Neukirchen-Vluyn "Es lohnt sich immer, für seine Ziele zu kämpfen"

Neukirchen-Vluyn · Mit Willen und Ausdauer Grenzen überwinden: Extremsportler Joey Kelly und der beinamputierte Matthias Wagner machten im Sport- und Freizeitpark Klingerhuf Mut.

 "Ich lebe frei und ohne Angst", sagte Joey Kelly bei seinem Besuch in Neukirchen-Vluyn. Dass dies so ist, führte er auch auf seine Kindheit und Jugend in einer Großfamilie und seinen Vater Dan zurück. Das Foto unten zeigt Joey Kelly (dritter von links) 1998 mit der Kelly Family.

"Ich lebe frei und ohne Angst", sagte Joey Kelly bei seinem Besuch in Neukirchen-Vluyn. Dass dies so ist, führte er auch auf seine Kindheit und Jugend in einer Großfamilie und seinen Vater Dan zurück. Das Foto unten zeigt Joey Kelly (dritter von links) 1998 mit der Kelly Family.

Foto: Armin fischer / Foto: dpa

"No limits - wie schaffe ich mein Ziel" ist das Lebensmotto von Joey Kelly. Dass er im Sport keinerlei Grenzen kennt, ist bekannt. Zu erinnern ist an seine Tour zum Südpol oder den Sahara-Wüstenlauf. Zum wiederholten Mal hat Veranstalterin Michaela Klust den Extremsportler und Musiker für einen Vortrag gewinnen können, und das bei dichtem Konzertplan der Kelly Family, die derzeit in Deutschland und dem Ausland ein Comeback erlebt.

Neukirchen-Vluyn: "Es lohnt sich immer, für seine Ziele zu kämpfen"
Foto: dpa

Wenn die Zuhörer Joey Kelly auf der Bühne erleben, fragt sich mancher, warum er sich den strapaziösen Touren aussetzt, und wie schafft er es körperlich? Auch bei seinem Vortrag im Sportpark Klingerhuf beweist Kelly Ausdauer und eröffnet seinem Publikum ungeahnte Potenziale. Wie er Menschen motiviert hat, das erlebt das Publikum, als der Weseler Matthias Wagner die Bühne betritt. Wagner hat nach einer Knieverletzung beim Sport eine Odyssee durch die Krankenhäuser hinter sich, "15 Jahre Therapie waren erfolglos", erklärt er. Vor einigen Jahren ließ er sich das Unterbein oberhalb des Knies amputieren. Eine Entscheidung, die den Familienvater an seine Grenzen brachte. Und dann taucht in der Geschichte seiner Genesung Joey Kelly auf, gibt dem Verzagten den Biss zurück.

"Ausdauer und Willen sind entscheidend", sagt Wagner heute. Wie sich sein Umfeld mit der Amputation auseinandersetzt, wie seine Kinder auf den Vater mit nur einem gesunden Bein regieren, wird zu seiner Triebfeder. Ein Kinderbuch zu dem Thema erscheint. "Ich habe gemerkt, dass gerade Menschen ab dem 50. Lebensjahr sich schwertun. Amputation von Gliedmaßen bleibe ein Tabuthema. Aber wir sind normal, und auch Leistungsträger unserer Gesellschaft", so Wagner. "Jeder kann und darf glücklich sein im Leben. Jedes Ziel ist zu erreichen."

Für Ausdauersportler Joey Kelly ist Wagners Weg ein Beweis dafür, dass allein die eigene Motivation die Triebfeder ist. "Ich bin kein Motivationstrainer. Ich motiviere mich selber, setze mir selber Ziel. Das ist die einzig richtige Motivation", so Kelly. Woher nimmt er dieses Wissen und die Überzeugung? Seine Eltern, insbesondere Vater Dan, und die Lebensverhältnisse einer Großfamilie haben Joey Kelly geprägt. "Wir hatten einen Traum, ein Ziel, und waren nie verzweifelt. Ich lebe frei und ohne Angst ", so Kelly im Rückblick. Als Straßenmusiker habe die Familie "brutal viel Ausdauer" gehabt. Dazu die Erfahrung des Vaters nach den früher noch kostenfreien Konzerten: "Auf der Straße lügt der Hut nicht." Die Großfamilie meistert ihr Leben. Von Niederlagen habe er mehr gelernt als von Gewinnen, sagt Joey Kelly. Nie aufgeben, sondern aufstehen, das bleibt seine Motivation. Der Sport in seiner extremen Variante ist bis heute Ausgleich zum Geschäfts- und Privatleben. Seinen Vortrag füttert er mit kurzen Konzertclips, alten Bildern. Ausdauer hat einen Namen: Kelly. "Ist Glück nur Zufall?", fragt Kelly "Das eigene Glück muss man sich erarbeiten". Das ganze Leben sei eben auch ein Marathon. "Es lohnt sich immer zu kämpfen, damit man die eigenen Ziele im Leben und bei der Arbeit nicht aus den Augen verliert." Dazu müsse man die Komfortzone des Lebens auch verlassen "Denn im Sport wie im Leben ist alles reine Kopfsache", so seine Botschaft und der Appell, sich kontinuierlich für die Gesundheit zu bewegen. Nach fast zweieinhalb Stunden endet der Vortrag mit dickem Applaus. Dann heißt es Schlange stehen für ein Autogramm.

(sabi)
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