Gesamtschule in Neukirchen-Vluyn sorgt für Notfälle vor Keine Angst vor Erster Hilfe

Neukirchen-Vluyn · An der Gesamtschule Tersteegenstraße haben zwölf Schüler den Schulsanitätsdienst übernommen.

 Max (l.) und Malte zeigen in der Pausenhalle der Gesamtschule Tersteegenstraße die stabile Seitenlage.

Max (l.) und Malte zeigen in der Pausenhalle der Gesamtschule Tersteegenstraße die stabile Seitenlage.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die Decke ist das einzige Zugeständnis. Ab jetzt läuft in der Gesamtschule an der Tersteegenstraße alles so ab, als sei ich tatsächlich bewusstlos in der Pausenhalle zusammengebrochen. Für solche Notfälle gibt es seit Herbst den neuen Schulsanitätsdienst. Zehn Schüler und zwei Schülerinnen der achten Klasse haben eine 24-stündige Ersthelfer-Ausbildung absolviert. Malte und Max, beide 13 Jahre alt, eilen herbei. Malte trägt weiße Gummihandschuhe. Max spricht mit mir, während er meinen Mund öffnet und schaut, ob die Atemwege frei sind. „Manchmal legt sich bei Bewusstlosen die Zunge in den Weg“, erläutert er. Die Jungs arbeiten schnell, aber nicht hektisch. Mein Kopf wird gestreckt, die Arme und das linke Bein in Position gebracht – schon rolle ich in eine stabile Seitenlage. Atemwegskontrolle – Fertig!

„Ich kannte einen solchen Schulsanitätsdienst aus anderen Schulen“, erläutert Rektorin Beatrix Langenbeck-Schwich. Als während der Werkstunden in der Acht gefragt wurde, wer diesen Dienst übernehmen wolle, gab es viele Interessenten. Diese zwölf hier sind bei der Stange geblieben. Den Schichtdienst in den zwei kurzen und der langen Mittagspause organisieren sie nach einem Dienstplan. Ein Team hat immer ein Notfallhandy dabei – falls während der Unterrichtszeit etwas passiert. Einer ist in Bereitschaft – falls mal ein Diensthabender ausfallen sollte. Welche echten Notfälle gab es bereits? Lena, 13, und Elisa, 14, überlegen: „Schneeballunfälle – gerade jetzt, in diesen Tagen. Stürze. Und neulich gerieten zwei Schüler im Streit aneinander – der eine blutete am Kopf, der andere am Arm.“ In einem kleinen Raum neben der Pausenhalle werden solche Wunden aus der orangen Notfalltasche heraus versorgt. Dann werden die malladen Schüler zum Sekretariat begleitet, wo sie falls nötig nach Hause entlassen oder zu einem Arzt geschickt werden.

„Als es die Schulsanitäterinnen und –sanitäter noch nicht gab, landeten Verletzte direkt beim Sekretariat“, berichtet die betreuende Lehrerin Mara Urlaub. Sie unterrichtet Englisch und Biologie – „deshalb interessiert mich alles medizinische.“ Einmal pro Woche spricht sie mit den zwölf Ersthelfern durch, was passiert ist und ob Sondertermine anstehen. Beim Tag der offenen Tür etwas, führten die Helfer an einer Puppe vor, was sie gelernt haben.

Unter den Mitschülern werden sie manchmal wegen ihrer neuen Zusatzaufgabe aufgezogen. „Ach Du machst Sanitärdienst“, heißt es dann manchmal. „Aber wenn sie uns dann mal brauchen, sind sie froh, wenn wir ein Pflaster oder einen Verband anlegen können“, hat Nico, 15, erkannt,. Im nächsten Jahr sollen die neuen Achter die Gruppe verstärken, denn sehr bald kommt in der räumlich aufgesplitteten Gesamtschule ein weiterer Sanitätsraum hinzu, der besetzt werden muss. Momentan gehört der zur Zug um Zug auslaufenden Hauptschule.

Warum sind nur so wenige Mädchen bei den Schulsanitätern? Lena und Elisa zucken mit den Schultern: „Vielleicht meinen viele, sie könnten kein Blut sehen. So eine Situation haben wir zwei aber noch gar nicht erlebt.“ Das wichtigste sei, in einem Notfall tief durchzuatmen und ruhig und besonnen vorzugehen, versichern die Schulsanitäter. Bei Malte und Max liegt das Helfen im Blut: Die Väter gehören zur Feuerwehr, sie selbst sind in der Jugendfeuerwehr.

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