Nettetal Wildschweine sind sehr schlau

Nettetal · Die Folgen des Klimawandels mit milden Wintern sowie bestimmte Strukturen der Landwirtschaft fördern die explosionsartige Vermehrung der Schwarzkittel. Bauern und Jäger suchen auf Kreisebene gemeinsam Lösungen.

Wildschweine leben in unserer Region wie im Schlaraffenland. Ihr Bestand ist in den vergangenen zehn Jahren explosionsartig in die Höhe geschnellt. Die Folgen: Landwirte klagen über Schäden, sie haben Angst vor der Schweinepest. Daher setzten sich Vertreter der Kreisbauern- und Kreisjägerschaft mit den Eigenjagdbesitzern und der Jagdgenossenschaft in der "Brüggener Klimp" an einen Tisch.

Dr. Michael Petrak von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung sollte den Weg aus dem Dilemma weisen. Wildschweine seien Gewinner des Klimawandels. Milde Winter mit wenig Schnee haben zur Folge, dass junge und schwache Tiere die Jahreszeit unbeschadet überstehen. Und die Tiere finden mehr als ausreichend Futter.

Gewinner des Klimawandels

Der wegen des Klimawandels forcierte naturnahe Waldumbau schaffe ideale Rückzugsgebiete. Das erschwert die Jagd. Dazu komme der Wandel in der Agrarwirtschaft. Der Anbau von Energiepflanzen biete Wildschweinen fast ganzjährig Nahrung und Deckung, "auch das erschwert die Bejagung". Das gute Nahrungsangebot fördere die Vermehrung. "Ohne Jagd würden sich die Bestände um 300 Prozent in einem Jahr steigen", sagt Petrak. Das hat zur Folge, dass sie ihre Gebiete ausweiten. "Wildschweine fallen in Ballungsräume ein und stehen zwischen Kinderspielplatz und Kirche", formulierte er.

Günter Baumeister, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, appellierte an Jäger und Landwirte, mehr zu kooperieren. "Wir müssen die Wildschweine intensiv bejagen", mahnte Petrak, "sie sind alles andere als dumm, es sind sogar hochintelligente Tiere". Gegen die Schweinepest helfe vor allem Hygiene, mahnte Petrak die Jäger. "Es muss eine Unterbodenwäsche stattfinden, sonst schleppen die Radkappen das Virus wochenlang mit."

Weil im Grenzwald die Wildschweinpopulation rasant steige, sei die scharfe Bejagung des Schwarzwildes unerlässlich. Jagdgenossenschaften sollten sorgfältig die Pächter aussuchen. "Jäger müssen Zeit haben zu jagen", so der Experte. Den Landwirten legte er ans Herz, Schussschneisen im Maisfeld so zu gestalten, dass der Jäger an der Seite anlegen kann. "Ein Maisfeld ist sehr schwer zu bejagen. In der Lüneburger Heide mit dem niedrigen Heidebewuchs beispielsweise, hat man da keine Probleme", erläuterte Günter Baumeister.

Ein stimmiges Rezept bekamen die Jäger und Landwirte nicht mit auf den Weg, dafür aber viele Informationen und Ratschläge. Der wichtigste aus Sicht Petraks: Jäger und Landwirte müssen aufeinander zugehen.

(RP)
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