Neukirchen-Vluyn Die Tafel sitzt auf gepackten Koffern

Neukirchen-Vluyn · Die Neukirchener Tafel hilft seit 2003 mit kostenlosen Lebensmitteln jenen Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben. Bald wird der Verein vom Bendschenweg in die Nähe des Rathauses umziehen. Der Umbau kostet Geld.

 Im Ausgaberaum der Tafel am Bendschenweg. Insgesamt kümmern sich die Helfer um 900 Bedürftige. Doch bald müssen sie zu einem neuen Standort umziehen, der sich in unmittelbarer Nähe des Rathauses befindet.

Im Ausgaberaum der Tafel am Bendschenweg. Insgesamt kümmern sich die Helfer um 900 Bedürftige. Doch bald müssen sie zu einem neuen Standort umziehen, der sich in unmittelbarer Nähe des Rathauses befindet.

Foto: Arnulf Stoffel

Der Bendschenweg liegt an diesem Donnerstag ruhig in der Mittagshitze, nur an einem Gebäude herrscht ein reges Kommen und Gehen. Menschen gehen mit Paketen fort, ältere Damen ziehen Einkaufswagen hinter sich her. Hier, im alten CVJM-Heim, ist die Neukirchener Tafel zu Hause, hier sieht man freundliche und dankbare Gesichter. Seit 2003 verteilen die Helfer Lebensmittel an bedürftige Menschen. Was ausgegeben wird, stellen Bäckereien, Supermärkte und andere Geschäfte der Tafel zur Verfügung. Auf diese Weise werden Lebensmittel nicht verschwendet.

"Die Hilfsbereitschaft der Geschäftsleute ist noch immer hoch", sagen Ulla Borgemeister und Manuela Lenz. Sie sitzen in dem Raum neben der Ausgabe, der durch eine große Kühlkammer beherrscht wird. Im CVJM-Gebäude hat die Tafel seit vier Jahren ihr Domizil. Und sie wird dringender gebraucht denn je. Rund 900 Menschen verlassen sich auf sie. Als im vergangenen Jahr die Flüchtlingswelle die Region erreichte, mussten die Helfer ihre Anstrengungen mehr als verdoppeln. "Pro Ausgabe kamen dann 70 Kunden anstatt 30 wie sonst. Das war fast nicht zu stemmen." Inzwischen hat sich die Lage aber wieder beruhigt.

Die Ausgabe der Lebensmittel am Bendschenweg ist montags um 14 Uhr, dienstags und donnerstags um 12 Uhr. Am Mittwoch beliefern die Helfer mit ihren Transportfahrzeugen jene Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Und freitags sind sie an der Humboldtstraße zu finden. "Früher mussten wir die Lebensmittel mit unseren Privatwagen transportieren", erinnert sich Ulla Borgemeister. Inzwischen hat der Verein drei Fahrzeuge. "Damit sind wir gut aufgestellt."

Wer sich Lebensmittel abholen möchte, muss einen Beleg seiner Bedürftigkeit vorlegen, etwa ein Dokument der Arge oder den NV-Pass. Die Menschen, die sich bei der Tafel eindecken, sind Hartz-IV-Bezieher, Asylbewerber, aber auch alte Menschen mit kleiner Rente. "Manche Rentner trauen sich aber nicht hierher, aus Schamgefühl. Sie sagen uns: Es könnte mich doch ein Nachbar sehen." Bedürftigkeit wird von vielen als Schande betrachtet.

Eine wirkliche Schande waren manche Reaktionen, als die Tafel vor einigen Jahren hierher zog. Borgemeister erinnert sich noch gut: "Es gab Schmierereien wie ,Wir wollen keine Hungerleider'", berichtet sie. Manche Anwohner fürchteten offenbar um den Wert ihrer Immobilien. Viele Menschen können sich nicht vorstellen, dass sie selber einmal in eine Notlage kommen könnten.

Nun steht für die Tafel ein Umzug an, der zweite in ihrer Geschichte. Im Laufe des Herbstes werden sie in ein Gebäude des Betriebshofes in die Nähe des Rathauses einziehen. Dort wird weniger Platz zur Verfügung stehen als am vorigen Standort, aber die Helferinnen und Helfer sind guter Dinge. Sie sind froh, dass sie ein neues Domizil gefunden haben, denn die Uhr tickte: Ende September muss der Verein ausziehen. "Zum Glück verhält sich die evangelische Kirchengemeinde sehr kulant", sagt Ulla Borgemeister.

Mit der Stadt soll nun ein Fünf-Jahres-Vertrag geschlossen werden, der die mietfreie Überlassung der Räume ermöglicht, allerdings muss der Verein für die Nebenkosten aufkommen, die nicht nur wegen der Kühlanlage recht hoch sind.

Im Gegenzug spart die Stadt Neukirchen-Vluyn künftig den jährigen Nebenkostenzuschuss von 3000 Euro. Am neuen Standort muss noch einiges umgebaut werden, beispielsweise fehlt eine Rampe vor dem Gebäude. Insgesamt wird mit einer Summe von 10.000 Euro gerechnet.

Daher sind die Tafel-Mitarbeiter froh, dass die Volksbank ihre Einrichtung in die Liste jener Institutionen aufgenommen hat, die von der Aktion "Bewegen hilft" unterstützt werden.

14 soziale und caritative Einrichtungen am linken Niederrhein profitieren von "Bewegen hilft". Das Spendenkonto ist DE 22354 6110 6011 7497 011 bei der Volksbank Niederrhein. Aktuelle Infos zur Aktion gibt es auf Facebook unter Bewegen hilft.

(s-g)
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