Ein Linksliberaler sagt der Rheurdter Politik Ade FDP-Mann Nielsen kandidiert nicht wieder für den Rat

Rheurdt · Andreas Nielsen hört als FDP-Fraktionsvorsitzender auf. In Zukunft würde er gerne bei den Liberalen in einem regionalen oder landesweiten Arbeitskreis zur politischen Philosophie mitarbeiten.

 Andreas Nielsen freut sich auf zukünftig mehr Zeit.

Andreas Nielsen freut sich auf zukünftig mehr Zeit.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Gerechtigkeit ist das Thema, das Andreas Nielsen seit seiner Jugend beschäftigt, soziale Gerechtigkeit. Nach seinem Abitur und zwei Jahren bei der Marine beschloss er, sich beruflich mit der Gerechtigkeit in der Praxis auseinanderzusetzen und privat mit der Gerechtigkeit in der Theorie.

1973 begann er mit 20 Jahren das Jurastudium in Bonn, um später als Rechtsanwalt in Rheurdt zu arbeiten. Parallel dazu las er sich in die politische Philosophie ein. Außerdem wurde er Kommunalpolitiker, zunächst als Sachkundiger Bürger im Bauausschuss, dann als Ratsherr und ab 2004 als FDP-Fraktionsvorsitzender. Mit der Kommunalwahl am 13. September hört Nielsen als Ratsherr und Fraktionsvorsitzender auf. Dann ist er 67 Jahre alt. Die Gerechtigkeit aber wird ihn weiter beschäftigen, in der Praxis, wie auch der Theorie.

„Ich bleibe Rechtsanwalt mit einer eigenen Kanzlei“, sagt der Familienvater, der seine Schulzeit in Düsseldorf und Neuss verbrachte, seine frühe Kindheit aber noch im badischen Mühlacker. Als Rechtsanwalt befasst er sich hauptsächlich mit dem Zivilrecht „Zivilrecht ist Interessenausgleich“, sagt der Rheurdter, der gerne zusammen mit seiner Frau Zeit im Garten verbringt. „Es ist immer sinnvoll, wenn die Parteien ein Einvernehmen suchen, um nicht vor Gericht zu landen.“

Wenn der gebürtige Badener bald dem Gemeinderat Ade sagt und mehr Zeit hat, kann er sich vorstellen, sich einem regionalen oder landesweiten Arbeitskreis anschließen, der über politische Philosophie spricht. „Wenn es einen solchen Arbeitskreis nicht gibt, kann ich einen gründen“, schmunzelt der Liberale, der über die Jungliberalen, denen er sich 1968 anschloss, zur FDP kam. „Mein Großvater ist nach dem Zweiten Weltkrieg einmal im Monat zu einem solchen Arbeitskreis nach Pforzheim gefahren. Dort konnte er lesen und sich austauschen. Das hat ihm gutgetan.“

Er zählt sich zu den Linksliberalen, zu den wenigen Linksliberalen, zusammen mit Gerhard Baum, wie er augenzwinkernd sagt. Diese Strömung entwickelte sich mit einer Wurzel in den USA während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren, um nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland bedeutend zu sein. „Leider gibt es heute kaum noch Linksliberale in der FDP“, bedauert Nielsen. „Der Linksliberalismus verbindet den Liberalismus mit der sozialen Gerechtigkeit. Anders als der Wirtschaftsliberalismus, der vor allem darauf schaut, dass es der Wirtschaft gut geht und glaubt, dass es damit auch Menschen gut geht.“ Aber der Mensch lebe nicht vom Brot allein, betont Nielsen. Er weiß, dass die Gerechtigkeit niemals vollständig zu erreichen ist. Das aber macht es für ihn reizvoll, sich für sie einzusetzen.

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