Zirkuswoche an Grundschule Unterricht in der Manege

Nettetal · Die Mädchen und Jungen der Lambertusschule proben für ihren großen Auftritt als Jongleur oder Clown im Zirkuszelt. Auch ohne regulären Unterricht lernen sie in einer Woche viel Neues, etwa mutig zu sein und zusammenzuhalten.

 140 Mädchen und Jungen der Lambertusschule trainieren für ihre Auftritte in der Manege, zunächst den Einmarsch. Sie jonglieren, zeigen artistische Stücke und bringen die Zuschauer als Clowns zum Lachen.

140 Mädchen und Jungen der Lambertusschule trainieren für ihre Auftritte in der Manege, zunächst den Einmarsch. Sie jonglieren, zeigen artistische Stücke und bringen die Zuschauer als Clowns zum Lachen.

Foto: Julia Esch

Jongleure, Magier, Fakire und Akrobaten: Das kennen die meisten Kinder an der Lambertus-Schule in Breyell nur aus dem Zirkus von den Zuschauerrängen aus. Doch in dieser Woche können die Kinder im Alter von sechs bis 11 Jahren selbst in die Rolle der Zirkuskünstler schlüpfen. „Das organisieren wir zum zweiten Mal“, sagt Schulleiterin Anke Rölleke. „Das erste Mal war vor vier Jahren.“
Damals habe sie die Aktion bei der Grundschule in Lobberich gesehen. „Da dachte ich: Das ist auch was für uns“, sagt Rölleke. Mit dem Circus Zappzarap aus Leverkusen stellte die Schule damals ein Programm auf, in dem die Kinder in knapp fünf Tagen eine Show vorbereiten, ein Zirkuszelt auf dem Schulgelände aufgestellt wird und die kleinen Artisten am Freitag und Samstag eine Show vor Publikum präsentieren. Regulärer Unterricht findet in dieser Zeit nicht statt – stattdessen wird in den Klassenzimmern und im Zelt geprobt. „Aber die Kinder lernen in diesen Tagen sehr viel“, sagt Rölleke.
In einer Gruppe gemeinsam an einer Nummern für die Vorstellung arbeiten, neues ausprobieren, Mut fassen und sich an etwas versuchen, was man gerne können möchte: Für die Kinder sei die Zirkuswoche auch aus pädagogischer Sicht eine wertvolle Erfahrung, sagt Rölleke: „Die Teams wachsen in dieser Zeit richtig zusammen.“ Und für die Kinder sei es eine überwältigende Erfahrung, in der Manege die Kunststücke aufzuführen, die sie sonst nur vom Zugucken kennen. Akrobatik am Trapez oder mit Leitern, balancieren auf einer Kugel, die fast so groß ist wie manche Kinder selbst, eine Vorstellung mit Fackelstangen, Clowns: Zum Repertoire gehört im Kinderprogramm alles, was ein Profizirkus mit Erwachsenen auch aufführt.
Bevor die 140 teilnehmenden Kinder wählen dürfen, welche Zirkus-Elemente sie in den nächsten Tagen erlernen möchten, führen Lehrer und Eltern eine Show auf. Da läuft nicht alles glatt: „Ein paar Stellen haben wir Erwachsenen verpatzt“, sagt Rölleke. Dies sei aber gut, sagt Theaterpädagoge Twin vom Zirkus-Team anschließend: „So lernen die Kinder, dass es nicht schlimm ist, wenn mal ein Fehler passiert.“
Twin leitet die ersten Proben am Dienstag mit einem Grundkurs für den Manegen-Einmarsch ein. Immer bis ganz nach vorne an den Manegen-Rand gehen, mit einem breiten, strahlenden Lächeln, und dabei winken: Klingt zunächst simpel. Doch bei 140 Kindern braucht es ein paar Anläufe, bis der Einmarsch richtig klappt. Danach teilen die „kleinen Einhörner“, wie Twin die Kinder vor Beginn der Proben tauft, sich in Gruppen auf.
Anfangs ist es es chaotisch: Manche der Kinder wissen nicht mehr, zu welcher Gruppe sie gehören, andere nicht mehr, wo sie ihre finden. Doch insgesamt 15 Erwachsene, neun Lehrer und sechs Mütter und Väter, schaffen in wenigen Minuten Ordnung. „Ohne die Mithilfe der Eltern wäre die Zirkuswoche kaum möglich“, sagt Rölleke. Manche Eltern nehmen sich auch Urlaub für die Woche. „Vor vier Jahren habe ich neben der Arbeit mitgeholfen“, sagt Silke Terporten. Damals hat ihr Sohn mitgemacht, der mittlerweile im fünften Schuljahr ist. „Diesmal habe ich mir die Tage frei genommen. Es macht einfach Spaß, den Kindern bei den Vorbereitungen zuzuschauen und mitzumachen.“ Die 39-Jährige übt während der Zirkuswoche mit den Kindern Jonglieren mit bunten Tüchern, die im Schwarzlicht in der Manege wie bunte Flammen aussehen werden. Dieses Jahr macht ihre Tochter Sophia (8) beim Zirkus mit.
Um die Aktionswoche zu ermöglichen, brauche es knapp zwei Jahre Vorlauf, sagt Rölleke. Unter anderem auch, weil rund 10.000 Euro dafür zusammenkommen müssen. „Für unsere Schule ist das schon eine ordentliche Summe“, sagt die Schulleiterin. Möglich sei die Finanzierung unter anderem durch Sponsoren. Ins Budget würden auch die Einnahmen aus etlichen Schulaktionen wie beispielsweise dem Martinsmarkt fließen. Beim Auf- und Abbau des Zirkuszelts helfen die Jungschützen und die Landjugend vor Ort. Ziel sei es, jedem Kind während seiner Zeit in der Lambertus-Schule eine Teilnahme in dem Zirkus-Projekt zu ermöglichen. Rölleke: „Die Kinder, die vor vier Jahren dabei waren, reden heute noch davon.“

Info

Vorstellungen am Freitag und Samstag

Show Die Vorstellungen finden statt am Freitag, 24. Mai, um 18 Uhr, am Samstag, 25. Mai, um … im Zirkuszelt auf dem Hof der Lambertus-Schule an der Biether Straße 17.

Zirkus Der Circus Zappzarap bietet unter dem Motto „Kannst Du nicht war gestern!“ Zirkus-Workshops für Schulen an, als eigenes Schulprojekt oder Ferienprogramm, aber auch für Unternehmen. Die Veranstaltungen haben einen pädagogischen Ansatz und sollen unter anderem zur Stärkung des Teams und sozialer Kompetenzen beitragen.

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