Neukirchen-Vluyn Jugendliche setzen Songtexte in Fotos um
Neukirchen-Vluyn · Bei dem Workshop im Neukirchener Jugendzentrum Klingerhuf zeigen Teenager mithilfe eines professionellen Fotografen auf kreative Weise, was sie bewegt. Eine Ausstellung soll nächstes Jahr stattfinden.
Der Raum im Neukirchener Jugendzentrum Klingerhuf hat sich in ein Fotostudio verwandelt. Fotograf Michael Ricks hat dort sein Equipment aufgebaut und fotografiert das aktuelle Projekt "Wenn Bilder meine Sprache wär'n". Das Interesse ist gut, Michael Ricks arbeitet mit verschiedenen Mädchengruppen, die sich mit Kommunikation und Musik auseinandersetzen.
Jenny Witt betreut das Projekt, das sie bei den Jugendlichen nur kurz vorzustellen brauchte. Vorkenntnisse und Erfahrungen mit derartigen Projekten lagen bei einigen Teilnehmerinnen bereits vor. "Einen Fotoworkshop finde ich gut", meint Vivian Friebe (14), die regelmäßig im Klingerhuf anzutreffen ist. Motive aus angesagten Liedtexten oder aus Zeilen in die Bildersprache zu transformieren, erwies sich als überaus anspruchsvolle Herausforderung, wie aus der Runde zu erfahren war.
"Ich mag generell Bilder", sagt Saskia Habelmann (14). Zwillingsschwester Michelle ergänzt: "Wir erkennen uns in den Liedern wieder. In den Texten stehen Sachen, die wir auch alle schon mal erlebt haben. Darin spiegeln wir uns wider."
Zentrale Botschaften wie "durchhalten", beispielsweise beim angesagten Song vom deutschen Hip-Hop-Indie-Musiklabel Trailorpark mit "Bleib in der Schule", haben sie bearbeitet. Zeilen wie "Wir haben alle in der Schule geraucht, und jetzt sieh uns an. Sie sagen, wir haben uns die Zukunft verbaut, und jetzt sieh uns an" wurden auf mögliche Bildmotive hin analysiert. So traf sich die Gruppe von Saskia an der Schule, um dort Aufnahmen zu machen. Zu den letzten Shootings gehörten Motive mit Schulentlass-Szenen.
Beispielsweise suchte sich eine weitere Gruppe das Lied von Ariana Grande "Break free" aus. Sich von Teilen seines Lebens befreien, lautet eine der Botschaften. Michael Ricks fotografierte die Phase des Befreiens, den Moment, wie Armfesseln abgestreift werden.
Für ihn ist die Projektarbeit überaus spannend. "Ich sehe, wie kreativ junge Menschen mit den Liedstrophen umgehen und was sie daraus machen. Natürlich vergleiche ich auch, wie ich als Jugendlicher mit Musik umgegangen bin", sagt der Fotograf. Geändert hat sich eigentlich wenig, wie er meint. "Lieder kehren die Seele nach außen, zeigen, was aktuell bewegt."
Kleines Nebenprodukt: Er merkt auch, dass der Workshop bei Jugendlichen Appetit macht, trotz des Handyzeitalters mit einem Fotoapparat umzugehen.
Das Jugendzentrum Klingerhuf ist Anlaufstelle für Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren. "Solche Projekte kommen gut an", bestätigt Chris Koch, Mitarbeiter im Klingerhuf. Am Samstag geht es in die Endrunde, danach werden die Bilder für eine Ausstellung zu Jahresbeginn bearbeitet.
