Nachnutzung von Turmstationen Retter der Trafotürme

Rheurdt · Der Schaephuysener Michael Sonfeld bewahrt die in die Jahre gekommenen Gebäude vor dem Abriss und „transformiert“ sie für eine Nachnutzung um. Mittlerweile haben sich Turmfreunde deutschlandweit zusammengefunden.

Michael Sonfeld setzt sich für den Erhalt von Trafotürmen ein.

Michael Sonfeld setzt sich für den Erhalt von Trafotürmen ein.

Foto: König

Michael Sonfeld setzt sich für den Erhalt von Trafotürmen ein. „Dabei gehörte ich vor 15 Jahren noch zu der Gilde der Turmabreißer“, lacht der Schaephuysener. Er war damals als Liegenschaftler von RWE-Innogy-Westnetz damit beauftragt gewesen, ausgediente Trafotürme abreißen zu lassen. „Das System der Freileitungen wurde rund 110 Jahre genutzt. So alt sind auch die meisten Türme. In ihnen wurde Strom mit Mittelspannung in Haushaltsstrom umgewandelt. Mit den Türmen kam damals sozusagen Licht ins Dunkle.“

Im Rahmen der Energiewende wurden die Freileitungen und Trafotürme durch Erdkabel und Kompakttransformatoren ersetzt. „Seit den 90er Jahren gehen die Trafotürme am Niederrhein Schritt für Schritt außer Betrieb. Sie haben in ihrer eigentlichen Funktion ausgedient“, erklärt Sonfeld.

Den Anstoß zum Umdenken brachte ein Anruf. „Irgendwann erreichte mich bei der Arbeit der Anruf eines erzürnten Herrn vom Niederrhein“, berichtet Sonfeld. „Er erzählte, welche Bedeutung der Trafoturm in seinem Dorf für die Menschen hatte. Das brachte mich zum Nachdenken und mir fiel auf, dass auch der alte Trafoturm in Schaephuysen sowas wie eine Landmarke darstellt.“

 Kurze Zeit später traf Sonfeld seinen Arnsberger Kollegen Andreas Steffen, er berichtete davon, wie er einen alten Turm in ein „Vogelhaus“ umgewandelt habe. Sonfeld war begeistert von der Idee und die beiden Männer überlegten sich ein Konzept, wie sie ihre Vorgesetzten überzeugen könnten, die Türme zu erhalten. „Der Abriss kostet Geld, die Grundstücke sind so klein, die wird man nicht los. Außerdem weckt der Abriss mancherorts den Bürgerzorn. Also, warum die Türme nicht einfach verschenken?“ erläutert Sonfeld seine Idee. Die so eingesparten Abbruchkosten könnten als Anschubfinanzierung unter kostenneutralem Eigentumswechsel weiter gegeben werden.

Die Idee überzeugte die Chefetage und wurde deutschlandweit umgesetzt. Wer ein Nachfolgekonzept vorlegt, der kann nun kostenlos einen ausgedienten Trafoturm bekommen. Schnell fanden sich weitere Turmfreunde, die die Türme nicht dem Abriss oder dem Verfall preisgeben wollten, sondern sie mit viel Phantasie einer neuen Nutzung zuführten, zum Beispiel als Artenschutzturm, Heimatmuseum, Lagerraum oder Landmarke. „Meistens werden die Türme durch Ortsgemeinschaften, Bürger und Vereine übernommen“, erläutert Sonfeld.

Auch der Turm in Schaephuysen konnte so einer neuen Funktion gegeben werden. Über einige Umwege ging er ins Eigentum des Schaephuysener Vereins Heimspiel über. „Der Turm wurde 1911 erbaut und war ziemlich in die Jahre gekommen und mit Graffitis besprüht. Man hatte sich jahrelang nicht mehr um ihn gekümmert, da er ja ursprünglich abgerissen werden sollte“, erzählt Sonfeld.

Der Verein gestaltete das Bauwerk mit viel Herzblut und vielen Ehrenamtlichen um. Im Inneren wurde ein Lager errichtet, von Außen ist er nun ein Hingucker am Ortseingang und dient als Lebensraum für heimische Tiere umgestaltet. Unterstützung gab es auch von der StiftungProArtenvielfalt und vom Verband Artenschutz in Franken. Insgesamt wurden 40 Nistkästen für Höhlenbrüter wie Spatzen aufgehängt, zu dem Behausungen für Mauersegler, Fledermäuse sowie ein Insektenhotel. „Und dann gibt es noch die Präsidentensuite“, lacht Sonfeld. „Dort soll mal ein Turmfalke einziehen.“

Mit dem Stellen von Nistraum sei es aber nicht getan, man müsse auch für Nahrung für die Tiere sorgen. Daher hat man rund um den Turm blühende Pflanzen gesät und gepflanzt. „Wir wollen den Menschen am Beispiel zeigen, wie man auch im eigenen Garten Lebensraum und Nahrung für Tiere bieten kann.“ In Zukunft will man vor dem Turm noch eine Meditationsliege stellen. „Die Menschen sollen die Natur genießen können, dabei den Turm betrachten, die Tiere beobachten und entspannen oder meditieren“, hofft Sonfeld.

 Michael Sonfeld setzt sich für den Erhalt von Trafotürmen ein.

Michael Sonfeld setzt sich für den Erhalt von Trafotürmen ein.

Foto: König
Michael Sonfeld setzt sich für den Erhalt von Trafotürmen ein.

Michael Sonfeld setzt sich für den Erhalt von Trafotürmen ein.

Foto: König

Seit Juni ist Michael Sonfeld im Ruhestand. Von RWE-Innogy-Westnetz hat er das Mandat bekommen weiterhin ehrenamtlich als Turmbeauftragter zu arbeiten. Sonfeld: „Ich möchte micht weiterhin in den Dienst der Sache stellen und mein angesammeltes Wissen rund um die Umnutzung, Nachnutzung, Gestaltung und Sponsoring einbringen.“

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