NEUKIRCHEN-VLUYN Die Bibelbox brachte 180 Euro Bares

Neukirchen-Vluyn · Fritz van Rechtern, Buchdrucker aus Neukirchen-Vluyn, kam im historischen Gewand zu Horst Lichter.

Für Fritz van Rechtern gab es "Bares für Rares". Bei der gleichnamigen Sendung im ZDF bekam der Buchdruckermeister für sein eingereichtes "Rares" - eine Bibelbox - 180 Euro ausgezahlt.

Für Fritz van Rechtern gab es "Bares für Rares". Bei der gleichnamigen Sendung im ZDF bekam der Buchdruckermeister für sein eingereichtes "Rares" - eine Bibelbox - 180 Euro ausgezahlt.

Foto: van Rechtern/Van Rechtern

Für Fritz van Rechtern gab es jetzt „Bares für Rares“. Bei der gleichnamigen Sendung im Zweiten Deutschen Fernsehen, ZDF, bekam der mittlerweile pensionierte Buchdruckermeister für sein eingereichtes „Rares“ – eine Bibelbox – 180 Euro bar auf die Hand ausgezahlt. Und er schien, mit diesem Ergebnis zufrieden zu sein. Ganz per Zufall habe er das auffallende und markante Exemplar bei einer Ausstellung, die auf dem Areal des Klosters Kamp gezeigt wurde, entdeckt. Er fand Gefallen daran und erwarb das seltene Stück. Nun kommt es in neue Hände.

„Damals bot mir der Anbieter die Bibelbox als historisch und kulturell wertvolles Stück an“, erzählte der heute 64-Jährige während der TV-Aufzeichnung. Mit Napoleons Truppen sei das gute Stück an den Niederrhein gekommen. Hier wurde die Bibelbox sehr geschätzt – und deshalb sorgfältig aufbewahrt, so sei ihm versichert worden. Als Anhänger der schwarzen Lettern-Kunst ohnehin stets aufgeschlossen für Schätze aus dem Gestern, habe er sich kurz entschlossen für das Exemplar entschieden. Dass van Rechtern von Hause aus einen Sinn für die Geschichte hat, machte ihm die Investition noch leichter.

Auch die Optik habe ihn begeistert: die handwerkliche Gestaltung aus massivem Schmiedeeisen, die kunstvoll angebrachten Beschläge aus Weißblech „sagten mir zu und haben meine Kaufentscheidung stark beeinflusst“, so erinnert sich van Rechtern noch heute. Die Expertenrunde der ZDF-Sendung sah die neue Errungenschaft des Geschichtsfreundes allerdings kritischer. Sie deckte die Geschichte mit „Napoleons Truppen“ schnell als „Erzählung“ auf: Die Fachleute betonten in ihrem Urteil die „schöne handwerkliche Kunst“ – bezweifelten jedoch die geschichtliche Dimension des Stückes. „Historisch? Definitiv nein.“

Die Box in dieser Ausführung stamme eindeutig aus den 1960/70er Jahren. Freundliche Empfehlung der Jury: Als schöner und kreativ gestalteter Briefkasten wäre die Box aus ihrer Sicht sicher geeignet. Fritz van Rechtern lebt heute in der Lüneburger Heide. Dort engagiert er sich weiter für die schwarze Buchdruckerkunst, baut in Soltau mit interessierten Bürgern ein Buchdrucker-Museum auf. In Neukirchen-Vluyn war er bis vor wenigen Jahren Besitzer des traditionsreichen Unternehmens gleichen Namens. Nicht ohne Stolz spricht er auch heute noch gern von seinem damaligen Maschinenpark, zu dem neben Druckmaschinen des Typs Heidelberg und Offsetdruckmaschinen auch eine Jahrzehnte alte Linotype-Setzmaschine gehörte, auf der bis zum Jahr 1968 auch die Rheinische Post gesetzt wurde.

„Die rasante Entwicklung der modernen Technik hat die alte Form der Textherstellung und der Drucktechnik längst überflüssig gemacht“, stellt der Gutenberg-Jünger fest. Und ein wenig Wehmut klingt mit im Unterton: „Unser Berufsbild hat sich grundlegend gewandelt“, schildert van Rechtern. „Die Arbeit von Metteuren sowie von Hand- und Maschinensetzern, hat längst schon eine moderne Technik übernommen.“

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