Neukirchen-Vluyn Eine kleine Geschichte des Buchdrucks

Neukirchen-Vluyn · Buchdrucker Fritz van Rechtern eröffnet zum heutigen Johannistag seine vierte Ausstellung im Kulturzimmer im Dorf Neukirchen.

 Buchdrucker Fritz van Rechtern mit einigen Exponaten.

Buchdrucker Fritz van Rechtern mit einigen Exponaten.

Foto: Klaus Dieker

Das Kulturzimmer im Dorf Neukirchen beherbergt eine neue Ausstellung, die pünktlich zum Ehrentag der Buchdrucker auf eine alte Handwerkskunst aufmerksam machen will. Fritz van Rechtern, Buchdrucker mit Leib und Seele sowie Inhaber vom NV-Offsetdruck, erinnert mit verschiedenen Exponaten an einen Mann, der die Welt mit der Erfindung des Buchdrucks revolutionierte.

"Alle kennen den 24. Juni als Johannistag, der das Ende der Spargelzeit einläutet oder aber als Namenstag gefeiert wird. Mancher weiß auch, dass der Tag seinen Ursprung bei Johannes, dem Täufer, hat." Der Altvater der wohl ehrbaren Erfindung der beweglichen Lettern, Johannes Gutenberg, gerät ihm zu sehr ins Abseits. "Der Johannistag ist unser Zunfttag. Wir Buchdrucker ehren heute den Erfinder des Buchdrucks", erzählt van Rechtern und erinnert dabei an den alten Zunftgruß der Schriftsetzer und Buchdrucker "Gott grüß' die Kunst!"

Am Johannistag wurden auch die Buchdrucker-Lehrlinge getauft. Das sogenannte Gautsch-Ritual wurde nach strengen Regeln begangen, die, so van Rechtern, "fast einem Gerichtsurteil gleichkamen, indem der Kornute oder die Kornutin in einer mit Wasser gefüllten Bütte ganz untergetaucht wurde, um von allen Sünden und Huddeley während der Ausbildung reingewaschen zu werden." (Kornut ist eine andere Bezeichnung für die "Gäutschlinge"). Sogar noch bis in die 1960er Jahre wurde in vielen Städten, in denen größere und mehrere Buchdruckereien existierten, das Johannisfest gemeinsam mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern gefeiert.

Gautschfeste und Gautschfeiern finden auch heute noch in einigen Städten zur allgemeinen Belustigung statt. An all diese vergangenen Rituale und Traditionen will van Rechtern erinnern. Bisher nutzte er das Schaufenster im Kulturzimmer gegenüber der evangelischen Dorfkirche für drei Ausstellungen. Sie widmeten sich dem Bergbau vor Ort, der Buchbinderei und Oldtimern in Miniaturausgabe. "Die Resonanz ist gut", so seine Beobachtungen. "Die neue Ausstellung zeigt den Wandel, den wir im Buchdruck erlebt haben."

Zu den Exponaten gehören unter anderem Schriftstücke und diverse Arbeitsutensilien wie Setzschiffe, Druckstöcke, Winkelhaken, alte Schrifttypen oder Messingmatrizen. "Die Utensilien und Werkzeuge stammen zum Teil von meinen Vorgängern, aus der Familie Schlayer", erzählt der Gutenbergjünger.

Hennchen Gensfleisch, geboren in der Nähe des Hofes zum Gutenberg und später Johannes Gutenberg genannt, "hat in vielerlei Hinsicht einen Meilenstein gesetzt und für weitreichende Folgen gesorgt", erklärt Fritz van Rechtern. Der Buchdruck löste die Handschriften ab. Menschen lernten lesen und schreiben, Bildung war kein Privileg mehr, sondern erreichte verschiedenste Gesellschaftsschichten, erläutert er weiter.

Einen reichen Schatz an Geschichten und Anekdoten pflegt Fritz van Rechtern. Einige davon gibt er unter anderem bei der ausgebuchten Veranstaltung "Nachtwächter trifft Buchdrucker" zum Besten. Die kleine Ausstellung im Kulturzimmer im Dorf Neukirchen ist bis Ende Juli zu sehen.

(sabi)
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