Jahresfest beim Neukirchener Erziehungsverein Sonntagsstimmung im Jugenddorf

NeukirchenVluyn · Jahresfest im Neukirche- ner Erziehungsverein: Dabei verband sich gestern viel Spaß mit interessanten Einblicken in die Arbeit der Pädagogen.

 Beim Jahresfest Erziehungsverein Neukirchen gab es viel zu entdecken.

Beim Jahresfest Erziehungsverein Neukirchen gab es viel zu entdecken.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Der Neukirchener Erziehungsverein feierte am gestrigen Sonntag an der Heckrathstraße sein 174. Jahresfest. Die mitreißende Predigt von Pfarrer Michael Diener im großen Festzelt zum Motto „Vielfalt leben – Chancen entdecken“ machte Lust auf spannende Begegnungen. Auf dem Gelände lockte ein breites Angebot an Infoständen, Spielen, Selbstgebasteltem und Kulinarischem.

Aus dem im Jahr 1845 vom Neukirchener Pfarrer Andreas Bräm gegründeten „Verein zur Erziehung armer, verlassener und verwahrloster Kinder in Familien“ ist ein differenzierter Hilfeverbund mit über 2000 Mitarbeitenden geworden. Neben der Alten- und Behindertenhilfe ist es nach wie vor die Kinder- und Jugendhilfe, die mit rund 3500 Betreuten den größten Bereich darstellt. Neben der Betreuung in Heimen, Pflegefamilien und Tagesgruppen sind die ambulanten Kinder- und Jugendhilfebüros (an zwölf Orten im Rheinland) wichtige Anlaufstellen für Eltern und Kinder geworden, die Rat und Unterstützung suchen.

Im Gegensatz zu den Anfängen, als man noch hoffte, allein mit christlicher Nächstenliebe die Kinder „retten“ zu können, kommen heute intensivpädagogisch-therapeutische Hilfen zum Tragen. Die pädagogischen Mitarbeiter sind gut ausgebildet. Sie handeln im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes und sind in vielen Bereichen Vorreiter. Denn immer wieder werden sie vor neue Herausforderungen gestellt. Das weiß keiner besser als Dieter Rittinghaus, der Leiter des Kinder- und Jugenddorfes. Jungen ab acht Jahren werden hier in Kleingruppen intensiv begleitet. Drei Spezialgruppen seien, so Rittinghaus, in den vergangenen zehn Jahren eingerichtet worden: Eine therapeutische Interventionsgruppe für männliche Jugendliche, die sexuell grenzverletzendes Verhalten zeigen; eine Wohngruppe für Jungen mit massiven Verhaltensauffälligkeiten und eine Intensivgruppe für straffällig gewordene Jugendliche zur U-Haft-Vermeidung.

Mit ihren Ansätzen, wie beispielsweise dem Schutzkonzept „Ein sicherer Ort“ oder dem erlebnispädagogischen Trommelprojekt „Calling Thunder“ erzielen die Neukirchener gute Erfolge. Zusammenhalt und Mitsprache werden groß geschrieben. Jedes Haus hat neben Einzelzimmern einen Therapieraum, einen Werk- und einen Bewegungsraum sowie eine Küche. Auf dem „Dorfplatz“ geben Halfpipe, Kletterparcours und Tischtennisplatte Gelegenheiten zum Sport und Spiel. „Viele Jungen lernen und erfahren hier Vertrauen und Selbststärkung und starten in ein neues Leben“, sagt der Sozialarbeiter.

Für das Jahresfest haben die Jungen viel einfallen lassen. Es gab selbstgemachte Seife, die im Bauchladen verkauft wurde. Kleinere Kinder freuten sich über die Steckenpferde aus Poolnudeln. Die holländischen Pommes fanden reißenden Absatz.

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