Neukirchen-Vluyn Lenßens Kandidatenrede ohne Kandidat

Neukirchen-Vluyn · Die CDU freut sich bei ihrem Neujahrsempfang über 250 Gäste in der voll besetzten Kulturhalle. Einen Tag vor der Sitzung des Parteivorstands hielt Bürgermeister Harald Lenßen (CDU) eine programmatische Ansprache.

Seit die CDU vor 18 Jahren in Ermangelung eines entsprechenden städtischen Ereignisses ihren Neujahrsempfang ins Leben rief, hat sich Veranstaltung von ihren parteipolitischen Wurzeln zunehmend emanzipiert und ist so etwas zu einem Fest für die gesamte Stadt, vor allem aber für die 106 Vereine der Stadt geworden. Die gestrige Tagesordnung hätte vermuten lassen, dass dieser Weg auch im Januar 2015 weiter beschritten wird.

Schließlich hatte man mit Dagmar Kullmann eine Referentin des Landessportbundes eingeladen, die zum Thema "Bürgerschaftliches Engagement und das Ehrenamt im Sport" sprechen sollen. Parteipolitisch völlig unverfänglich, doch dass am Ende mehr Besucher über die Grußworte von Bürgermeister Harald Lenßen und nicht über die Powerpont-Präsentation der gebürtigen Hombergerin Dagmar Kullmann sprachen, lag nicht am zuweilen etwas stockenden Vortrag der Referentin. Lenßen stand auch nicht etwa im Mittelpunkt, weil seine Rede rhetorische Glanzpunkte gesetzt hätte - das tat sie nämlich nicht - sondern einzig aufgrund der terminlichen Dramaturgie der Veranstaltung.

Heute Abend, das pfeifen die Spatzen von den Dächern, wird der Vorstand der Neukirchen-Vluyner CDU den Amtsinhaber Harald Lenßen (CDU) der Mitgliederversammlung zur Wiederwahl für das Amt des Bürgermeisters am 13. September vorschlagen. Jeder im Saal fragte sich deshalb, ob Lenßen sein Grußwort als Kandidatenrede nutzen wurde. Lenßen tat es, ohne dass er indes die für den 13. September anstehende Bürgermeisterwahl auch nur einmal ansprach.

So nahm er die Gäste mit auf einen "Spaziergang durch Neukirchen-Vluyn", um die Bilanz seiner Amtszeit als Bürgermeister zu ziehen und einen hoffnungsfrohen Ausblick auf die Zukunft geben zu können. Auf Niederberg seien die ersten drei Quartiere komplett vermarktet. Vor allem junge Familien hätten in 180 Häusern eine neue Heimat gefunden. Im März solle bereits mit dem Bau einer neuen Kindertagesstätte begonnen werden. Auch für das Gewerbegebiet im Süden des ehemaligen Zechengeländes hätten sich bereits Interessenten bei der RAG Montan gemeldet.

In Neukirchen sei der "gefühlte Stillstand" beendet worden, seit der Erziehungsverein eingewilligt habe, sein Grundstück an der Mozartstraße zu verkaufen. Unter reger Bürgerbeteiligung sei ein integriertes Handlungskonzept für den Ortskern Neukirchen erstellt worden. Die veranschlagte Investitionssumme von sieben Millionen Euro werde überwiegend aus Zuschüssen finanziert. In Vluyn hätten sich ebenfalls viele Bürger an den Plänen für die Neugestaltung des Vluyner Platzes beteiligt.

Im Frühjahr solle mit den Bauarbeiten begonnen werden. Zudem stünden die Aussichten gut, dass mit der Versteigerung der Nau-Bauten auch ein "Schandfleck" am Vluyner Nordring verschwinden werde. Er hoffe, dass der neue Besitzer, "bis Anfang des Jahres" ein Entwicklungskonzept vorlegen werde. Dass zu diesem Entwicklungskonzept auch Massenkündigungen gehören (siehe Bericht am Fuß dieser Seite) war dem Bürgermeister zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht offiziell bekannt. Am Julius-Stursberg-Gymnasim werde endlich mit der Sanierung der naturwissenschaftlichen Räume begonnen, und nach den Sommerferien werde mit der Inbetriebnahme der neuen Gesamtschule der Bildungsstandort Neukirchen-Vluyn gestärkt.

Auch wirtschaftlich stehe Neukirchen-Vluyn gut da. Die Einwohnerzahl sei stabil geblieben, die Steuerkraft im vergangenen Jahr gestiegen.

Dennoch habe die Stadt "leider keine gesunde Finanzstruktur". Für Lenßen einzig eine Folge "von außen wirkenden Kräften".

(RP)
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