Heinz Erhardt sorgt für ein volles Haus im Rheurdter Pfarrheim. Wortwitz mit einem Hauch Melancholie

RHEURDT · Die katholischen Frauen von St. Nikolaus in Rheurdt (kfd) und das Bildungswerk Kleve setzten ein Porträt von Heinz Erhardt auf ihr Programm. Lis Steeger bekam viel Applaus.

 Liss Steeger erinnerte im Pfarrheim an Heinz Erhardt.

Liss Steeger erinnerte im Pfarrheim an Heinz Erhardt.

Foto: Norbert Prümen (nop)

„Noch‘n Gedicht?“, diese Frage gehört zu Heinz Erhardt, der mit seinen Wortspielereien die Menschen zum Lachen brachte und dabei Tiefgang bewies. Liss Steeger stellte im ausverkauften Rheurdter Pfarrheim einen Mann mit zwei Gesichtern vor.

Für Liss Steeger ist es ein Wiedersehen mit dem Künstler, der sie seit Kindertagen fasziniert. Mit dem ersten Buch fing alles an. „Damit bin ich groß geworden“, so Liss Steeger über den Jahrhundertkomiker, der zunächst einen holprigen Weg für seine Karriere in Kauf an. 2007 wurde er als zweitbester Komiker geehrt, der bewusst unbeholfen und mit hintersinnigen Zwei- oder Vierzeilern sein Publikum begeistert. Unangefochten blieb Loriot.

„2019 ist ein besonderes Jahr, weil der 40. Todestag und zugleich der 110. Geburtstag im Kalender stehen“, erläuterte Liss Steeger den Anlass für die Hommage. Erhardt erlebt eine turbulente Kindheit, die von 15 Schulwechseln begleitet wird, bedingt durch die Scheidung der Eltern 1915. Er pendelt zwischen Riga und St. Petersburg, zwischen Vater und Mutter und den Großeltern. Eigentlich sollte er die Musikalienhandlung des Großvaters übernehmen. Erhardt geht seinen Weg, der ihn 1938 nach Berlin und zu Suppenküchen führt.

Im „Kabarett der Komiker“ stellt sich erster Erfolg ein. Im Privatleben ist Gilda die Frau, die ihn ab 1935 mit den vier Kindern bis zu seinem Tod 1979 begleitet. 1941 wird Erhardt zur Marine eingezogen. Das komische Talent wird beim Nichtschwimmer Erhardt schnell erkannt. Er wird Truppenbetreuer, sorgt für die dringend benötigte gute Stimmung.

Nach dem Krieg dockt er bei Radiosendern an. 1951 entdecken ihn Filmemacher. Filme wie „Der müde Theodor“ folgen, werden Kassenschlager mit „Witwer mit fünf Töchtern“ oder „Immer die Radfahrer“. Erhard ist der Mann mit zwei Gesichtern, wie auch manch vorgetragenes Gedicht erkennen lässt - beim Blick zwischen die Zeilen. Tod, Depression, Vergeblichkeit thematisiert er. Heute ist von seinem „schwarzen Humor“ die Rede.

Ein Schlaganfall verändert 1971 für Erhardt die Lebenssituation komplett. Er kann weder sprechen noch schreiben. 1979 verstirbt der Mann, der Deutschland nach dem Krieg eine komische Note gab. Liss Steeger hat es verstanden, ihr Publikum in Wort und Bild an den Lebensstationen von Erhardt teilhaben zu lassen. Das Erhardtsche Markenzeichen, die Gedichte, baute sie pointiert in ihren Vortrag ein. Seine Verse sorgen selbst im schnelllebigen 21. Jahrhundert für ungebrochene Freude. Klar, auch ganz zum Schluss gab es „Die Made“, den komischen Einblick in die Tierwelt. Dicken Applaus erntete Liss Steeger für einen überaus unterhaltsamen Abend im Pfarrheim.

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