Kultur in Neukirchen-Vluyn Anke Johannsen singt von den Zugvögeln

NEUKIRCHEN-VLUYN · Die Kabarettistin mit der Premiere ihres neuen Albums auf der neuen Freiluftbühne auf dem Gelände der Alten Mühle.

 Anke Johannsen sang auf der Freiluftbühne der Alten Mühle.

Anke Johannsen sang auf der Freiluftbühne der Alten Mühle.

Foto: Jacqueline Wardeski

Von einer Mehrfach-Premiere sprach Hausherr und Werbefachmann Joachim H. Bürger in seiner Begrüßung beim Konzert mit Anke Johannsen auf dem Gelände der Alten Mühle in der Dong. Zum einen sei es die Eröffnung der ersten privaten Freiluftbühne in Neukirchen-Vluyn, zum anderen die erste Komplettvorstellung des neuen Johannsen-Albums „Wir Zugvögel“ vor großem Publikum. Und weil die „Chemie“ der beiden, Johannsen und Bürger, stimmt und die Location eine Art Kleinod für die Region ist, wurde der zweistündige Abend ein Erfolg für alle: Für die Künstlerin, weil durch den Eintritt der etwa 200 Gäste, gute Einnahmen zur Deckung ihrer Crowdfunding-Finanzierung der Produktion ihres neuen Musik-Albums erzielt wurden, und für den Hausherrn, weil dieser mit seiner Open-Air-Bühne den Besuchern eine einzigartige Kulisse bieten konnte.

Demnächst wolle er hier auch Lesungen und weitere kulturelle Veranstaltungen machen, denn die Bühne könne man bis zu 32 Quadratmeter groß herrichten. Für Johannsen und ihr kleines Keyboard reichten dagegen wenige Bühnenelemente. Ihr geht es um die Musik, ihre Kompositionen, Lieder und ihre Texte und nicht zuletzt um die Menschen, die ihr zuhören und die sie erreichen möchte. Das neue Album, das es als Produkt noch gar nicht gibt, aber fertig komponiert ist, ist ein solches Beispiel. Johannsen: „‚Wir Zugvögel‘ widmet sich dem, was uns zu Menschen macht – was uns verbindet. Es macht auf musikalische Weise erlebbar, was uns um- und antreibt. Und es verneigt sich vor dem, was wir erreichen können – als Individuen und als Gemeinschaft.“

Das Album ist auf zehn Zugfahrten mit zehn Menschen, die über ihr oder das Leben mit der Musikerin sprachen, in bisher zweijähriger Arbeit entstanden. Aus all den Aufzeichnungen (auf dem Konzert zeigte sie das Buch, in dem sie die Fahrten und Gespräche festhielt) entstanden Texte, die sie erst in Reime und dann in Lieder verwandelte. Einfühlsam, mal nachdenklich stimmend, mal aufklärerisch inspirierend, und immer den Menschen im Blick, hat Johannsen eine Lied- und Textsprache gefunden, die den Zuhörer in ihrem Bann zieht, ohne dass sich dieser dem entziehen kann. Es ist ein kognitiver Genuss und ein emotionales Vergnügen zugleich unter anderem solche Refrain-Zeilen wie diese hier zu hören:„Was ein Einzelner kann. Damit fängt alles an. Die Stimme der Straße, der stillen Mehrheit. Sie lebt und sie bebt. Zeigt uns, dass ihr wer seid“ (aus „Ali und die stille Mehrheit“) oder „Nachts, wenn alle schlafen, setz‘ ich mich an die Maschine. Von der Vollzeit-Mutter-Ehefrau zur fleißigen Biene, die Stich für Stich zusammennäht und schöne Dinge schafft, und dabei nicht nur Stoff, sondern das Leben rafft“ (aus „Schnittmuster vom Glück“).

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