Neukirchen-Vluyn "Martin Luthers Frau traute sich was"

Neukirchen-Vluyn · Die Neukirchenerin Hannelore Schnapp beleuchtet in einer Vortragsreihe im Lutherjahr die Rolle der Frauen von Reformatoren unter dem Motto: "Alles in Butter, Frau Luther?" Heute Abend ist sie in der evangelischen Gemeinde Baerl zu Gast.

 Katharina von Bora (1499-1552), Ehefrau des Reformators Martin Luther, auf einem Gemälde von Lucas Cranach der Ältere aus dem Jahr 1528.

Katharina von Bora (1499-1552), Ehefrau des Reformators Martin Luther, auf einem Gemälde von Lucas Cranach der Ältere aus dem Jahr 1528.

Foto: epd

Die Evangelische Kirche feiert den 500. Jahrestag der Reformation. Das sogenannte Lutherjahr sorgt für eine Fülle von Veranstaltungen, Begegnungen und Aktionen. Für die Neukirchener Diakonin und Buchautorin Hannelore Schnapp ein spannendes Jahr. "Ich frage mich allerdings, wo erfahren wir etwas über die starken Frauen, die hinter den Männern der Reformation standen und den Aufbruch mitgestalteten?", sagt sie.

Bewusst lenkt sie den Blick auf Frauen wie Katharina von Bora, Martin Luthers Frau. Wie sieht es mit Delete Calvin aus, oder die aus bayerischem Adelsgeschlecht stammende Argula von Stauff? Wibrandis Rosenblatt, die nacheinander Frau von drei bedeutenden Reformatoren war? "Die Frauen der Reformatoren wurden aufgrund des damaligen Zeitgeistes verspottet und verachtet", so Schnapp. "Sie haben viel für ihre Männer ausgehalten und Mut bewiesen", sagt die Neukirchener Autorin. "Sie waren einem enormen gesellschaftlichen Druck ausgesetzt und haben dem Stand gehalten, sind über ihre Grenzen gegangen."

Bildung war im 16. Jahrhundert nicht frei zugänglich, Frauen im Allgemeinen waren abhängig von einem Versorger. Einen Beruf erlernten sie nicht, sondern kümmerten sich um Haus und Kinder. Sogenannte höhere Töchter kamen oftmals in Klöster, wo sie ihr Leben dem Glauben widmeten. Katharina von Bora ist für die Neukirchenerin ein solches Beispiel. "Sie fragte sich oft genug, was sie im Kloster soll und lernt allmählich, sich zu behaupten und verlässt das Kloster", fasst Hannelore Schnapp knapp den Weg von Katharina von Bora zusammen. Der Kontakt zum Reformator Johannes Bugenhagen wurde für sie entscheidend. Er kannte Luther. "Wenn man sich den Werdegang der Frauen in dieser Zeit anschaut, ist es ein sehr mutiger Weg, den sie eingeschlagen haben. Sie trauten sich was. Wir erfahren viel über die gesellschaftliche Stellung und die Position in der Familie", sagt Schnapp.

Die Frauen der Reformatoren wie Katharina Luther durchliefen ein gesellschaftliches Spießrutenlaufen, erlebten Verdammnis, wurden der Sünde bezichtigt. Von dem entlaufenen Mönch und der entlaufenen Nonne war damals die Rede, die in Sünde zusammenlebten. Ihre Kinder galten als Wechselbalg oder Teufelskind.

Das Leben dieser Frauen zur Zeit der Reformation stellt Hannelore Schnapp in einer Vortragsreihe über das Neue Evangelische Forum vor; der Titel lautet "Alles in Butter, Frau Luther?". Neben den biografischen Daten und Schilderungen, verfolgt Schnapp auch die schmalen Wege, die Frauen überhaupt in Kirche und Gemeinde möglich waren. "Frauen kamen in Pfarrhaushalte oder halfen im Pfarramt", so Schnapp. Haben die Frauen der Reformatoren etwas bewirkt und Spuren im Weltbild hinterlassen? Für Hannelore Schnapp ist die Antwort klar. "Diese Frauen haben anderen gezeigt, welchen Stellenwert Bildung hat und dass es sich lohnt, zu kämpfen. Bildung hilft uns, klar zu sehen und ist der Schlüssel, der uns die Welt aufschließt und verstehen lässt."

Hannelore Schnapp ist heute, 21. Februar, 18.30 bis 20 Uhr, im Baerler Gemeindehaus, Schulstraße 5. Der Eintritt ist frei.

(sabi)
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