RHEURDT Die Kartoffeln litten unter Hitze und Trockenheit

RHEURDT · Ernte-Erträge noch ungewiss: Die Kartoffelbauern Simon und Aloys Hammans ackern in dritter Generation in Saelhuysen.

 Simon und Aloys Hammans mit den ‚Bamberger Hörnchen‘, gewachsen in Rheirdt.

Simon und Aloys Hammans mit den ‚Bamberger Hörnchen‘, gewachsen in Rheirdt.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Sie heißen Annabelle, Laura, Gunda oder Regina und haben schon jede Menge Stress hinter sich. „Die Hitze hat den Kartoffeln zugesetzt“, sagt Simon Hammans (37). Wie die Erträge ausfallen werden, ist ungewiss.

„Beispielsweise bei der mittelfrühen, festkochenden Sorte Allians ist der Ertrag besser als erwartet“, sagt der 37-jährige Saelhuysener. Was die späte bis sehr späte Sorte Regina einbringen wird, muss abgewartet werden. Ins Sortiment gehört noch der Klassiker Bamberger Hörnchen, eine alte, weniger ertragreiche Sorte von 1870. Die kleine längliche Kartoffeln mit nussigem Geschmack nähert sich in diesem Jahr optisch eher der Ingwerwurzel, wie Simon Hammans meint. Die Trockenheit schreibt eigene Regeln, denn die Erdfrucht stellt dann das Wachstum ein und treibt danach ein eigenartiges Knollenleben, wie auch bei der mittelfrühen rotschaligen Laura zu sehen ist. Die frühreife festkochende Sorte Annabelle fällt beispielsweise kleiner aus.

Gefahr bei Trockenheit droht noch vom Drahtwurm, der sich jetzt in die feuchte, erntereife Kartoffel bohrt. Sechs Sorten, von frühen, mittelfrühen bis späten, baut Familie Hammans an, liefert an Markthändler, Edeka und Rewe. Auch der Kauf ab Hof ist möglich. „Der Verbraucher liebt kleine Gebinde von fünf Pfund“, sagt Aloys Hammans. Die meisten Häuser haben zu warme oder gar keine Keller. „Kartoffeln werden heute nach Bedarf gekauft“, so Hammans.

Auf dem Derpmanshof, der urkundlich erstmals 1224 erwähnt wird, stehen die Kühlhallen, in denen sie bei fünf Grad lagern, damit sie auf dem Markt bis zur nächsten Ernte in Topqualität verfügbar sind. Aber der Genuss von Frühkartoffeln ist durch nichts zu toppen. Die ersten Erdäpfel wurden Ende Mai geerntet, für den Kochtopf nur gebürstet. „Das ist ein Gedicht, ein Träumchen“, schwärmt Aloys Hammans. Auch wenn sich die Erdfrucht generell robust gibt, ist sie eine Diva, die Sorgfalt braucht. „Gut ist, wenn die Kartoffel bei der Ernte mit dem Roder aus feuchter Erde kommt. Dann gibt es nicht so viel Erntebeschädigungen“, so Simon. Die Erdkruste ist wie ein Schutz, um blaue Druckstellen zu vermeiden. Denn je höher der Stärkegehalt ist, desto empfindlicher die Frucht.

Das Thema Düngen ist bei den Hammans sensibel. „Wird zu viel gedüngt, geht das zu Lasten des Geschmacks“, so Aloys Hammans. Schäumt es beim Kartoffelkochen zu sehr aus dem Topf, spricht das für zu viel Stickstoffgabe. Auffällig ist am Hof der große Schriftzug „potatowood“, ein Hingucker und Gag zugleich. Simon Hammans: „Ich habe mich von dem Hollywood-Schriftzug leiten lassen. Und wenn das Kartoffelkraut hoch und saftig grün ist, erinnert es an Wald.“ Für andere sind die großformatige Buchstaben ein willkommener Ort für ein Foto. Da wird einfach der Kopf durchgesteckt und fotografiert.

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