu halbherzig passiert.

Auf die alten Spielregeln von Politik will man sich nicht einlassen – und sich auch nicht vereinnahmen lassen. Von niemandem.

dirk.neubauer@rheinische-post.de

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