Nettetal Wilde Hatz auf dem Taubenberg stoppen

Nettetal · Mountainbiker lieben das unwegsame Gelände auf den Hinsbecker Höhen. Die Stadt will die Rennfahrerei durch das Naturschutzgebiet im Wald beenden. Es gibt aber Zweifel, dass dies gelingen kann.

Manchmal wird die weitläufige Wald- und Seenlandschaft, auf die Nettetal berechtigterweise stolz ist, für die Stadt zum Fluch. Denn nicht jeder Bürger geht sorgsam mit der Natur und ihren Besonderheiten um. Es gibt Menschen, für die Natur ausschließlich Kulisse ihrer Selbstverwirklichung ist. Sie wird verbraucht, solange sie etwas hergibt. Hat sie ausgedient, wird sie verlassen. Angerichtete Schäden überlässt man der Allgemeinheit.

Das Gebiet um den Taubenberg in Hinsbeck erfreut sich seit Jahren einer an dieser Stelle zweifelhaften Freizeitbeschäftigung: Mountainbiker hetzen durch die Wälder, schnaufen Steigungen hoch und jagen Abhänge hinunter. Es geht über Stock und Stein, denn das ist der Kitzel, von dem der Radsport im Gelände lebt. Im Internet schwärmen Radler so von der tollen Strecke in Hinsbeck, dass sie weitere Mountainbiker anlocken – zum Unwillen der Waldbesitzer, Förster, Natur- und Landschaftsschützer und zahlreicher Spaziergänger. So mancher harmlose Wanderer konnte sich zuletzt nur mit einem beherzten Sprung hinter einen Baum vor Geländeradlern in Sicherheit bringen.

Für die Stadt ist das Maß voll. Auf Initiative der SPD-Fraktion will sie den uneinsichtigen Mountainbikern das eine oder andere Stöckchen in die Speichen schieben. Allerdings sind Kontrollen und aktives Einschreiten nur bedingt möglich. Die Polizei und die Forstbehörde winken mit Hinweis auf ihre personelle Situation ab. Abpollern kann man das Gelände auch nicht. "Die suchen sich doch sofort einen anderen Weg", hieß es im zuständigen Fachausschuss.

Das Dilemma liegt auf der Hand: Es gibt Rechtsvorschriften, die aber nur bedingt durchgesetzt werden können, und zwar nicht nur, weil das kontrollierende Personal fehlt. Es fehlt schlicht an einem Instrumentarium, das wirksam gegen Naturfrevel eingesetzt werden könnte.

So ist Radfahrern verboten, Waldwege zu verlassen. Der Taubenberg befindet sich im Naturschutzgebiet. Hier gelten noch wesentlich mehr Einschränkungen. Aber das ficht die Mountainbiker nicht an. Es interessiert sie schlicht nicht, ob sie gegen Regeln verstoßen. Die Androhung von Bußgeldern für diejenigen, die erwischt werden, wird die wenigsten Radler beeindrucken. Die Stadt will künftig über ihren Außendienst vor allem an Wochenenden häufiger in dem Waldgebiet anwesend sein. Zugesichert hat der Kreis, dass der Landschaftswächter sich ebenfalls intensiver in dem Gebiet aufhalten wird. Die Überlegung, Hinweisschilder aufzustellen, hat die Stadt verworfen. Man weiß nur zu genau, dass sie die Biker nicht beeindrucken würden.

Christian Stein, Vorsitzender im Fachausschuss, warf die Frage auf, wie lange die Stadt die zunehmenden Rücksichtslosigkeiten noch hinnehmen müsse. Nicht nur am Taubenberg, auch rund um den Wittsee und in anderen sensibleren Gebieten seien zum Teil schwere Verstöße zu beobachten. Freilaufende Hunde, in Wälder hineingeparkte Fahrzeuge, Verstöße gegen Festlegungen für Landschafts- und Naturschutzgebiete seien an der Tagesordnung. Nur in ganz seltenen Fällen zeigten sich angesprochene Bürger einsichtig, vielfach gebe es sehr aggressive Gegenreaktionen. "Sport und Bewegung in der Natur darf nicht auf ihre Kosten gehen", sagte Stein.

FRAGE DES TAGES

(RP)
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