Neukirchen-Vluyn Hund Benni warnt Bewohnerin vor Feuer in Nau-Bauten

Neukirchen-Vluyn · Am Samstag brannte es am Nordring. Nicht klar ist, ob der Sicherheitsdienst noch im Einsatz ist.

 Carmen Bauer mit ihrem Benni. Der Berner Sennenhund hat den Qualm am Samstagabend früh gerochen und sein Frauchen aus dem Haus gelockt.

Carmen Bauer mit ihrem Benni. Der Berner Sennenhund hat den Qualm am Samstagabend früh gerochen und sein Frauchen aus dem Haus gelockt.

Foto: Dieker

Die wenigen Bewohner, die noch im Nau-Hochhaus am Vluyner Nordring 55 wohnen, sind verunsichert. "Ich habe gerade in der Badewanne gelegen", erinnert sich Ingeborg Kelm an den Samstagabend, als um 19 Uhr eine Wohnung in der fünften Etage brannte. "Die Sirenen habe ich gar nicht gehört, aber die Feuerwehrautos. Es ist der fünfte Brand hier am Nordring. Ich habe Angst. Das ist doch logisch. Am liebsten würde ich ausziehen, wenn mir jemand den Umzug bezahlen würde."

Wie Ingeborg Kelm, die seit 42 Jahren in der ersten Etage des Nau-Hochhauses am Nordring 55 wohnt, geht es allen Bewohnern in diesem Gebäude. Sie würden gerne umziehen, wenn sie für den Wohnungswechsel Geld bekommen würden und wenn sie woanders aufgenommen würden.

Doch das ist gar nicht so einfach. "Wo soll ich denn hin?", fragt Carmen Bauer. "Mit Hund ist es doppelt schwierig. Niemand will einen haben." Sie spricht aus Erfahrung. Vor vier Jahren musste sie ihre Wohnung in Kamp-Lintfort verlassen, die modernisiert wurde. Eine andere fand sie nur am Vluyner Nordring, in die sie mit ihrem Berner Sennenhund Benni einzog. "Eigentlich sollte es nur für ein halbes Jahr sein", erzählt die Wahl-Neukirchen-Vluynerin. "Ich bin ja Lintforterin. Benni fühlt sich hier nicht wohl." Doch in Kamp-Lintfort oder Neukirchen-Vluyn fand sie keine andere Wohnung.

Nach dem erneuten Brand will sie wieder auf Suche gehen. "Angst habe ich schon in der Wohnung", erzählt Carmen Bauer, wenn sie auf die verkohlte Wohnungseinrichtung in der fünften Etage blickt. "Aber ich habe ja Benni. Der gibt mir Sicherheit. Er hat am Samstagabend ganz früh den Qualm gerochen. Da habe ich noch Fernsehen geguckt. Er wollte raus. Kurz danach ist hinten das Fenster rausgeflogen. Die Feuerwehr kam kurz danach."

Dabei hatten die Blauröcke in den vergangenen Monaten seltener Einsätze am Nordring. Denn Eigentümer Sebastian Olbrich, der im Dezember die 500 Vluyner Nau-Wohnungen ersteigert hatte, hatte einen Sicherheitsdienst beauftragt, der die Gebäude um den Vluyner Nordring überwachte. Außerdem hatte er alle leerstehenden Wohnungen mit Türen verschließen lassen. "Es war lange ruhig dort", sagt Frank Grusen. Der Stadtsprecher will deswegen nicht das Wort "Serie" in den Mund nehmen, das nicht passe.

Aber ist dieser Sicherheitsdienst noch im Einsatz? Einen Tag bevor es brannte, hatte Bürgermeister Harald Lenßen am Freitagmittag zu einem Gespräch eingeladen, um unter anderem diese Frage zu klären. Mit am Tisch saßen Sebastian Olbrich, der nach dem Grundbuch noch Eigentümer der Nau-Hochhäuser am Nordring ist, sowie ein Vertreter der schweizerischen Immobiliengesellschaft "Peach Property", die den Kaufvertrag bereits unterschrieben haben soll, aber laut Grundbuch noch nicht Eigentümerin ist. "Die Frage nach dem Sicherheitsdienst konnte nicht beantwortet werden", berichtet Grusen von diesem Gespräch. "Die Gebäude befinden sich gerade im Eigentumsübergang."

Dabei soll der Vertreter von "Peach Property" zugesagt haben, das Konzept von Sebastian Olbrich weiter zu fahren. In einem Zeitfenster von zwei bis drei Jahren will diese Immobiliengesellschaft die Nau-Hochhäuser sanieren. "Die neue Immobiliengesellschaft hat zugesagt, dass die Mieten langfristig auf Neukirchen-Vluyner Mietniveau bleiben", berichtet Grusen. Das schließt Erhöhungen um ein Drittel nicht aus, nachdem die Wohnungen saniert wurden.

Laut Stadtsprecher soll der Vertreter von "Peach Property" zugesagt haben, dass der Sicherheitsdienst im Einsatz bleibt. Für ihn würde eine Unterbrechung dieses Einsatzes den Brand vom Samstagabend erklärbar machen. "Auf der fünften Etage, auf der es brannte, war nur diese Wohnung bewohnt", so Grusen. "Dann hört niemand die Brandstifter, wenn sie eine Tür aufbrechen und Feuer legen."

(got)
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