Neukirchen-Vluyn Heile-Welt: Im Wald, da sind die Raver

Neukirchen-Vluyn · Am 10. Juli leuchtet wieder der "Zauberwald" am Fuß der Halde Norddeutschland. Der Neukirchen-Vluyner Veranstalter Tobias Schladitz lädt ein zum Festival "Heile Welt". Im August lässt der 39-Jährige dann auf dem Haldengipfel "Heaven & Hill" folgen.

 Auch in diesem Jahr hoffen Tobias Schladitz und seine Helfer auf Tausende Besucher im "Zauberwald". Hier ein Festivalfoto aus dem Jahr 2015.

Auch in diesem Jahr hoffen Tobias Schladitz und seine Helfer auf Tausende Besucher im "Zauberwald". Hier ein Festivalfoto aus dem Jahr 2015.

Foto: Dieker

Eigentlich sollte Tobias Schladitz einmal den Gartenbaubetrieb seiner Eltern übernehmen. Er machte auch eine Gärtnerlehre, aber am Ende war es die elektronische Musikszene der 90er, die das Leben des Neukirchen-Vluyners bestimmte. Anstatt Blumen hat er in den vergangenen Jahren mehrere Festivals zum Blühen gebracht, zwei davon in seiner Heimatstadt: "Heile Welt" und "Heaven & Hill". Beide finden an (beziehungsweise auf) der Halde Norddeutschland statt.

Am 10. Juni startet am Fuß der Anhöhe die "Heile Welt". Auf zwei Bühnen gibt es elektronische Tanzmusik zu erleben, vor allem Techno und House. Auf den Plakaten wird als Veranstaltungsort der "Zauberwald" genannt. "Wir lassen den Wald im Umkreis illuminieren, daher der Name", erklärt Schladitz. Treffpunkt ist an der bunt besprühten Spundwand, einer ehemaligen Verladestation.

Seit rund 20 Jahren arbeitet Schladitz in der Szene, unter anderem als "Booker" und als DJ unter dem Namen Toby Montana. "Ich habe die elektronische Musik Ende der 90er leben und lieben gelernt", sagt er und erzählt von zahlreichen Clubbesuchen, unter anderem auf Ibiza. Er knüpfte bei diesen Gelegenheiten Kontakte in die Szene und fand dort seine berufliche Laufbahn.

Den Standort für die "Heile Welt" habe er eigentlich durch Zufall gefunden, sagt Schladitz. "Ein großes Problem bei den Locations ist die Lautstärke." Aber an der Halde, ohne direkte Nachbarschaft, dürfte das doch kein Problem sein? "Bei ,Heaven & Hill' manchmal schon. Wir sind dann auf dem Gipfel, aber nicht in der vertieften Fläche, wo das Dong Open Air stattfindet." Je nachdem, wie der Wind weht, werden die Elektro-Beats für Einwohner von Neukirchen sehr hörbar, und nicht alle haben die Geduld, die Party über sich ergehen zu lassen.

Was die Zusammenarbeit mit der Stadt und den Sicherheitsbehörden angeht, ist Tobias Schladitz des Lobes voll. "Die Verwaltung hat sich von Anfang an kooperativ gezeigt und uns keine Steine in den Weg gelegt", versichert er. Er habe den Eindruck, im Rathaus sei man froh über die erfolgreichen Musikveranstaltungen an der Halde. "Es gibt ja vor Ort eher wenig Angebote für junge Leute."

Mit dem Regionalverband Ruhr, dem das Haldengelände gehört, gebe es ebenso wenig Probleme. Und auch mit der Polizei pflege er als Veranstalter ein gutes Verhältnis. "Vor den Festivals gibt es jeweils einen Runden Tisch zur Frage der Sicherheit." Security und Sanitäter sind natürlich stets dabei.

Da die hohe Zeit des Techno schon eine Weile her ist, gibt es bei den Festivals auch einen Nostalgie-Faktor. "Etwa die Hälfte der Besucher sind Leute, die in den 90er Jahren mit dieser Musik aufgewachsen sind. Die Fanbase wächst nicht mehr. Aber es gibt auch unter den Jüngeren Anhänger", schildert Schladitz die Lage. Die Leute für eine solche Veranstaltung zu begeistern, sei inzwischen nicht mehr so leicht. "Es wird so vieles angeboten, jeder Wendehammer macht sein eigenes Dorffest, es gibt Midnight-Shopping, und dann mehrtätige Events wie Parookaville."

Den größten Teil der Vorbereitung macht Tobias Schladitz allein, aber wenn aufgebaut wird, sind natürlich Helfer dabei. "Und meine Familie hilft ebenfalls", sagt er. "Mein Vater beispielsweise findet inzwischen toll, was ich mache."

(s-g)
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