Neukirchen-Vluyn Farbenfrohe Bilder erinnern den Kaplan an seine Verwandten

Neukirchen-Vluyn · Suneel Kumar Pasupula wirkt als Geistlicher in der Pfarrei St. Quirinus in Neukirchen-Vluyn. Seine Wurzeln liegen im südlichen Indien.

Wenn Suneel Kumar Pasupula seine Erinnerungen an die Heimat auffrischen möchte, dann greift er zu seinen Fotoalben. "Hier sind die Bilder von der Hochzeit meines Bruders im vergangenen Jahr", erzählt er und reicht das Album weiter. "Die Feier dauert drei Tage, zwei Tage wird im Haus des Mannes gefeiert, einen Tag im Haus der Ehefrau." Diese Bilder von einer christlichen Hochzeit in Indien wirken auf Europäer teils vertraut, teils überraschend durch die Farbigkeit der Gewänder und der Ausstattung.

Pasupula ist Priester, vor zwei Jahren kam er nach Deutschland, seit eineinhalb Jahren ist er als Kaplan in der katholischen Pfarrgemeinde St. Quirinus in Neukirchen-Vluyn tätig. Er stammt aus dem südlichen Teil Indiens, aus dem Bundesland Andhra Pradesh. Das dortige Bistum Cuddapah pflegt eine Partnerschaft mit dem Bistum Münster. Die Muttersprache von Suneel Kumar Pasulpula ist das Telugu, es gehört zur dravidischen Sprachfamilie. Als er nach Deutschland kam, machte er einen "Crash-Kurs" in der fremden Sprache, die er nun bemerkenswert gut spricht.

Leidet er gelegentlich an Heimweh? "Auch in Indien ist man als Priester oft nicht daheim", sagt er. "Ich fühle mich hier wohl, der Dienst gefällt mir." Natürlich gebe es einige Dinge, an die man sich gewöhnen müsse. "Bei uns ist das Klima heiß und tropisch, man macht sich keine großen Gedanken über das Wetter, wenn man das Haus verlässt." In Deutschland lohne es sich dagegen, den Wetterbericht zu beachten und sich auch mal wärmer anzuziehen.

Auch das mild gewürzte deutsche Essen war neu für den Inder. "Wir mögen unser Essen sehr scharf gewürzt und essen dazu ein bestimmte Sorte Fladenbrot", berichtet er. Dass man in Deutschland unter dem Wort Curry ein Pulver versteht, während es in Indien so viel wie Soße heißt, war auch eine Neuigkeit für ihn. Schätzt er inzwischen die deutsche Küche? "Ich mag Blumenkohl, auch Sauerkraut." Natürlich kennt man die bei uns üblichen Gemüse auch in Indien. "Spinat wird bei uns gern zusammen mit Linsen zubereitet."

Die Fotoalben von Suneel Kumar Pasupula sind auch Beleg für Bauprojekte, die er in seiner Heimatregion angestoßen hat, um die Infrastruktur in den christlichen Gemeinden zu verbessern. "Wenn ich nach Indien reise, nehme ich immer Kleidung und Schulbücher mit", sagt er.

Wie feiert man in den christlichen Gemeinden vor Ort eigentlich Weihnachten? "Es gibt eine Krippe, manche stellen auch einen Baum auf, allerdings keinen Tannenbaum." Das gegenseitige Beschenken in den Familien sei eher unüblich. Eher tut man denen Gutes, die wenig haben, schenkt zu Beispiel Frauen einen neuen Sari. Auch Nahrungsmittel an die besonders Armen zu geben, ist üblich, und dabei wird kein Unterschied zwischen den Religionen gemacht.

Kaplan Pasupula räumt aber ein, dass das Verhältnis der großen Religionen in Indien - Hinduismus, Islam, Christentum - manchmal angespannt sein kann. "Es gibt unter den Christen ein Gefühl der Unsicherheit", sagt er.

In der Regel fliegt der Kaplan einmal im Jahr in seine Heimat. Diese Reise steht kurz bevor, am 29. Dezember geht es los. Und er fährt nicht allein: Pfarrer Franz Anstett wird ihn begleiten. Vorher feiert Suneel Kumar Pasupula aber noch ein ganz besonderes Datum: Just am ersten Weihnachtstag wird er 40 Jahre alt.

(RP)
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