Interview mit Bürgermeisterkandidat Arne Timpe „Vieles wird den Bürgern nur vorgesetzt“

Der Bürgermeisterkandidat der Wählerinitiative Rheurdt will das Gemeinschaftsgefühl in der Gemeinde stärken. Die Wählerinitiative hat sich aus Bürgern gebildet, die sich mit der aktuellen kommunalen Politik in Rheurdt nicht identifizieren können. Ausschlaggebend war der geplante Umbau des Burgerparks.

 Arne Timpe tritt als Bürgermeisterkandidat für die Wählerinitiative Rheurdt (WIR) an.

Arne Timpe tritt als Bürgermeisterkandidat für die Wählerinitiative Rheurdt (WIR) an.

Foto: WIR

Die Wählerinitiative Rheurdt, WIR, zieht mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten in die Kommunalwahl im September. Arne Timpe stellt sich im Interview vor.

Herr Timpe, Sie wollen Bürgermeister von Rheurdt werden. Warum?

Arne Timpe Seit 17 Jahren arbeite ich in der Verwaltung, anfangs als Informatikkaufmann im Ratsbereich und später als Verwaltungsfachwirt im Personalbereich (Gesundheitsmanagement) außerdem bin ich seit mehr als drei Jahren Vereinsvorsitzender der Elterninitiative Fliegenpilz, ich kann den Job als Verwaltungsleiter und Bürgermeister. Mit den Bürgerinnen und Bürgern, der WIR und dem Verwaltungs-Team möchte ich eine neues Gemeinschaftsgefühl in unserer Gemeinde erzeugen.

 Was unterscheidet „Die Wählerinitiative Rheurdt WIR“ von den anderen Parteien und wo ordnen Sie selbst sich politisch ein?

Timpe Die Wählerinitiative hat sich aus Bürgerinnen und Bürgern gebildet, welche sich mit der aktuellen kommunalen Politik in Rheurdt nicht identifizieren können. Ausschlaggebend war der geplante Umbau des Burgerparks. Dies wurde durch eine Petition verhindert, ist aber leider noch nicht vom Tisch. Es gibt weitere fragwürdige Projekte, wo wir uns nicht mitgenommen fühlen, weil die Bürger nicht gefragt werden, sondern vom Gemeinderat entschieden wird – zum Beispiel Spielplatzumbau in Schaephuysen, momentane Parksituation in Neufeld, Kirmes im Burgerpark und so weiter. Den Vorteil, den die WIR hat, ist, dass WIR keinem Parteidruck unterliegt und auf kommunaler Ebene Lösungen finden kann, ohne einem Parteiprogramm zu widersprechen. Zudem sind WIR relativ jung, frisch und ideenreich. Dies wollen wir jedoch alles mit interessierten Bürgern zusammen erarbeiten. Ich selbst ordne mich politisch Mitte-Links ein. Ich stehe für soziale Verantwortung, Gleichgerechtigkeit und Ökologie, aber auch für wirtschaftliches Wachstum in der Gemeinde. Das Gesamtpaket muss stimmen.

 „Mitdenken, Mitmachen und Mitgestalten“ heißt es auf der Homepage der Wählerinitiative. Wie könnte eine stärkere Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in Rheurdt aussehen?

Timpe Im ersten Workshop „Ziehen Politik und Bürger noch an einem Strang?“ vom 28. Januar kamen rund 20 Personen zur Diskussion. Dort konnte jeder sich kritisch äußern, was auch sehr deutlich gemacht wurde. Leider mussten wir weitere Workshops aufgrund der Corona-Pandemie auf unbekannte Zeit verschieben. Diese werden jedoch nachgeholt. Wir erhoffen uns sehr, so mit den Bürgerinnen und Bürgern in engen Kontakt zu kommen, um somit den Bürgerwillen in der kommunalen Politik vertreten zu können. Wichtig ist, dass das Leid der Bürgerinnen und Bürgern immer ernst genommen und nicht zerredet wird. Zuhören und Interesse zeigen sind die ersten Schritte, um sich gegenseitig Respekt zu zollen. Es sind auch anschließend immer wieder neue Workshops zu aktuellen Themen geplant.

 Was wollen Sie für Rheurdt erreichen?

Timpe WIR sind eine Gemeinde, also sollten WIR auch eine Gemeinschaft sein. Dafür sollten alle sieben Ortschaften gleichberechtigt berücksichtigt werden. Schließlich leben WIR dort alle zusammen. Insgesamt wollen WIR die Gemeinde lebens- und liebenswerter machen. Dazu gehört auch, die Gemeinschaft in Vereinen zu stärken, mehr Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche schaffen, zum Beispiel Treff- und Freizeitmöglichkeiten, den ÖPNV zu verbessern oder mehr Möglichkeiten für Firmen zu schaffen. Für mich persönlich möchte ich die Verwaltung bürgernäher, offener und digitaler gestalten.

Wo sehen Sie die größten Defizite in der Rheurdter Ortspolitik? Welche Bereiche werden Ihrer Meinung nach vernachlässigt?

Timpe Viele Bürgerinnen und Bürger werden momentan von der Verwaltung und der Politik nicht mitgenommen, und somit entsteht eine Disharmonie. Dies zeigte sich sehr deutlich beim Thema Burgerpark. Vieles wird den Bürgern nur vorgesetzt. Verwaltungshandeln ist für viele nicht nachvollziehbar oder unverständlich. Dies sieht man auch im Haushaltsplan. Warum muss die Kirmes in den Burgerpark verlegt werden, oder warum wird der Fokus so deutlich auf die immer älter werdende Bevölkerung gelegt, aber nicht auf Kinder, Jugendliche und junge Mitbürger. Vieles wird bei verschlossenen Türen diskutiert, ohne dass die Bürger davon eine Ahnung haben, manche Themen werden jahrelang be- und zerredet. Zudem hapert es dann noch an der Umsetzung. Das weckt den Unmut der Bürger. Für viele wird die Gemeinde immer unattraktiver. Schulen werden geschlossen, Firmen wie Landhandel Baumanns und Biobäcker Schomaker sowie mehrere kleinere Betriebe verlassen uns, Vereinen werden Räumlichkeiten zur Lagerung genommen, es gibt keinen Drogeriemarkt mehr usw.

 Mit welchen Zielen gehen Sie in den Wahlkampf?

Timpe … um zu gewinnen! Mit unseren und meinen kreativen Ideen wieder Schwung in die Gemeinde zu bringen und das Dorf lebens- und liebenswerter machen. Dazu ist es erforderlich, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

Auf welche Art von Wahlkampf dürfen sich die Wählerinnen und Wähler einstellen – auch mit Hinblick auf die Corona-Pandemie? Wie sieht Ihr Zeitplan für die nächsten Monate aus?

Timpe Die momentane Lage ist sehr schwierig und behindert uns regelrecht. WIR möchten endlich die geplanten Workshops nachholen und hoffen auf sehr rege Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Außerdem planen wir eine Fahrradtour mit allen Wahlkreiskandidaten durch die sieben Ortschaften, um unsere Präsenz und Bereitschaft für alle gleichermaßen greif- und ansprechbar zu sein, zu untermauern.

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