Nettetal Wie sich Osterbräuche in der Region entwickelt haben

Nettetal · Das Brauchtum rund um das Osterfest hat die Gespräche der letzten "Stammtischrunde" in Lobberich bestimmt. Die kirchliche Prägung des Osterfestes ist jedoch weitgehend verloren gegangen. Beim Brauchtum muss man in katholischen Gemeinden am Palmsonntag beginnen.

In den Gottesdiensten wurden Palmzweige gesegnet, die jeder mitbrachte und anschließend daheim hinter das kleine Weihwasserbecken im Schlafzimmer steckte. Neues Weihwasser gab es am Karsamstag. "Das floss von der Paramentenkammer durch ein Rohr in eine Wanne hinter der Kirche", erinnerte sich Hermann-Josef Müller (84). Lore Schmitter hatte in den 1950er Jahren beobachtet, wie junge Leute mit Wasser aus der Nette ("an der Geisterbrücke rausgeholt") nach Hause zogen, um sich damit zu waschen. Hatten Vertriebene diesen Brauch mitgebracht, den es in einigen deutschen Regionen gibt? Folgt man Karl Hörnschemeyer, der ab 1960 Volksschullehrer war, dann hat es Osterfeuer und Prozession in die Kirche ("Lumen Christi") erst ab Ende der 1960er Jahre gegeben. Dem widersprach Hans-Jürgen van Hasenhorst, Jahrgang 1943: "Ich bin als Sängerknabe Mitte der 50er doch henger de Kerz herjetrokke".

Und das Ei? Es hat in der Kulturgeschichte eine lange Tradition als Ursprungsort des Menschen oder gar des Universums. Es wurde angemalt und "auch mit alten Krawatten umwickelt oder mit Ausschussware, die es bei Birgelen gab". Zu Ostern wurden so viele Eier gegessen, weil sie in der Fastenzeit nicht gegessen werden durften. Ach ja - der Osterhase. Der Hase galt von Alters her als Symbol für Christus (Byzanz). Als Backform wurde ihm oft ein Ei aufs Auge gedrückt: der Osterhase, der die Eier bringt. Am Gründonnerstagabend "flogen" die Glocken nach dem Gloria im Gottesdienst nach Rom, um erst in der Osternacht zum Gloria zurückzukehren. Am Karfreitag herrschte Grabesstille. Trotzdem haben die Bauern die Ställe gekälkt, um Ostern alles frisch zu haben, haben Hausfrauen oft Wäsche draußen zum Trocknen aufgehängt, um "die Evangelischen" zu ärgern. Für sie ist Karfreitag der höchste Feiertag. Dennoch stellte Pastor Peter Werth ab 1949 evangelischen Christen die Pfarrkirche St. Sebastian für den Karfreitagsgottesdienst zur Verfügung. Das Bethaus an der Friedrichstraße war viel zu klein, erinnerte sich Hans-Jürgen van Hasenhorst.

Zu Ostern zeigten die Männer beim Kirchgang oder Spaziergang "ihren neuen Anzug - ohne Überzieher, egal wie kalt es war", erzählte Hermann-Josef Müller. Die Jungs trugen wieder kurze Hose. Für die Jugend war der Ostermontag wichtig, denn "Posch-moanich jing de Jaut wörr op": Es fand nach der Fastenzeit Tanz bei Ludwigs am Nettebruch statt, Mädchen und Jungen durften sich näher kommen.

(mme)
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