Averdunkshof in Neukirchen-Vluyn Eintauchen in die Welt des Mittelalters

Neukirchen-Vluyn · Der zweite Mittelaltermarkt am Averdunkshof kam bei Besuchern und Händlern gut an. Vier Tage lang boten Händler ihre Waren an und zeigten altes Handwerk. Darsteller sorgten für authentisches Flair und Unterhaltung.

 Keine Sorge, die wilde Wirtshaus-Balgerei war natürlich nur gespielt.

Keine Sorge, die wilde Wirtshaus-Balgerei war natürlich nur gespielt.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Severinus, Henker und Meister des Scharfrichters, lächelte: „Ich helfe bei Kopfschmerzen. Wirklich.“ Doch auf dieses Angebot wollten sich die Besucher des zweiten Mittelaltermarktes am Averdunkshof nicht einlassen, weil es ihnen vielleicht doch zu zweideutig und zu gefährlich erschien. Lieber schauten sie sich an, wie sich andere in Gefahr begaben, zum Beispiel bei einer Schlägerei in einer Taverne oder bei einer Feuerschau mit Pferden. Oder sie entspannten einfach, als sie am verlängerten Wochenende in die Welt des Mittelalters eintauchten.

„Es ist eine Welt der Ruhe, ohne Uhr, Mobiltelefon und Zeitdruck“, beschrieb Oliver Voncken seinen Eindruck. „Ich kann in dieser Welt gut abschalten.“ Er stellte als „Isenwercer“ Ringpanzer und Kettengeflechte aus Eisen her oder reparierte diese. „Kleine und leichte wiegen zehn Kilo, große und schwere bis zu 25“, berichtete der Korschenbroicher an seinem Zelt. „Dazu kommen Helm und Schwert. Die Ritter hatten schwer zu tragen. Sie waren nicht so leichtfüßig, wie sie in Filmen gezeigt werden.“

An über 30 Wochenenden im Jahr taucht er in die Welt der Ritter, Burgfräulein, Mönche, Henker und Bauern ein. Er besuchte kürzlich den Mittelmarkt im fränkischen Schweinfurt und das Burgfest im hessischen Ronneburg. An den ersten drei Wochenenden im Dezember schlägt er sein Zelt auf dem mittelalterlichen Adventsmarkt auf Schloss Broich bei Mülheim an der Ruhr auf, das neben dem Burgfest auf Burg Winnenthal bei Xanten im August einer der großen Mittelaltermärkte in der weiteren Region ist. „Ich bin in ganz Deutschland unterwegs“, erzählte der „Eisenwerker“, während er Kettenhemden zusammensetzte. „Die Gemeinschaft und das einfache Leben sind das Schöne.“

Auch die anderen 20 Händler und Handwerker, die in vom Donnerstag bis Sonntag am Averdunkshof in Neukirchen ihre Zelte aufschlugen, sind in ganz Deutschland unterwegs, zum Beispiel Hana Ruzicková. „Wir sind ein kleines Unternehmen mit 14 Mitarbeitern“, berichtete die Herstellerin und Händlerin aus der Hopfenstadt Zatec (einst Saaz) im Nordwesten der Tschechischen Republik. „Wir stellten Schwerter, Messer und Ledertaschen selbst her. Unser Name ist Madhammers.“

Wie die anderen Handwerker und Händler konnte sie sich vorstellen, im nächsten Jahr wieder zum Averdunkshof zu kommen. So auch Thorsten Büttner, der in „Thors Göttertränke“ 100 verschiedene Whisk(e)ysorten feilbot. „Am ersten Wochenende im Oktober gibt es keine anderen Mittelaltermärkte“, erzählte der ausgebildete Operntenor, der gerade in die Welt des Mittelalters wechselt.

Dabei war das Wetter diesmal nicht so gut war wie bei der zweitägigen Premiere vor einem Jahr. Am Donnerstag regnete es vereinzelt, am Freitag lange durchgehend. Trotzdem kamen die Besucher, oftmals mit Regenschirmen. Am Samstag war das Wetter besser.

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