Neukirchen-Vluyn Im neuen Rat werden Mehrheiten schwierig

Neukirchen-Vluyn · Stabile Bündnisse im künftigen Rat von Neukirchen-Vluyn sind nicht leicht zu schmieden. Viel wird auf die Grünen ankommen.

"Die Ratsarbeit wird schwieriger werden." Zumindest in diesem Punkt war sich Markus Nacke, der CDU-Fraktionsvorsitzende, gestern sicher. Ansonsten ist im künftigen Rat von Neukirchen-Vluyn noch alles offen. Eindeutige Mehrheiten gibt es nicht. Naheliegende Bündnisse wie etwa SPD oder Grüne sind wegen der besonderen Umstände vor Ort nicht selbstverständlich.

Die SPD ist die stärkste Fraktion und erhält künftig 15 Sitze, die CDU hat nur noch 14. Die Grünen behalten ihre vier Sitze. Die manchmal provokant auftretende Fraktion "NV Auf geht's" hat mit nunmehr drei Stimmen mehr Einfluss gewonnen. Die FDP ist nur noch mit einem Sitz vertreten. Und mit Jochen Lobnig ist nun auch ein Pirat in dem Gremium vertreten. Bunt, aber unübersichtlich, so könnte ein erstes Resümee lauten.

Die SPD als stärkste Fraktion wird es bei der Bildung von Mehrheiten leichter haben. Könnte sie die Grünen und den Vertreter der Piraten für sich gewinnen, stünde ein mehrheitsfähiges Bündnis. Doch die Grünen waren in den vergangenen Jahren eher auf Seite der CDU und unterstützten, gemeinsam mit der FDP, das von der SPD scharf kritisierte Paket zur Haushaltskonsolidierung.

Daher dürften die Christdemokraten aufhorchen bei den Worten, die Grünen-Sprecher Tom Wagener gestern auf RP-Anfrage äußerte: "Wir wollen kein Anhängsel der CDU sein. Wir halten uns alle Optionen offen." Ein Bekenntnis zur SPD kam Wagener allerdings nicht über die Lippen. "Rein theoretisch" sei die SPD den Grünen programmatisch vielleicht näher. " Doch in der Vergangenheit war die SPD im Rat unserer Meinung nach oft zu populistisch, außerdem hat sie sich nicht an Absprachen gehalten."

Ein Bündnis mit den Grünen, das kann sich SPD-Fraktionschef Günter Zeller durchaus vorstellen. "Vor einem halben Jahr haben wir schon einmal Gespräche mit Grünen-Vertretern geführt und dabei einige Dinge geklärt, die das Verhältnis belastet haben", berichtet er. Erst einmal werde in der Fraktion und im Ortsverein ein Resümee der Wahl gezogen und das weitere Vorgehen beschlossen.

Klaus Wallenstein, der als Fraktionsvorsitzender von NV Auf geht's nun deutlich an Macht gewonnen hat, machte gestern klar, dass er nicht an einer dauerhaften Kooperation interessiert ist. "Wir werden nach der Sache entscheiden", stellte er klar. Es entspreche nicht dem Selbstverständnis der Fraktion, sich an eine andere zu binden.

Die Verlierer der Wahl in Neukirchen-Vluyn sind CDU und FDP. Die Christdemokraten verloren ihren Status als stärkste Fraktion, die FDP verlor nahezu die Hälfte ihrer Stimmen von der vergangenen Kommunalwahl. Markus Nacke räumte gestern ein, dass man im CDU-Ortsverband "noch keine Analyse des Ergebnisses" vorgenommen habe. Auch Gespräche mit den anderen Fraktionen seien noch nicht anberaumt. Norbert Gebuhr, künftig einsamer Liberaler im Rat, vermutet, dass CDU und SPD nun um die Grünen werben werden. Was seine eigene Rolle betrifft, sagte er gestern: "Ich habe keine Lust, nur als bloßer Beobachter der Vorgänge im Rat zu sitzen. Ich möchte gern mitgestalten und etwas bewegen." In welcher Konstellation das geschehen könne, darüber werde man im Ortsverein nun in Ruhe reden.

Jochen Lobnig, der neue Ratsherr der Piraten, freut sich über den erfolgreichen Einzug. "Es war ja Spitz auf Knopf, erst mit der Auszählung des letzten Wahlbezirkes war alles klar", berichtet er. Welche Fraktionen er gern unterstützen möchte, dazu konnte der Polizeibeamte gestern noch nichts sagen. "Erst einmal warte ich die kommenden Gespräche ab." Sicher sei aber, dass "der Parteiklüngel beiseite gelassen" werden müsse.

(RP)
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