Klassik in Neukirchen-Vluyn Lob-Gesang mit Pauken und Trompeten

Neukirchen-Vluyn · Vier Solisten, das Cölner Barockorchester und das Collegium Vocale laden ein zum Te Deum-Konzert: am Sonntag, 19. Mai, 17 Uhr in St. Quirinus.

 Das Collegium Vocale der SELK steht für außergewöhnlichen Klassikgenuss. Hier bei einem früheren Auftritt in Neukirchen-Vluyn.

Das Collegium Vocale der SELK steht für außergewöhnlichen Klassikgenuss. Hier bei einem früheren Auftritt in Neukirchen-Vluyn.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Zugegeben, Marc Antoine Charpentier (1643-1704) war kein Popstar, sondern ein Barock-Komponist für Kirchenmusik. Die ersten Takte seines Te Deum, seines „Dich, Gott, loben wir“, hat jedoch jeder schon einmal gehört. Mit diesen Pauken und Trompeten kündigte und kündigt sich eine Eurovisionsübertragung im Fernsehen an. Mit genau diesen Klängen will Hans-Hermann Buyken die möglichst bis auf den letzten Platz besetzte St.-Quirinus-Kirche abholen und in ein außergewöhnliches Klassik-Konzert entführen.

Auf dem Programm unter der blauen Europa-Flagge mit den goldenen Sternen stehen zwei Lob-Gesänge. Auf das Te Deum von Charpentier folgt Georg Friedrich Händels (1685-1759) „Dettinger Te Deum“. Für Hans-Hermann Buyken, den ehemaligen Neukirchen-Vluyner Schulleiter und jetzigen Chorleiter, gehört es schlicht zu „seinen größten und schönsten Werken“. Und aus seiner Sicht gibt es gar keine andere Möglichkeit: Das muss man gehört haben. Drei Sponsoren, die Sparkasse am Niederrhein, die Trox-Stiftung und das Land Nordrhein-Westfalen, machen es mit großzügigen Zuschüssen möglich, dass sich mehr als 50 Spitzensänger, Solisten und Musiker in St. Quirinus versammeln werden. Die Eintrittskarte kostet pro Person nur 20 Euro – und wer bei dem „nur“ geschluckt hat: In anderen NRW-Städten würde man bei weniger Sponsoren-Kraft das Doppelte bis Dreifache zahlen, müssen. Der Vorverkauf hat begonnen (siehe unseren Info-Kasten).

„Wir weichen erstmals von dem bisher zweijährigen Rhythmus für solche außergewöhnlichen Konzerte ab“, sagt Sparkassenvorstand Bernd Zibell, der sich von der Klassikbegeisterung Buykens hat anstecken lassen. „Mir gefällt dieses Konzert auch persönlich – auch wenn das für unsere Entscheidung über eine Förderung keine Rolle spielt.“

Hans-Hermann Buyken versteht es geschickt zu locken. Beide Komponisten – obwohl der Franzose Charpentier als auch der deutsche Händel – hätten ihre Stücke geschrieben, damit nach gewonnenen Schlachten gegen innereuropäische Feinde bei den militärischen Siegesfeiern Gott für die vermeintliche Unterstützung gedankt wurde. „Heute steht die Eurovisions-Hymne eher für etwas, das Europa verbindet, aber wieder in großer Gefahr ist“, sagt Buyken. Mehr Aktualität und zugleich Nachdenklichkeit geht bei Klassik kaum. Und was der Chorleiter erst auf Nachfrage sagt: Im Zusammenhang mit einer früheren Aufführung von Händels „Dettinger Te Deum“ lernte er seine heutige Ehefrau kennen und später lieben. Sie war es unter anderem, die Händel für das Konzert in Neukirchen-Vluyn vorgeschlagen hat.

So ist denn alles auch beieinander: Die wahre Liebe, das große europäische Drama, ein wunderbarer Chor und engagierte Barockmusiker – nun müssen sie alle unter dem Dirigat von Hans-Hermann Buyken liefern.

Das hat er nun davon, dass er andere so begeistern kann: Die Erwartungen liegen mindestens so hoch wie die Kirchturmspitze von St. Quirinus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort