Die Tafel in Neukirchen-Vluyn Mit vollen Kisten gegen leere Mägen

Neukirchen-Vluyn. · Die Neukirchen-Vluyner Tafel versorgt Menschen mit Lebensmitteln. Rund 700 Einzelpersonen und Familien sind auf diese Hilfe angewiesen.

 Bei der Tafel gibt es Hilfe in Kisten: (vl.) Manuela Lenz, Helmut Stoffels und Dagmar Freisem stehen am Packtisch.

Bei der Tafel gibt es Hilfe in Kisten: (vl.) Manuela Lenz, Helmut Stoffels und Dagmar Freisem stehen am Packtisch.

Foto: Dirk Neubauer

Manuela Lenz hat einen Wunsch: „Vor allem ältere Menschen sollten ihre Scham überwinden und einfach zu uns kommen“, sagt die Vorsitzende der Tafel. Gut zwei Dutzend ehrenamtliche Helfer bewegen Woche für Woche hinterm Rathaus einige Tonnen Obst, Gemüse, Milchprodukte und Brot. Mit drei Lieferwagen werden überzählige Lebensmittel bei Supermärkten, Geschäften und von Logistikfirmen abgeholt – und auf rote Kisten verteilt. Sie helfen rund 700 Einzelpersonen und Familien, wenn der Monat mal wieder länger ist, als die zum Leben zur Verfügung stehenden Mittel.

„Um Kunde der Tafel zu werden, muss man seine Bedürftigkeit nachweisen“, sagt Helmut Stoffels, der vom Chefposten der Tafel auf die Position des zweiten Vorsitzenden gewechselt ist. „Aus Altersgründen“ – sagt der 85-Jährige. Um auf die Hilfe der Tafel zugreifen zu können, müsse man einfach einen NV-Pass vorlegen oder den Rentenbescheid oder einen Einkommensnachweis mitbringen.

Für einen Kostenbeitrag von zwei Euro pro Kiste gibt es jede Menge frische und verpackte Lebensmittel. Möhren, Sellerie, Salat, einen Camembert, Brot, Joghurt. Alles, was von den Läden zur Tafel kommt, wird dort überprüft und dann gleichmäßig auf die Kisten verteilt. So müsse niemand Angst haben, dass nichts mehr da ist, wenn man mal etwas später kommt.

Vor kurzem brauchte die Tafel selbst Hilfe: Ausgerechnet vor dem Sommer machte das Aggregat im Kühlraum schlapp. „Da hat uns die Sparkasse am Niederrhein mit einer Spende aus der Patsche geholfen“, sagt die Tafel-Vorsitzende Manuela Lenz. In ihren Dank schließt sie aber auch alle Privatleute ein, die regelmäßig an die Tafel denken: „Ob Geburtstage, Hochzeiten oder Jubiläen – viele verzichten zu solchen Anlässen auf Geschenke und bitten um Spenden für die Tafel.“

Dass das Klima in der Gesellschaft rauer geworden ist, haben sie allerdings gemerkt. Manchmal werde sehr genau verglichen, ob jemand mehr in seiner Kiste hat als andere. „Wir sind hier ein Spiegel der Gesellschaft“, sagt Stoffels und zuckt mit der Schulter.

Gesucht werden derzeit noch rüstige Rentner oder Frühpensionäre als Fahrer, um die Waren von den Unternehmen abzuholen. Wer sich für den Einsatz bei der Tafel interessiert, solle einfach mal am Montag, Dienstag oder Donnerstag vorbeikommen und mitfahren und mitarbeiten.

„Da merken viele rasch, dass wir hier viel bewegen – was aber auch mit Anstrengung verbunden ist“, sagt die Tafel-Vorsitzende Lenz.

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