Nettetal Zwei Nettetaler schreiben Mysterienspiel

Nettetal · In Kevelaer besteht die Wallfahrtstradition seit 375 Jahren. Die beiden Nettetaler Bastian Rütten (36) und Elmar Lehnen (50) erarbeiten dazu ihr Mysterienspiel "Mensch, Maria!". 300 Menschen wirken mit, darunter der Kalobrhi-Chor

 Der Bastian Rütten und der Kirchenmusiker Elmar Lehnen (r.) stellten jetzt den Mitgliedern des Kalobrhi-Chores erstmals ihr komplettes Mysterienspiel vor. RP-Foto: F. H. busch

Der Bastian Rütten und der Kirchenmusiker Elmar Lehnen (r.) stellten jetzt den Mitgliedern des Kalobrhi-Chores erstmals ihr komplettes Mysterienspiel vor. RP-Foto: F. H. busch

Foto: Theologe

300 Sänger, Musiker und Statisten verwandeln den Kapellenplatz in Kevelaer zur großen Bühne für die Muttergottes. "Die Geschichte Mariens ist eine ganz außergewöhnliche Geschichte, es ist die größte Geschichte der Menschheit", sagt der Nettetaler Theologe Bastian Rütten (36). Sie ist die Grundlage für ein mehr als zweistündiges Mysterienspiel "Mensch, Maria!", das Rütten mit dem befreundeten Kirchenmusiker Elmar Lehnen (50) verfasst hat. Zu sehen ist es im Jubiläumsjahr der Kevelaer Wallfahrten am 10. und 11. Juni. Dabei sind auch die Sänger des Nettetaler Chores Kalobrhi, den Elmar Lehnen leitet. Sie trafen sich jetzt zur ersten Probe in der katholischen Grundschule.

Bastian Rütten verspricht ein monumentales Erlebnis - nicht nur deshalb, weil einige Musikstücke an Filmmusik erinnern und tiefe Gefühle zu wecken vermögen. "Unser Werk ist keine Oper, kein Singspiel, auch kein Oratorium, sondern es ist etwas ganz Neues entstanden", sagt der Nettetaler. Neben alten Marien-Chorälen hat Elmar Lehnen auch Anleihen beim Jazz gemacht. Kombiniert zu den biblischen Geschichten werden auch Gedichte von Rainer Maria Rilke.

Im Fokus steht beim Mysterienspiel aber die menschliche Seite von Maria - daher haben Rütten und Lehnen auch den Untertitel "Ein Mysterienspiel zu einem ganz normal-besonderen Menschen" gewählt. "Die Idee entstand bei einem Essen", erinnert sich Bastian Rütten. Man sprach über das Wallfahrtsjubiläum und wollte etwas eigenes dazu beisteuern - etwas Großes.

Wie groß es werden würde, haben beide zu Beginn allerdings noch nicht geahnt: Seit anderthalb Jahren sind Lehnen und Rütten mit diesem Projekt beschäftigt, haben dazu "jede freie Minute" verwendet, schildert der Theologe. Er hat für insgesamt 13 Szenen die Texte geschrieben, Elmar Lehnen hat die Musik komponiert.

Was sie auch gemerkt haben: Der kreative Prozess entwickelt eine eigene Dynamik. Bastian Rütten nennt ein Beispiel: "Neben den Liedern merkten wir, dass wir einen Sprecher brauchten. Doch dieser genügte bald nicht mehr. Zu dem Sprecher gehörte auch ein Darsteller, aber dann musste es auch mehr als einer sein."

Inzwischen werden rund 300 Aktive am Mysterienspiel beteiligt sein: Neben einem sinfonischen Orchester, dem Rheinischen Oratorienchor, sind es der Chor Kalobrhi und der Theaterchor Niederrhein. Dazu kommen Solisten wie die Opernsänger Annette Gutjahr (Mezzosopran-Maria), Wiltrud de Vries (Sopran), Bernhard Scheffel (Tenor) und Alan Parkes (Bass). Für die geplanten Massenszenen werden zudem Anwohner aus Kevelaer einspringen.

Was Elmar Lehnen und Bastian Rütten wichtig ist: "Es ist ein professionelles Werk geworden." Neben der Uraufführung am 10. und 11. Juni soll es keine weiteren Darbietungen, etwa in Nettetal, geben.

Erst in fünf Jahren soll "Mensch, maria!" dann wieder in Kevelaer am Kapellenplatz vor hunderten Zuschauern gezeigt werden - dort, wo die Marienverehrung seit 375 Jahren jeden Tag mit neuem Leben erfüllt wird.

(busch)
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