Neukirchen-Vluyn Gedichteschreiben als Lebenselixier

Neukirchen-Vluyn · Margot Weinand, 87, hat seit ihrer Pensionierung mehr als 1000 Gedichte geschrieben. Mit Versen, in denen sie ihre Gedanken zum Leben in der Corona-Zeit festhielt, hat sie jetzt einen Wettbewerb gewonnen.

 Margot Weinand ist leidenschaftliche Gedichteschreiberin. In ihren Versen geht es um Freud und Leid und das Glück zu leben.

Margot Weinand ist leidenschaftliche Gedichteschreiberin. In ihren Versen geht es um Freud und Leid und das Glück zu leben.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Gedichte schreiben – für Margot Weinand ist das ein Lebenselixier. Mehr als 1000 hat sie verfasst, seit sie Anfang 1999 in den Ruhestand ging. „Ich habe immer gerne Gedichte gelesen“, sagt die 87-Jährige, die heute im Matthias-Jorissen-Haus in Neukirchen-Vluyn lebt. „Dazu habe ich einige Gedichte für andere geschrieben, zum Beispiel zu Geburtstagen oder Jubiläen.“

Immer wenn sie reimt, gehe es ihr gut. Als sie 2012 schwer erkrankte und ihr Ärzte nur noch ein halbes Jahr prognostizierten, riet ihr ihre Tochter, bei der sie einige Jahre in Engstingen auf der Schwäbischen Alb lebte, weiter Gedichte zu schreiben. Sie reimte – und ihre Gesundheit verbesserte sich. „Mein Kopf ist gesund und braucht Kreativität“, sagt Margot Weinand schmunzelnd.

Ihre Gedichte veröffentlicht sie in Broschüren, meistens 50 bis 70 zusammengefasst unter einem Thema, wie „Unser Sommer – Gedichte gereimt und ungereimt“, erschienen im April. Außerdem schrieb sie 2018 ihre Autobiographie „Stöbern im Schatz meiner Erinnerungen“. Margot Weinand ist gebürtige Essenerin. Als Kaufmannsgehilfin arbeitete sie zunächst in einem Schreibwarenladen. Später machte sie eine pädagogische Ausbildung, wurde Erzieherin und Mitarbeiterin der Heimleitung des Erziehungsvereins.

Mit ihrer Autobiographie ging Margot Weinand, die auch Mitglied im Autorenkreis Neukirchen ist, auf Lesereise. Sie war glücklich, wenn ihr die Menschen zuhörten, wie sie liebevoll aus ihrem Leben in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg erzählte. Auch bei den Gedichten ist ihr die Reaktion ihrer Leserschaft wichtig. „Es ist schön, wenn andere Menschen meine Gedichte lesen, davon angesprochen werden und sich darüber freuen“, sagt sie. Manchmal schickten ihr Leser Fotos, auf denen sie zum Beispiel eine brennende Kerze neben ein Gedicht stellten oder eine Rose daneben legen. Über solche Zeichen der Verbundenheit freut sie sich besonders.

In ihrer Autobiographie wie in ihren Gedichten geht es um Freud und Leid, Liebe und Neid, Geburt und Tod. Vor allem aber hält Margot Weinand darin ihren unerschütterlichen Optimismus fest. So auch in einem Gedicht, das kurz nach Ostern entstand und den Titel „Corona-Virus-Zeit“ trägt. Darin heißt es: „Frühe Erinnerungen, so oft man denkt – gerade jetzt vor Ostern, was man sich schenkt. Erinnerung, die manchmal tut weh – Schneeglöckchen, Krokusse und Ostereier im Schnee. Jetzt aber ist das Wetter schon lange so schön – jeden Tag sonnig auf dem Balkon wird man verwöhnt.“

Margot Weinand reichte das Gedicht bei einem Wettbewerb des Unternehmens Modemobil ein, das Modeschauen in Seniorenheimen organisiert. Sie holte den ersten Platz und wurde dafür jetzt ausgezeichnet.

Die 87-Jährige freut sich, im Matthias-Jorissen-Haus ihrem Hobby, Gedichte zu schreiben, nachgehen zu können. „Hier genieße ich Freiheit im Alter, die zum Dichten notwendig ist“, sagt sie. Ihr „Corona-Gedicht“ endet mit diesen Versen: „Manch wertvolle Zeiten gehen hin in den Jahren. Gebt acht auf die wirklich guten und wahren. Danket für das Glück, das man euch hat geschenkt – weil man eben an Glück gerne denkt.“

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