Nettetal Zunächst 45 Flüchtlinge im Kneppenhof

Nettetal · Obwohl der Rat festgelegt hat, dass bis zu 120 Personen dort untergebracht werden können, kommt erst mal nur ein Drittel. Denn in Nettetal sinkt die Zahl der Flüchtlinge. Vor allem Familien sollen dort für maximal drei Jahre leben

Mit harten rhetorischen Bandagen haben vor allem Hinsbecker Bürger versucht, die Umwandlung des Kneppenhofes in Glabbach in eine Flüchtlingsunterkunft doch noch zu verhindern. Dutzende Anfragen und Beschwerden sowie die Forderung nach einem sofortigen Baustopp gingen beim Bürgermeister ein. Deshalb ließ Christian Wagner (CDU) bei der "Nette-Runde" im Hinsbecker Jugendheim jetzt die Leiterin der Bauaufsicht erläutern, weshalb alles rechtens ist.

Der Stadt ist der Bundesgesetzgeber zu Hilfe gekommen, erläuterte Frauke Köppen. Denn durch eine Gesetzesnovelle dürfen auch Gebäude in Gewerbegebieten als Wohnungen für Flüchtlinge hergerichtet werden - für einen begrenzten Zeitraum. Der Kneppenhof soll für maximal drei Jahre Flüchtlingsunterkunft sein. Mit Argusaugen hatten einige Anwohner die Sanierungsarbeiten beobachtet. Ihre Behauptung, es läge keine Genehmigung vor, erwies sich als nichtig. Sie braucht auch nicht da zu sein, wenn weniger als 300 Kubikmeter Schutt anfallen, erläuterte Köppen.

Die Pläne der Stadt, im Kneppenhof Wohnungen für Flüchtlinge einzurichten, hatten im Frühjahr Dutzende Bürger auf die Beine gebracht und zu Protesten in einer Ratssitzung geführt. Eine Beruhigung trat ein, als der Rat die Obergrenze auf 120 Personen festlegte, die dort untergebracht werden sollten. Und zwar vornehmlich Familien.

Bis Mitte Oktober sollen erst einmal für 45 Menschen Wohnraum geschaffen werden. Sie sollen in drei Wohneinheiten von jeweils 15 Personen untergebracht werden. Weiterer Bedarf sei derzeit nicht vorhanden, erläuterte Ina Prümen-Schmitz. Die Leiterin des Sozialamtes berichtete von stark zurückgehenden Flüchtlingszahlen. Waren am Jahresanfang 712 Flüchtlinge registriert, davon 200 in Notunterkünften, so sind es jetzt noch 406, davon 36 in der Notunterkunft Hauptschule Lobberich.

Der Rückgang auf der einen Seite führt zu einem Zuwachs bei den Zuwanderern mit genehmigtem Asylantrag. Diese Menschen brauchen nicht mehr als Flüchtlinge betreut zu werden, sondern müssen sich selbst um Wohnung und Arbeit kümmern. Allerdings räumte Prümen-Schmitz ein, dass viele von ihnen noch in den von der Stadt geschaffenen Unterkünften leben.

Nach der jüngsten Erhebung lebten am 31. August 137 Flüchtlinge in Breyell, 114 in Kaldenkirchen, 94 in Lobberich, fünf in Schaag, drei in Hinsbeck und keiner in Leuth. Dabei ist das ehemalige Hotel Majestic in Breyell mit 60 Plätzen die größte Unterkunft, gefolgt vom ehemaligen Terratec-Gebäude in Kaldenkirchen mit 48. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien (71), Irak (58), Albanien (37) und Afghanistan (32). 40 Prozent der Flüchtlinge sind Einzelpersonen, 58 Prozent kamen als Familie und zwei Prozent als Paare.

Die ehemalige Hauptschule Lobberich fällt ab Ende September weg; hergerichtet wird neben dem Kneppenhof gegenwärtig noch das Gebäude eines früheren Fitnesszentrums am Lötscher Weg in Breyell für rund 100 Menschen. Im früheren Gasthaus Dückers in Leutherheide haben inzwischen 35 Personen eine Bleibe gefunden. Fast fertig sind Neubauwohnungen für Flüchtlinge an der Breslauer Straße in Kaldenkirchen. Im kommenden Jahr soll dann überlegt werden, was mit dem übrigen Platz im Kneppenhof passieren soll, gab Bürgermeister Wagner an.

Gegenwärtig erfüllt die Stadt ihr Aufnahmesoll nur zu knapp 93 Prozent, so dass nach Prümen-Schmitz' Berechnungen eine Aufnahmepflicht für 33 Personen besteht. Das sollten vernünftigerweise die Flüchtlinge aus der Notunterkunft Hauptschule sein, die bisher immer als Durchgangsstation galt.

(mme)
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