Neukirchen-Vluyn Amerikanerin lernt deutsche Jugendarbeit kennen

Neukirchen-Vluyn · Danielle Bartz ist beeindruckt vom deutschen Sozialsystem. Sie besuchte auch Einrichtungen des Erziehungsvereins.

Auf einer Deutschlandreise schaut die Amerikanerin Danielle Bartz (31) zurzeit hinter die Kulissen sozialer Arbeit - und erlebt dabei so manche Überraschung. Die Referentin des Council for Health and Human Services Ministries der United Church of Christ ist fünf Tage lange Gast der Diakonie Rheinland, Westfalen, Lippe. Neben diakonischen Einrichtungen in Düsseldorf besuchte sie jetzt den Neukirchener Erziehungsverein.

Direktor Hans-Wilhelm Fricke-Hein zeigte der Theologin eine Wohngruppe der Behindertenhilfe am Herkweg und die Einrichtung Haus Elim, wo Reittherapeutin Reinhild Biada einen Einblick in die Arbeit mit jungen Menschen und Pferden gab. "Solche Angebote gibt in der Heimerziehung in den USA nicht", sagte Danielle Bartz. In Gesprächen mit den Mitarbeitern beider Häuser zeigte sich, dass die Aufgaben diakonischer Arbeit in den USA ähnlich sind wie in Deutschland. Der Verband in den USA hat 75 Mitglieder mit rund 360 Einrichtungen und bietet mehreren Millionen Menschen soziale Hilfen an.

Erstaunt war Danielle Bartz über die Vorzüge des deutschen Sozialstaates, der sich bei der Finanzierung von sozialen Einrichtungen stark vom amerikanischen Gemeinwesen unterscheidet. In den USA spielt privates Engagement durch Spenden eine viel größere Rolle als in Deutschland.

Zwar ist es für Danielle Bartz bereits die zweite Informationsreise, die sie im Rahmen einer seit 2009 bestehenden Partnerschaft mit der Diakonie Rheinland, Westfalen, Lippe unternommen hat. Doch Grund zum Staunen über die Vielfalt sozialer Arbeit in Deutschland gibt es noch genug. "Ich bin immer wieder überrascht, wie stark der Staat das diakonische Engagement für sozial benachteiligte Familien und Kinder, für Obdachlose und Arme unterstützt", sagte Bartz. "Unsere Regierung gibt uns nur sehr wenig Fördermittel."

Beeindruckt zeigte sich der Gast auch von der Breite der Angebote des Erziehungsvereins in der Kinder- und Jugendhilfe, die von stationärer Jugendhilfe über ambulante Hilfen bis hin zur Individualpädagogik reichen. "Diese Vielfalt der Betreuung kennen wir nicht", erzählte die Referentin. "Bei uns wachsen diese Kinder und Jugendlichen größtenteils in Pflegefamilien auf. In Heimen bleiben sie in der Regel nicht länger als zwei Monate."

(RP)
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