Initiative von Bauern und Jägern in Neukirchen-Vluyn Rayen bietet ein großes Insektenbuffet

Neukirchen-Vluyn · Die Fläche von zwei Fußballfeldern, aufgeteilt in acht Parzellen, haben Insekten und Wildtiere ganz für sich.

 Kümmern sich in Rayen um Blühstreifen: (vl.) Julian Marklewitz, Christian Marklewitz und Landwirt Manfred Brodesser.

Kümmern sich in Rayen um Blühstreifen: (vl.) Julian Marklewitz, Christian Marklewitz und Landwirt Manfred Brodesser.

Foto: Peter Gottschlich

Julian Marklewitz (8) ist oft mit seinem Vater Christian Marklewitz in den Blühstreifen am Rayer Berg unterwegs. „Da summt und brummt es“, berichtet der Drittklässler. „In den Streifen ist Leben drin.“ Schmetterlinge, Bienen und Insekten sind zwischen Kamille, Salbei, weißen Lichtnelken, Schafgarbe, Beifuß, Kohlgewächsen und Klee unterwegs. Fasane und Rebhühner, Hasen und Rehkitze lieben die Flächen, um sich zurückziehen zu können.

Mittlerweile blühen auf acht Streifen östlich und nördlich des Rayerner Berges Wildblumen. Sie belegen eine Fläche von 20.000 Quadratmetern. Das entspricht der Größe von zwei Fußballfeldern, wobei die Blühstreifen meistens nur fünf bis zwölf Meter breit sind. Im nächsten Jahr soll noch ein Streifen hinzukommen. Will Christian Marklewitz sie doch ausweiten, nachdem er 2016 zusammen mit der Linksniederrheinischen Entwässerungsgenossenschaft (Lineg) klein angefangen hat, die genau zwischen der Landgaststätte zur Grenze und der ehemaligen Gaststätte zur Linde am Honigshuck liegt.

Der Rayener, der gemeinsam mit Peter Naundorf die Jagd gepachtet hat, kann das, weil er zu den Landwirten einen engen Draht hat. „Ich besorge das Saatgut“, erläutert der 37 Jahre alte Vertriebsmitarbeiter die Arbeitsteilung. „Die Landwirte stellen die Fläche zur Verfügung. Sie pflügen, grubbern mehrfach und säen ein. Das Ganze funktioniert nur, weil wir ein freundliches Verhältnis zueinander pflegen.“

Für die Blühstreifen erhalten die Landwirte über die Landwirtschaftskammer einen Zuschuss. Das gleicht einen Teil des Ernteverlustes aus. „Die Streifen sind eine gute Sache für die Natur“, findet Landwirt Manfred Brodesser, der wie Landwirt André Seiltgens Streifen aus der Nutzung herausnimmt, um sie in Blühstreifen zu verwandeln.

Meistens stellen sie Streifen bereit, die nicht so hohe Erträge bringen, zum Beispiel, weil sie im Schatten eines Waldrandes liegen. Gerade diese sind für Tiere besonders wichtig. „Niederwild hält sich sehr oft in diesen Bereichen auf“, sagt Christian Marklewitz. „Dazu zählen Hasen, Rebhühner, Fasane oder Rehe.“

Er hat sich in den vergangenen drei Jahren intensiv mit Thema Blühstreifen auseinandergesetzt, dem Lebensraum für Insekten und Wildtiere. Er kennt die Unterschiede zwischen Wildblumenwiesen für Insekten, die entweder jedes Jahr oder alle zwei Jahre auszusäen sind, oder die Lebensraum- und Lebenswiese, die nach vier oder fünf Jahren zu erneuern sind. Diese bestehen aus anderen Blumen und Pflanzen.

„Wenn die eine Pflanze verblüht, wie jetzt Raps, kommt die nächste, wie bald Sonnenblume“, erzählt er. „Die Wiesen müssen nicht gewässert werden. Die Pflanzen leben vom Tau, der sich in der Nacht bildet. Dazu müssen sie groß genug sein. Im letzten Jahr hat das nicht immer funktioniert, weil es sehr früh sehr trocken war. Es hat bis in den Spätsommer kaum geregnet.“

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