Dorfmasche in Neukirchen-Vluyn Für zwei Tipis klappern die Stricknadeln

Neukirchen-Vluyn · Im Neukirchener Projektzimmer nadelt die Dorfmasche. Dort entstehen Zelte für die Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort.

 Stricken an den LaGa-Tipis: (vl.) Gisela Gebuhr, Christel Lindemann, Ulrike Reichelt, Martha Schlothmann und Marion May-Hacker.

Stricken an den LaGa-Tipis: (vl.) Gisela Gebuhr, Christel Lindemann, Ulrike Reichelt, Martha Schlothmann und Marion May-Hacker.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Auf dem Tisch liegen Wollknäuel in allen Farben. Das Projekt der Neukirchener Dorfmasche ist ambitioniert und bereits in vollem Gange. 2400 Quadrate müssen für zwei Tipis „produziert“ werden. Sie werden ihren Standort auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort haben. „Ob gestrickt oder gehäkelt, mit und ohne Muster, das ist egal“, sagt Ulrike Reichelt, die beim Welttag des Strickens mitnadelt.

Der zweite Samstag im Juni ist auf der ganzen Welt der Woll-Lust gewidmet. Die Projektideen sind ganz unterschiedlich. Wollfirmen und Fachhändler sponsern unter anderem Hilfsaktionen. Wollmützen, Pullover, Socken und Co. kommen beispielsweise über die Tafel Kindern zu gute. Strümpfe und Mützchen werden auf Frühchenstationen von Krankenhäusern gebraucht. Die Mitglieder der Dorfmasche hingegen sind unter die „Streetart-Künstlerinnen“ gegangen. Sie haben Großes vor und werden von den drei Partnerstädten Ustron, Mouvaux und Buckingham unterstützt. Jede Partnerstadt hat Wolle geschickt bekommen und wird jeweils 600 Quadrate, 15 mal 15 Zentimeter groß, stricken. Der Farbverlauf ist kein Zufallsprodukt, sondern genau geplant und beginnt mit dunklen Farben an der unteren Tipikante. Danach werden die Farben immer heller und leuchtender.

Jeden Donnerstag wird von 14 bis 17 Uhr im Projektzimmer an den Hochstraße gestrickt. Das Material inklusive der Strick- und Häkelnadeln wird gestellt. Vorfreude mach sich breit, auch wenn der anstrengendste Teil, nämlich das patchworkartige Zusammenhäkeln noch vor den Strickerinnen liegt. Alle Quadrate liegen als Halbkreis angeordnet auf dem Boden und werden verarbeitet. „Man könnte es theoretisch schaffen, wenn wir täglich acht Stunden daran arbeiten“, ist aus der Strickerinnenrunde zu hören. Die beiden Tipis sollen Hingucker auf dem LaGa-Gelände werden. „Sie sind zugleich Ort, an dem Aktionen stattfinden werden“, so Ulrike Reichelt.

Die Idee für das Tipi-Projekt stammt von der Remscheider Künstlerin Ute Lennertz-Lembeck, die sie bereits 2012 im Dorf Neukirchen umsetzte. Sie begleitet auch dieses Projekt. „Wir stricken mit Polyacryl-Wolle. Sie ist robuster, wetterunabhängig und trocknet schnell“, heißt es aus der Runde. Das Stricken geht den Teilnehmenden flott von der Hand. Quadrate sind glatt rechts, gemustert oder im Lochmuster gestrickt. So klappt es in den Tipis auch mit der Belüftung. Seit sechs Jahren nadelt Gisela bei der Dorfmasche mit. „Stricken entspannt mich. Ich mag die Gemeinschaft und unsere Geselligkeit“, so die Neukirchenerin. Gisela strickt gerne. „Abends beim Fernsehen. Auch für das Tipi-Projekt“, sagt sie. Einige Gäste haben den Welttag des Strickens genutzt, um die Dorfmasche kennenzulernen. „Wer nicht stricken kann, lernt es bei uns. So weiß eine Besucherin nun, wie man Maschen aufschlägt.“

Marion May-Hacker macht an ihrem arbeitsfreien Samstag mit. Aus gutem Grund, wie sie verrät: „Stricken macht mir einfach Spaß und ist in der Runde ein Genuss.“ Für Martha Schlothmann, ebenfalls erfahrene Strickerin, ist es die Bewegung. „Stricken hält die Hände fit. Und wer mit den Händen arbeitet, aktiviert das Gehirn.“

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