Neukirchen-Vluyn I-Dötzchen suchen den richtigen Ranzen

Neukirchen-Vluyn · Bereits zum 15. Mal hat Giesen-Handick am Samstag eine Ranzenbörse im Klingerhuf veranstaltet. Ob das Motiv des Tornisters wichtiger ist oder die perfekte Passform - darüber diskutieren Eltern und Kindern am häufigsten.

 Fachberaterin Ute Gappel zeigt Alper (6) und seiner Mutter Azlem Kahya, das Stiftemäppchen zum blauen Schulranzen. Drei Mal im Jahr nimmt die Verkäuferin an Schulungen teil, um Kinder und Eltern optimal beim Kauf beraten zu können.

Fachberaterin Ute Gappel zeigt Alper (6) und seiner Mutter Azlem Kahya, das Stiftemäppchen zum blauen Schulranzen. Drei Mal im Jahr nimmt die Verkäuferin an Schulungen teil, um Kinder und Eltern optimal beim Kauf beraten zu können.

Foto: Klaus Dieker

Mit großen Augen steht Elias Brack (5) vor dem in Tarnfarben gehaltenen Schulrucksack und zeigt auf das Erdmännchen-Motiv. "Kann man das etwa abmachen?", fragt er. Fachberaterin Jutta Biesen nickt: "Klar, das ist ein Klettverschluss. Wenn du keine Lust mehr darauf hast, kannst du auch die Wasserschildkröte oder etwas anderes drauf kleben." "Cool!", ruft er und macht sich sogleich an die Arbeit. Seine Oma Petra Hahn schüttelt den Kopf: "Jetzt haben wir schon wieder was gefunden, das ihn vom Anprobieren ablenkt."

Das kennen Biesen und ihre Kolleginnen Monika Jordan und Doris Ianniello, die am Samstag auf der Ranzenbörse im Klingerhuf beim Tornisterkauf beraten, nur zu gut. Jordan arbeitet seit 46 Jahren bei Giesen-Handick und hat festgestellt: "Kinder achten oft nur auf das Motiv. Wenn der Wunschtornister gar nicht passt, stehen sie in einer Schonhaltung da. Sie wollen überspielen, dass es unbequem ist." Dann sei es an der Zeit, dem Kind bewusst zu machen, dass die Passform eine viel größere Rolle bei der Ranzenauswahl spielen sollte.

"Im Regelfall schauen wir aber zuerst nach einem passenden Modell für das Kind und dann erst nach einem Motiv, das ihm gefällt", erklärt Ianniello. Der Schulranzen sollte nicht breiter als das Kind sein, zierliche i-Dötzchen brauchen Rucksäcke mit einem geringen Eigengewicht. "Von 800 bis 1250 Gramm ist bei unseren zwölf Modellen alles dabei. Sitzt der Tornisterdeckel auf der Höhe der Schultern, ist das ideal. Der Ranzen sollte auch nicht über dem Po hängen", sagt Jordan. Die Verkäuferinnen besuchen dreimal im Jahr Schulungen, um beim Ranzenkauf optimal beraten zu können. Das muss auch Elias feststellen. Er soll die geliebten Klettverschluss-Bildchen aus der Hand legen, weil Fachberaterin Biesen ihm erklären möchte, wie er seinen favorisierten Erdmännchen-Rucksack rückengerecht einstellen kann. Er setzt den Ranzen auf, lässt sich von Biesen Brust- und Beckengurt einstellen. "Fast wie bei einem Wanderrucksack", bemerkt Elias' Opa, Ralf Hahn. Die Verkäuferin nickt: "Dieses Modell ist auch genauso rückenschonend wie einer." Das Ehepaar Hahn tauscht einen Blick aus. "Dann flitz' mal eine Runde damit", fordert Erika Hahn ihren Enkel auf. Bereitwillig und mit einem breiten Lächeln saust Elias eine Runde durch die große Sporthalle des Klingerhufs. Doch irgendetwas stört. "Der Boden ist zu hart, der stößt mir immer in den Rücken", erklärt der angehende Erstklässler. Gemeinsam mit Biesen und seinen Großeltern probiert er noch zwei weitere Modelle, einen mit einem Drachen. "Der ist bequem", sagt Elias, spielt gleichzeitig schon wieder an den Klettverschlussbildern des tarnfarbenen Rucksacks herum: "Die Bilder sind aber auch toll." "Da hat dein Rücken aber nichts von", wirft seine Oma ein. Elias, der das Argument gelten lässt, ist plötzlich ganz aufgeregt. Er stellt den Drachen-Tornister zu den zwei anderen, die auch für ihn in Frage kommen, und während sein Opa ein Foto für Elias' Mama schießen möchte, läuft der Kleine immer wieder ins Bild und zeigt auf den Drachen. "Den will ich", sagt er fest entschlossen. Seine Oma lächelt: "Das feiern wir gleich beim Bäcker."

Den Bewegungsparcours, bei dem die Kinder hüpfen, krabbeln und Slalom laufen sollen, absolviert Elias nicht mehr. Physiotherapeutin Nadine Kaspers vom Therapiezentrum Bol & Greuel in Kevelaer gibt den Familien dort vor allem eines mit den auf den Weg: "Der Schultornister sollte nicht federleicht sein. Wie sollen die Kinder denn ohne Belastung Muskeln ausbilden?"

(jma)
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