Neukirchen-Vluyn Märchen geben Senioren Vertrautheit

Neukirchen-Vluyn · Im Rahmen des Märchenfestivals werden Geschichtenerzähler am Wochenende auch in Senioreneinrichtungen auftreten. Thomas Ulbrich, Leiter des Matthias-Jorissen-Hauses, weiß, wie wichtig Märchen auch im hohen Alter sind.

 Die Geschichtenerzählerin Birgit Fritz, die auch schon beim Märchenfestival in Neukirchen-Vluyn dabei war, bei einem Auftritt im Krefelder Seniorenheim Dreikönigenhaus. Diese Einrichtung wird ebenso vom Neukirchener Erziehungsverein getragen wie das Matthias-Jorissen-Haus.

Die Geschichtenerzählerin Birgit Fritz, die auch schon beim Märchenfestival in Neukirchen-Vluyn dabei war, bei einem Auftritt im Krefelder Seniorenheim Dreikönigenhaus. Diese Einrichtung wird ebenso vom Neukirchener Erziehungsverein getragen wie das Matthias-Jorissen-Haus.

Foto: Erziehungsverein

In seinem Büro hat Thomas Ulbrich ein Buch liegen, dass auf den ersten Blick nicht zwischen Aktenordner und Computer passt: eine Ausgabe von Grimms Märchen. Für den Leiter des Seniorenzentrums Matthias-Jorissen-Haus ist dieses Buch tatsächlich eine Art Arbeitsmittel. Denn Märchen, diese Erfahrung macht man in der Seniorenbetreuung immer wieder, können die Lebensqualität alter Menschen steigern. Und das gilt für jene, die geistig klar sind, ebenso wie für jene mit Demenz. Aus diesem Grund lese er den Bewohnern regelmäßig Märchen vor, sagt Ulbrich. Am Samstag allerdings wird eine professionelle Geschichtenerzählerin ins Jorissen-Haus kommen. Im Rahmen des Märchenfestivals rund um die Donger Mühle wird Cordula Gerndt einen Abstecher in das Seniorenzentrum machen und dort um 15 Uhr die Zuhörer in der Kapelle unterhalten. Nicht nur die Senioren, auch Thomas Ulbrich freut sich darauf: "Es ist schon etwas Besonderes, wenn eine richtige Erzählerin die Märchen präsentiert." Übrigens ist die Kapelle klimatisiert - es soll ja am Samstag bis zu 37 Grad heiß werden.

Wie kommt es, dass Märchen gerade bei dementen Menschen so viel Gutes bewirken können? Das habe verschiedene Gründe, sagt der Diakon. "Was am frühesten erlernt wurde, geht am spätesten verloren." Mit Grimms Märchen ist die Generation der heutigen Senioren aufgewachsen, und später haben sie diese Geschichten selber ihren Kindern vorgelesen. Vor allem einprägsame Stellen wie Verse - zum Beispiel "Ach wie gut dass niemand weiß/dass ich Rumpelstilzchen heiß'" - wecken bei den dementen Bewohnern ein Gefühl der Vertrautheit. Und das sei in wichtiger Punkt: "Wenn Sie dement sind, leben sie in einer Welt der Unsicherheit." Es sei erstaunlich, wie positiv und befreiend sich eine Märchenlesung oder -vorführung auf die Bewohner auswirke. "Und das ist ja unsere Aufgabe - den Menschen Lebenqualität zu bewahren." Senioren verlören neben den körperlichen Einbußen durch das Alter oft ihre sozialen Kontakte und ihre Mobilität. "Und es bedeutet den Bewohnern viel, wenn beispielsweise Künstler auf Besuch kommen und ihnen zeigen, dass sie keineswegs vergessen sind."

Nicht nur im Matthias-Jorissen-Haus machen die Erzähler des Märchenfestivals am Wochenende Station. Sabine Scholz wird am Samstag um 15 Uhr im Seniorenzentrum "Carpe diem" in Neukirchen die Senioren erfreuen. Am Sonntag, ebenfalls um 15 Uhr, besucht Dirk Nowakowski die Altenheim Vluyn. Auch die bettlägerigen Patienten können bei diesen Gelegenheiten über eine Lautsprecheranlage die Märchen miterleben.

(RP)
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