Neukirchen-Vluyn Schwer auf Draht für alte Schätzchen

NEUKIRCHEN-VLUYN · Das Reparaturcafé im Projektzimmer Neukirchen bietet den Fachleute ständig neue Überraschungen.

 Reparatur-Cafe im Projektzimmer Neukirchen: (vl.) Jörg Pinnig, Winfried Rehwinkel und Manfred Lemmen zerlegen eine defekte Friteuse.

Reparatur-Cafe im Projektzimmer Neukirchen: (vl.) Jörg Pinnig, Winfried Rehwinkel und Manfred Lemmen zerlegen eine defekte Friteuse.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

In diesem Fall ist das Ergebnis schnell klar. Die kleine Friteuse ist nicht mehr zu reparieren. Tom Solf hat das Haushaltsgerät zerlegt. „Der Thermosensor ist kaputt“, urteilt er. Damit teilt das Gerät das Schicksal anderer Billig-Geräte. Die Beschaffung eines Ersatzteils wird schwierig.

Die Erfahrungen im Neukirchener Repair Café sind breit aufgestellt. „Wir reparieren alles, was sich transportieren oder bewegen lässt“, sagt Wolfgang Lemmen. Meist hat das Team mit defekten Haushaltsgeräten zu tun. Aber auch ein Rasenmäher wurde herbei gerollt. Beim Staubsauger waren die Düsen verstopft, ein Hochdruckreiniger funktionierte aufgrund von Kabelbruch nicht mehr. Ein Diaprojektor transportierte Dias nicht weiter. Bei einer Nachttischlampe war die Fassung kaputt. Fingerspitzengefühl, Leidenschaft und Holzleim verlangte auch eine defekte Christbaumfigur.

Bei dem elektrischen Bohrhammer von Veit Schäfer ist die Diagnose ebenfalls eindeutig. Nicht der Motor, sondern der Schalter ist defekt. Der Bohrhammer hat bislang gute Dienste geleistet. „Ich wollte einfach eine zweite Meinung von Fachleuten haben“, sagt der Besucher. So gesehen wird die versierte Mannschaft in den Bereichen Handwerk, Technik und Elektrik an der Hochstraße mit saisonalen Themen konfrontiert. Ihre langjährigen Berufserfahrungen setzen dort sie als Ehrenamtler um. Viel handwerkliches Geschick und Fachwissen wird der fünfköpfigen Crew bei den langlebigen Markenprodukten und Discounter-Waren abverlangt.

„Hilfreich wäre für uns, wenn Kunden noch die jeweiligen Handbücher zum Gerät mitbrächten“, heißt es aus der Runde. Dass die Sprech- und Reparaturzeiten auf den Monatsanfang fallen, hat sich bewährt. Der Donnerstag von 17 bis 19 Uhr ist ein Angebot für Berufstätige. „Der Markt der Möglichkeiten findet nachmittags auf dem Neukirchener Bauernmarkt am ersten Donnerstag im Monat statt. Ebenfalls ist der Standort im Projektzimmer direkt am Eingang zu Rossmann für uns gut. Unser Reparaturangebot kann sich so noch bekannter machen“, sagt Lemmen.

Allerdings sorgten die derzeit sommerlichen Temperaturen und die Ferien für entspannte Dienstzeiten. Ganz unterschiedlich ist der Ansturm und lässt sich im Vorfeld kaum einschätzen. Das Anliegen der Besucher ist klar. Sie wollen ein lieb gewonnenes Gerät weiter benutzen, das ein Reparaturbetrieb wegen zu hoher Kosten ablegen würde. „Wir besetzen eine Nische. An jedem Gerät hängt schließlich eine Geschichte. Beispielsweise, weil es zu einem besonderen Anlass geschenkt wurde und oft mit Erinnerungen besetzt ist. Darüber kommen wir ins Gespräch“ sagt Lemmen.

Er erinnert sich an Geschichten mit Happy-End, wenn es eine LED-Landschaft oder der Märkelin-Trafo für die Eisenbahn dann wieder taten. Gleichzeitig schwingt der Ressourcen-Gedanke mit, wie Edgar Bachus betont. Er wendet sich gegen die Wegwerfgesellschaft und die Einstellung, dass ein defektes Gerät umgehend entsorgt werden muss. Oftmals ist es eine Kleinigkeit. Neben Haushaltsgeräten und einfachen Ausbesserungsarbeiten der Kleidung wird auch Kinderspielzeug repariert. Ein Obolus ist im Anschluss zu entrichten. Bestellte, neue Ersatzteile werden entsprechend bezahlt.

Träger des Repair Cafés, offiziell bei der Initiative in den Niederlanden gelistet, ist die Tuwas Genossenschaft. Die nächsten Termine sind am Donnerstag, 6. September, 17 bis 19 Uhr, und Freitag, 7. September, 10 bis 15 Uhr.

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