Engagement in Neukirchen-Vluyn Das Ehrenamt braucht Anerkennung
Neukirchen-Vluyn · Bislang besitzen 106 Menschen in Neukirchen-Vluyn eine Ehrenamtskarte. Deutlich mehr hätten ein Anrecht auf das landesweit gültige Papier.
Mit Herz und Hand, das ist das Markenzeichen von bürgerschaftlichem Engagement und das hat viele Gesichter. „Wir erleben in unserer heutigen Zeit einen großen Wandel, weil sich familiäre Strukturen anders darstellen. Viele Menschen sind allein lebend, für die dann die Gemeinschaft ehrenamtlich aktiv wird“, so Marion May-Hacker, Agenda-Beauftragte der Stadt. Um auf die Möglichkeiten des Ehrenamts aufmerksam zu machen, bot die Stadt Neukirchen-Vluyn jetzt einen eigenen Tag des Ehrenamtes an.
Projekte wie das Repaircafé, die Fahrradwerkstatt, Jugendeinrichtungen wie handwerkliche Hilfe stellten sich auf dem Neukirchener Denkmalplatz vor. Mit dabei auch der ambulant arbeitende Hospizverein, der Schwerstkranke und ihre Angehörigen begleitet und Entlastung im häuslichen Bereich wie in Senioreneinrichtungen anbietet. Jung sind die Akteure der Taschengeldbörse. Sie helfen beispielsweise beim Einkaufen, beim PC- und Handy-Umgang, beim Rasen mähen oder beim Sperrmüll herausstellen. Die Aktivität im Ehrenamt ist generationenübergreifend und gilt dem Nächsten. Dass Menschen sich ehrenamtlich engagieren wollen, erlebt Ulrike van den Berg am Vluyner Standort der Grafschafter Diakonie, im Treff 55, immer wieder. Die Möglichkeiten sind breit gestreut, beispielsweise in der Flüchtlingshilfe oder aber direkt vor Ort. „Wir haben ehrenamtliche Spaziergängerinnen und Spaziergänger, die Rollstuhlfahrer begleiten und mit ihnen unterwegs sind“, so Ulrike van Berg über eine der Aktivitäten. Rund eine Stunde dauert der Ausflug, bei dem die Rollfahrer ihre individuellen Ziele angeben können. „Es ist schon ein imposantes Bild, wenn wir dann in Kolonne mit acht Rollstuhlfahrern in Vluyn starten“, so Ulrike van Berg über die Quartiersarbeit mit dem Ziel, Menschen mit Handicaps oder im Alter so lange wie möglich das gewohnte Lebensumfeld zu erhalten.
„Uns ist es wichtig, das ehrenamtliche Engagement zu belohnen und den Einsatz der Aktiven zu würdigen“, sagt Stadtsprecherin Sabrina Daubenspeck. Eine Form der Anerkennung ist die Ehrenamtskarte. Sie wird an Menschen ausgegeben, die sich im Ehrenamt mindestens für fünf Stunden in der Woche bei einer Organisation engagieren. „Die Beantragung läuft über ein einfaches Formular im Rathaus. Die Karte ist kostenfrei und zwei Jahre lang gültig“, erläutert Thorsten Rogsch aus der Stadtverwaltung das Verfahren. Die Karteninhaber genießen Preisnachlässe bei Veranstaltungen, bei Eintrittsgeldern oder sie bekommen Rabatte in Geschäften. Weiterer Pluspunkt: Die Karten ist NRW-weit gültig.
Ehrenamt ist überwiegend in den über 60 Vereinen angesiedelt. Hinzu kommen weitere Einrichtungen, karitative und kulturelle Organisationen im Ehrenamt wie auch die Kirchengemeinden. Jedoch nur 106 Ehrenamtler, 56 Frauen und 50 Männer, sind im Besitz der Ehrenamtskarte. Davon engagieren sich 38 Personen fünf Stunden pro Woche im Ehrenamt, sechs bis zehn Stunden 53 Menschen. 15 Ehrenamtler sind weit über zehn Stunden im Einsatz. Sie zeigen auf eindrucksvolle Weise, dass ihnen andere Menschen nicht egal sind. „Die meisten sind davon im Alter ab 45 bis 65 Jahren. 45 gehören der Altersgruppe über 65 Jahre an“, so Sabrina Daubenspeck über die statistischen Merkmale. Dass alleine schon Vereine ohne Ehrenamtler richtig aufgeschmissen sind, ist bekannt.
„Die Karte ist eine Form der Anerkennung und Wertschätzung für bürgerschaftliches Engagement. Viele wissen nicht, dass es eine solche Karte gibt. Andere vermuten einen hohen bürokratischen Aufwand mit verschiedenen Bescheinigungen, die sie mitbringen müssen“, sagt Thorsten Rogsch, der auf die ganz einfache wie kostenfreie Anmeldung hinweist. Die Gemeinschaft der Ehrenamtskarteninhaber wird gepflegt, wie auch Sabrina Daubenspeck betont. „Wir laden im November die Karteninhaber zu einem gemeinsamen Treffen ein.“