Nettetal Wildblumen – eine Alternative zum Rasen?

Nettetal · Heinz Tüffers, Ortsvorsitzender des Nabu, plädiert für Wildblumenwiesen an Straßenrändern. Sie böten viele Vorteile gegenüber Rasen. Diskutieren wird darüber auch die Politik.

 Heinz Tüffers, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Nettetal, pflegt auch auf dem Naturschutzhof eine Wildblumenwiese.

Heinz Tüffers, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Nettetal, pflegt auch auf dem Naturschutzhof eine Wildblumenwiese.

Foto: horst siemes

Sie sehen schön aus, sind leicht zu pflegen, und darüber hinaus bieten sie vielen Insekten einen Lebensraum – Heinz Tüffers, Ortsvorsitzender des Nettetaler Nabu hat gleich mehrere Argumente für Aussaaten von Wildblumensamen. Auch auf öffentlichen Flächen, die brach liegen, oder auch an Straßenrändern böte sich das an, meint er. Am Caudebec-Ring in Lobberich gibt es bereits eine Wildblumenwiese, die vom städtischen Grünflächenamt errichtet wurde und vom Baubetriebshof gepflegt wird. "Dort gab es einen alten Heckenbestand. Problematisch war, dass immer wieder Samen von Kräutern dazwischen gefallen sind und sich Gestrüpp gebildet hat. Die Sträucher wurden daher ausgerissen und zehn bis 15 Zentimeter vom Mutterboden abgetragen. Darauf kam ein Kies-Sand-Gemisch, auf dem die Wildblumen sehr gut wachsen und gedeihen", erklärt Tüffers die Vorgehensweise. Kornblumen, Klatschmohn, Margeriten und Wiesensalbei blühen am Caudebec-Ring mittlerweile. "Dabei sind wir erst im zweiten Jahr nach der Aussaat. Im vierten Jahr wird es noch bunter werden", sagt Tüffers.

Seiner Meinung nach könnten Wildblumensamen auch auf anderen Flächen in der Stadt ausgesät werden, zum Beispiel an Straßenrändern. In der Gemeinde Haar bei München wurden in den vergangenen Jahren mehrere Straßen naturnah umgestaltet, auch beim Straßenneubau achtete die Gemeinde darauf, dass rund um Baumpflanzungen eine Schicht Kies angelegt wurde, die einen geeigneten Untergrund für die Samen bildet. Für die Pflege beziehen die Haarer auch Schulklassen mit ein. Kosten werden dort dadurch gespart, dass die Fläche nur einmal jährlich gemäht werden muss, wohingegen Rasen bis zu zehn Mal pro Jahr gemäht werden muss (Quelle: Natur & Garten, April 2008).

Heike Meinert vom Grünflächenamt hält die Wildblumenwiesen lediglich auf bestimmten Flächen für sinnvoll. "An Straßenrändern, wo es beengt ist, ist es besser, Rasen anzulegen", sagt sie. "Es kommt ganz auf den Charakter der jeweiligen Straße an. In ländlichen Gebieten sind Blumenwiesen eher vorstellbar." Auch auf Parkplätzen zwischen den einzelnen Parkreihen seien Blumemaussaaten denkbar. Die Kosten sieht Meinert jedoch im Vergleich von Wildblumenwiesen zu Rasenflächen als deutlich geringer. Sie schätzt, dass die Pflege, also vorrangig das Mähen und Wegräumen des geschnittenen Grüns, bei einer Blumenwiese nur halb so viel kosten würde wie bei der Pflege von Rasen. Die Blumenwiesen wären demnach auch mit weniger Personal zu bewirtschaften.

Den größten Anteil an den Gesamtkosten dürfte die Anschaffung des Saatgutes ausmachen, denn ein Kilogramm hochwertiger Samen kostet rund 100 Euro. Die Mehrkosten für das Saatgut bei der Neuanlage einer Wiese seien aber kaum beachtenswert, relativiert Meinert. Denn pro Quadratmeter würden nur zwei bis fünf Gramm Saat benötigt.

Probleme sieht Meinert allerdings bei der Optik: "Zwischen den Mahden sind die Flächen weniger attraktiv, zum Beispiel, wenn sie verblühen oder wenn es regnet und das hochgewachsene Grün über die Straßenränder hängt." Zudem könne so auch der Verkehr gefährdet werden, wenn die Halme auf die Fahrbahn ragen.

Das Thema wird die Politik noch in einer der kommenden Sitzungen des Umweltausschusses beschäftigen. FRAGE DES TAGES

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort