Neukirchen-Vluyn Das Horrorhaus ist weiterhin versiegelt

Neukirchen-Vluyn · Wegen unhaltbarer hygienischer Zustände musste in der vergangenen Woche eine Großfamilie aus dem Dickschen Bahnhof ausziehen. Der 14-Jährige Sohn bleibt als mutmaßlicher Dieb in Arrest. Ämter weichen Fragen aus.

 Im  Dickschen Bahnhof wohnte die Familie

Im  Dickschen Bahnhof wohnte die Familie

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Bilder und Gerüche dieser Hausdurchsuchung im Dickschen Bahnhof bekommen die Beteiligten nicht aus dem Kopf. Im Rahmen von Ermittlungen gegen einen 14 Jahre alten mutmaßlichen Mehrfachtäter haben Polizeibeamte, Mitarbeiter des Ordnungsamtes und des Kreisjugendamtes in der vergangenen Woche zwar professionell ihren Dienst versehen. Doch abschütteln lässt sich das Erlebte nicht. Als „unhaltbar“ und „stark gesundheitsgefährdend“ werden die hygienischen Zustände beschrieben, unter denen eine Großfamilie dort lebte, die laut Polizei aus dem Rechtsrheinischen stammt. Acht Personen mussten sofort ausziehen. Sämtliche Schlösser wurden ausgetauscht, das Haus ist versiegelt.

Übereinstimmend berichten Teilnehmer, dass es mit einer einfachen Grundreinigung nicht getan sein dürfte. Neben zahlreichen lebenden Tieren – Geflügel, Hunde, Katzen – wurden etliche Tierkadaver vorgefunden. Von starker Verschmutzung in allen Räumen ist die Rede; in vielen Zimmern seien Exkremente gefunden worden. Mindestens ein tragender Dachbalken sei von Hühnerkot derart zersetzt, dass es fraglich erschien, ob er überhaupt noch zur Stabilität des Hauses beiträgt.

Für die Stadt Neukirchen-Vluyn liegt die Zukunft des Horrorhauses in den Händen des Eigentümers, zu dem sie auf Nachfrage keine Angaben macht. Der Eigentümer sei schriftlich über die Zustände in seinem Haus informiert worden. Der Rest sei eine Angelegenheit zwischen Mieter und Vermieter. Wer wem welchen Schaden ersetzt – und wie es im Dickschen Bahnhof weitergeht – schlimmstenfalls ist das ein Fall für die Zivilrichter.

So einfach ist die Sache für die Menschen aus dem Neubauviertel gegenüber nicht. Auch dort will niemand seinen Namen in der Zeitung lesen, aber wenn die Bewohner des roten Ziegelgebäudes von der anderen Straßenseite in den Wohnstraßen unterwegs waren, hielten viele Menschen diese Personen im Auge. Die Gretchenfrage der Bürger lautet: „Warum haben da die Behörden nicht viel früher eingegriffen?“

Bei der Polizei versucht derzeit ein Beamter, die in dem Haus sichergestellten Gegenstände Einbrüchen aus den zurückliegenden drei Jahren zuzuordnen. Der als klein und schmächtig beschriebene Junge habe gesagt, dass er im Alter von elf Jahren seinen ersten Einbruch begangen habe. Gezielt habe er nach Fenstern Ausschau gehalten, die auf Kipp standen. Mit seinen dünnen Armen habe er problemlos durch den für andere unzugänglichen Spalt langen und die Fenster öffnen können.

Nach den zahlreichen Schuleinbrüchen in der Stadt kurz nach Ferienbeginn hatten die Beamten den polizeibekannten 14-Jährigen im Visier. Der bereits vorliegende Durchsuchungsbeschluss war Mitte vergangener Woche schneller als geplant genutzt worden, weil eine bestohlene Frau aus Rheurdt den schmächtigen Dieb ihres Motorrollers an einer Bushaltestelle am Vluyner Platz wiedererkannte. Ihr Tipp führte zur Festnahme des weiterhin einsitzenden 14-Jährigen.

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