Serie Unsere Naturschützer Die Natur ist ihr Arbeitsplatz

Nettetal · Wiebke Esmann leitet seit 2005 den Nabu-Naturschutzhof und koordiniert die Arbeit der Ehrenamtler.

„In erster Linie mache ich Bildungsarbeit“, umschreibt Wiebke Esmann ihr Aufgabenfeld.

„In erster Linie mache ich Bildungsarbeit“, umschreibt Wiebke Esmann ihr Aufgabenfeld.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Regenpause. Die seltenen spätherbstlichen Sonnenstrahlen locken nach draußen. Wiebke Esmann setzt sich auf die halbwegs trockene Bank an der Blumenwiese. Über den letzten Blüten vorm Insektenhaus summen noch Bienen, am Apfelbaum turnt kopfunter ein Kleiber. „Einen Lieblingsplatz habe ich hier eigentlich nicht, der Naturschutzhof hat so viele Stellen, an denen ich gerne bin“, sagt sie, lächelt und wischt sich eine Locke aus der Stirn. Wer kann so etwas schon sagen von seinem Arbeitsplatz?

Seit 2005 ist Esmann Leiterin des rund zwei Hektar großen Nabu-Naturschutzhofes, der unter anderem Naturerlebnisraum, Ausflugsziel, Umweltbildungsstätte und Regionalzentrum im Landesnetzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung ist. „In erster Linie mache ich Bildungsarbeit“, umschreibt sie ihr Aufgabenfeld.

Das soll heißen: Menschen für die Natur interessieren und für den Naturschutz motivieren, Multiplikatoren weiterbilden in Sachen Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit, Programme des Naturschutzhofs entwickeln, Veranstaltungen und Aktionen durchführen, Ehrenamtler und Freiwilligendienstler koordinieren. „Ich habe Hochachtung vor allen, die sich mit großem Engagement im Naturschutz einbringen“, sagt sie. Für Esmann ist ihre Arbeit ein Wechselspiel: „Ich bringe mich ein in die Arbeit, andersherum prägt mich die Arbeit“, analysiert sie. Da passt es, dass sie „eh möglichst nachhaltig und klimafreundlich“ lebt, „auch in Kleinigkeiten, wenn es eben geht, nutze ich zum Beispiel das Rad“. So fällt es nicht schwer, überzeugend und authentisch rüberzukommen, hofft Esmann, die gerne Musik hört und, was nicht wundert, Wandern als Hobby nennt.

Naturverbunden sei sie, sagt die 44-Jährige, von jeher: Aufgewachsen südlich von Hamburg, als Kind immer draußen, auch mit der Familie, häufig im Wald: „So was prägt.“ Tiere mag sie „eigentlich alle“, ob Frösche, Vögel oder Spinnentiere: „Auf der Wiese eine Wespenspinne in ihrem Netz zu beobachten, wunderschön!“

Es dürfe nicht sein, dass diese Natur arg gebeutelt werde durch Eingriffe des Menschen: „Wie es anders geht, zeigen wir auf dem Naturschutzhof, durch Beispiele von Biotopen, aber auch von Bauern- und Obstgärten, wie sie früher üblich waren, naturnah eben.“ Klingt wie ein Motto „Zurück zur Natur“, ist aber wohl eher gemeint wie: „Der Natur etwas zurückgeben.“ Genau das ist Esmanns Metier, hat sie doch in Osnabrück Landschaftsgestaltung studiert.

Nachdenklich und still wirkt sie bei Themen wie Umweltzerstörung, die schlanke, drahtige Frau. Und dann wieder quirlig, lachend, kaum zu stoppen im Redefluss: „Hier sieht man ja, wie vielfältig Natur auch im landwirtschaftlichen Bereich sein kann.“ 15 alte Apfelsorten auf dem Gelände, eine Frucht leckerer und gesünder als die andere: „Einen Lieblingsapfel habe ich nicht, da könnte ich mich kaum entscheiden, sie schmecken allemal besser als aus dem Supermarkt.“

Natur als gestalteter Lebensraum, Bildungszentrum, Koordinationsstelle – für Esmann wird es auf dem Nabu-Hof nie langweilig, zumal „immer wieder neue Projekte in Angriff genommen werden“. Da ist sie mit all ihrer Erfahrung gefordert – und stößt doch mitunter an ihre Grenzen, etwa bei Veranstaltungen für die Kleinen: „Kinder bringen mich oft zum Staunen, bei manchen ihrer Fragen muss ich passen“, gibt sie zu und schmunzelt: „Woher soll ich zum Beispiel wissen, wie Käfer schlafen?“ Also müsse sie sich sachkundig machen: „Wer mit Natur und Ökologie zu tun hat, der lernt nie aus.“

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